Arbeiten im Ausland

Frau auf Berg: Arbeiten im Ausland

Oder: Ex patria eicere – Global professionals on the move

Arbeiten im Ausland - arbeitend die Welt entdecken

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Expatriates sind, zur kurzen Begriffsklärung, Arbeitnehmer, die von einer international agierenden Firma für mind. ein Jahr, oder für mehrere Jahre, in eine Zweigstelle ins Ausland versetzt werden. Kurzum sind es Arbeitnehmer, die für ihr Unternehmen eine gewisse Zeitspanne im Ausland arbeiten.

Nach dem Ende der eigentlich angesetzten Arbeitszeit im Ausland heißt es für den Expat (übrigens aus dem Lateinischen von ex patria eicere – in die Verbannung schicken), wie diese Personen kurzum genannt werden, dass er entweder wieder zurück in sein Heimatland kehren kann, oder ein weiteres Mal – eventuell sogar in einem anderen Land – eingesetzt wird.

Worum es nun geht:

Seit 2010 arbeitet die Hydrogen Group mit dem ESCP Europe zusammen und befragt in verschiedenen Ländern Menschen in unterschiedlichen Unternehmenspositionen, Expatriate oder solche, die es noch werden wollen, mit verschiedenen Bildungsabschlüssen bezüglich ihrer Einstellung zu dem Thema Arbeiten im Ausland. Themen sind unter anderem:

  • Welche Befürchtungen haben Arbeitnehmer vor der Arbeit im Ausland?
  • Bietet eine Position als Expat bessere Perspektiven für die Karriere?
  • Welche Barrieren müssen für ein solches Stellenangebot überwunden werden und welche Herausforderungen halten von einem solchen Job ab?
  • Welche Gründe gibt es für die Annahme von Jobs im Ausland?
  • Welche Städte und Länder sind beliebt?

Im Mai diesen Jahres wurde die Studie veröffentlicht und steht u. a. hier zur Verfügung.

Zusammengefasst sehen die Ergebnisse wie folgt aus:

Mittlerweile sind 235 Millionen Arbeitnehmer bereits Expatriate, beziehungsweise daran interessiert internationale Erfahrungen zu sammeln. Die Zahl derer, die bereit sind, für den Job ins Ausland zu gehen, hat sich dabei mehr als verdoppelt und stieg so von 16% im Jahr 2010 auf 35% 2014.

Überdies sind 25% der Überzeugung, dass die Arbeit im Ausland für ihre Karriere förderlich gewesen ist. 83% geben sogar an, dass Auslandserfahrungen (sei es nun im Studium, durch Praktika, oder als Expatriate) für ihre Firma elemtentar wichtig sind.

Alev Klivic, Tutor bei ESCP Europe, sagt dazu:

„The current economic climate has proved less of an obstacle and more of an opportunity to gaining international experience. As companies speed up expansions into new geographies and markets, the demand for qualified and experienced professionals is intensifying. Companies are increasingly taking a global outlook and they need people with international experience to spearhead market extension.”

Die Erhebung zeigt zudem, dass es neben den Karriereperspektiven für Arbeitnehmer weitere Argumente gibt, die die Arbeit im Ausland attraktiv machen. Zu den meistgenannten Gründen, um sich für einen bestimmten Ort (global, nicht nur in einem bestimmten Kontinent, wie bspw. Europa) zu entscheiden, gehören:

  1. Der Lifestyle, der erwartet wird (31%)
  2. Die Perspektiven, die Jobs in dem bestimmten Land/innerhalb der Stadt bieten (21%)
  3. Die Kultur (12%)

Ade Brake, einer der teilnehmenden Expatriate, rät dabei:

„[…] but if you are moving to a new city it’s important to have an open mind and be willing to absorb the local culture.“

Die genannten Gründe könnten ausschlaggebend dafür gewesen sein, dass London derzeit (vor New York) zum beliebtesten Ziel im Ausland für Arbeitnehmer geworden ist. Beachtlich ist jedoch, dass die United States die Skala der Top 10 Länder für (angehende) Expatriate anführen und Großbritannien lediglich auf Platz 2 verweilt. Deutschland scheint weniger attraktiv für Arbeitnehmer anderer Länder zu sein und landete lediglich auf Platz 6.

Ein weiteres Vorurteil konnte des Weiteren mit dieser Studie beseitigt werden. Während 2010 noch überwiegend hochqualifizierte und stark professionalisierte Mitarbeiter ins Ausland entsendet wurden, sehen für 2014 die Zahlen wie folgt aus:

Expats, die sich noch im Ausland befinden: 44% Master- oder Bachelor-Abschluss

oder bereits wieder zu Hause sind: 56% Master- oder Bachelor-Abschluss

Der Gesamtanteil an anderweitig professionalisierten Arbeitskräften, oder MBAs liegt derzeit bei 17% – wohingegen es 2010 noch 30% gewesen sind.

Der Wandel kann u. a. damit begründet werden, dass nicht mehr nur den sogenannten Professionals die Möglichkeit gegeben wird, sich im Ausland weiterzubilden.

Panos Beretsos bestätigt, dass nicht nur die eigene Karriere, sondern auch das eigene Wissen durch seinen Umzug gefördert wurde:

„Career wise my current role has been a great step forward offering me the opportunity to develop a number of skills and competencies and take on a greater responsibility.”

Bei all den Vorzügen und Vorteilen, die sich durch Expats-Erfahrungen bieten, stellt sich schlussendlich die Frage, warum viele noch Befürchtungen haben und nicht für den Job ins Ausland gehen wollen. Die Antwort darauf liefert ebenfalls die Erhebung der Hydrogen Group:

    • Angst vor schlechten Jobmöglichkeiten: 2010 waren es noch an die 50%, die diese Antwort gaben. 2014 sind es 24%.
    • Der Umzug sowie Umzugsformalitäten: 2010 – 20%, 2014 – 12%
    • Soziale Gründe (Familie, Beziehung/en, Freunde): 2010 – 40%, 2014 – 24%

Es zeigt sich anhand der Zahlen, dass die Hemmungen für die Arbeit im Ausland in den letzten Jahren zurückgegangen sind. Das liegt u. a. daran, dass Unternehmen das Management solcher Auslandsaufenthalte anpassen, sodass die Familien vor dem eigentlichen Umzug die Gelegenheiten bekommen, sich über die Sprache und die Kultur zu informieren.

Letztlich zeichnet die Erhebung ein Bild von einer Unternehmenslandschaft, in der es wichtig ist, sich auf Auslandserfahrungen einzustellen. Nicht nur für die eigene Weiterbildung, sondern ebenfalls für die eigene Karriere bleibt die Arbeit im Ausland wichtig.

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