Anonym bewerben – auf geheimer Jobsuche

Frau anonymisiert - anonymisierte Bewerbung
Frau anonymisiert

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In Ländern wie den USA gehört sie bereits zum Pflichtprogramm: Die anonymisierte Bewerbung. Sie sorgt für eine faire und vor allem vorurteilsfreie Durchführung des Bewerbungsverfahrens. Da Informationen, wie die Nationalität und das Geburtsdatum des Bewerbers, entfallen können Personaler ihre Arbeit verrichten, ohne voreingenommene Entscheidungen zu treffen. Eigentlich eine gute Idee. Denn was sollte gegen eine faire und vorurteilsfreie Bewerbung sprechen? Und wieso wird sie uns in Deutschland vorenthalten? Erste Versuche hat es zwar gegeben, durchgesetzt hat sich die anonyme Bewerbung bisher jedoch nicht.

Welche Erfahrungen zu einer weitgehenden Ablehnung der anonymisierten Bewerbung geführt haben und viele weitere Antworten zum Thema „anonym bewerben“ sind in den folgenden FAQ zu finden.

Was ist eine anonymisierte Bewerbung?

Bewerbungen, die als anonymisiert bezeichnet werden, enthalten keine Informationen, welche den Bewerber in irgendeiner Form beschreiben oder kenntlich machen könnten.

Diese sind unter anderem:

  • der Name
  • das Bewerbungsfoto
  • das Geschlecht
  • die Nationalität
  • das Geburtsdatum
  • die persönlichen Interessen

Davon sind die beruflichen Leistungen jedes Aspiranten natürlich ausgeschlossen. Sie gelten in diesem Fall als einziger Anhaltspunkt, welcher zu einer Entscheidung des Personalers beitragen kann. Außerdem werden gewisse Stationen auf der Karriereleiter bewusst ausgelassen. Zu ihnen zählt zum Beispiel der Wehrdienst, da das Geschlecht des Bewerbers durch seine Erwähnung enthüllt werden würde.

Wem nützt eine anonymisierte Bewerbung?

Die Vorteile einer anonymisierten Bewerbung liegen klar auf der Hand. Der Name ist nun mal Programm und lockt Bewerber in geheimer Mission durch die Möglichkeit der Verschleierung ihrer Identität. Dabei passt sie sich perfekt jedem Aspiranten und seinen eigentlichen Schwächen an. Ältere Menschen haben durch die fehlende Erwähnung ihres Geburtsdatums zum Beispiel nicht nur eine bessere Chance auf eine neue Beschäftigung, sondern auch einen deutlichen Nutzen, da ihre gesammelten Erfahrungen so noch stärker ins Licht gerückt werden. Das Geschlecht spielt somit ebenfalls keine Rolle, egal, um welches Berufsfeld es sich handelt. In gewisser Weise kann daher jeder Mensch einen Vorteil aus einer anonymisierten Bewerbung ziehen. Auch Bewerbungsfotos gehören mit ihr der Vergangenheit an. Durch das Fehlen eines Fotos werden die Personaler nicht von unterschwelligen Einflüssen abgelenkt und erreichen dadurch einen anderen Horizont.

Wie verlief der deutsche Test?

In Deutschland betrat die anonymisierte Bewerbung mit ihrem Testlauf Neuland. Das Pilotprojekt wurde dabei von insgesamt 8 Unternehmen durchgeführt. Selbst bedeutende Vertreter wie der französische Konsumgüterkonzern L´Oréal und die Deutsche Telekom befanden sich unter ihnen und ließen sich auf das Experiment der Antidiskriminierungsstelle ein. Jedes teilnehmende Unternehmen widmete dabei ein Jahr der anonymisierten Bewerbung und nahm in seinem Verlauf keine weiteren Bewerbungsunterlagen an.
Das Ergebnis war positiv und stimmte vor allem die Personaler zufrieden. Es brachte jedoch auch merkliche Kritikpunkte mit sich, welche bei einigen der Unternehmen letztendlich zu einer Ablehnung der anonymisierten Bewerbungsunterlagen führten.

Pluspunkte der anonymisierten Bewerbung:

  • zufriedene Personaler: Keine Ablenkung durch subjektive Eindrücke

Kritikpunkte der anonymisierten Bewerbung:

  • Lücken im Lebenslauf durch das Fehlen geschlechtsspezifischer Angaben
  • vielfältige Einstellungen unmöglich (Frauenquote usw.)
  • gezielte Einstellungen unmöglich (ausländische Fachkräfte usw.)
  • Charakter und Persönlichkeit unkenntlich (wichtig für Familienbetriebe, kleine Läden)

Lediglich 4 Betriebe behielten das anonyme Verfahren bei. Unter ihnen befindet sich keiner der bereits genannten namenhaften Teilnehmer. Im Endeffekt wurden 246 der 8550 geprüften Bewerber angeworben.

Fazit

Insofern scheint es, als wäre der deutsche Arbeitsmarkt noch nicht bereit für ein anonymes Bewerbungsverfahren und muss daher vorerst auf dessen Vorzüge verzichten. Der Charakter und die Persönlichkeit eines Bewerbers sind und bleiben die Dreh- und Angelpunkte der hiesigen Bewerbungsschreiben, wenn es um die Einstellung eines neuen Mitarbeiters geht. Wer sich in nächster Zeit auf seinen auf Jobsuche begibt, sollte sich daher darauf einstellen, seine Person auf eine professionelle sowie angemessene Weise zu vermarkten und keinen Punkt auszulassen.