Was bedeuten Floskeln in Stellenanzeigen wirklich?

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Stellenanzeigen richtig lesen

Floskeln in Stellenanzeigen richtig zu verstehen, stellt heutzutage eine hohe Kunst dar. Wie du diese mit ein paar wenigen Kniffen erlernen kannst, zeigen wir dir in diesem Artikel.

Floskeln in Stellenanzeigen deuten

Die regelrechte Floskel-Epidemie, welche sich in den Stellenausschreibungen ausgebreitet hat, lässt potentielle Bewerber oftmals vor einem Bewerbungsschreiben zurückschrecken.

Viele Unternehmen vermitteln durch ihre Anzeigen den Eindruck, ein perfektioniertes Allround-Talent zu suchen. Der Bewerber soll neben seinen dynamischen Qualitäten kreativ, flexibel, kommunikativ, stressresistent und analytisch sein, aber auch Englisch auf verhandlungssicherer Basis sprechen.

Hierbei gilt: Ruhe bewahren und sich durch die hochtrabend formulierte Stellenanzeige nicht einschüchtern lassen. Nimm dir ausreichend Zeit um die Kernpunkte der Anzeige herauszuarbeiten.

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Als Faustregel kannst du dir merken, dass die geforderten Qualifikationen nach Relevanz gestaffelt, aufgeführt werden. Sprich, je weiter unten die genannte Fähigkeit oder Charaktereigenschaft in der Ausschreibung steht, desto irrelevanter ist sie für die zu besetzende Stelle.

Zudem solltest du genauestens auf die Formulierung der Sätze und einzelnen Wörter achten. So weisen im Konjunktiv verfasste Sätze auf wünschenswerte, aber nicht prinzipiell erforderliche Qualifikationen hin und lassen sich damit von notwendigen Voraussetzungen abgrenzen.

Begriffe in Stellenanzeigen erklärt

Oft findest du in den Ausschreibungen die immer gleichen Formulierungen. Um dir einen Überblick über die prägnantesten Standard-Floskeln zu liefern, sind im folgenden Abschnitt einige Beispiele aufgeführt:

Belastbarkeit

Eines der wohl bekanntesten Worte in Bezug auf Stellenanzeigen ist Belastbarkeit. Oftmals verbergen sich hinter einer solchen Formulierung Unmengen an Arbeit und damit verbundene Überstunden. Wenn explizit nach Belastbarkeit gefragt wird, ist diese auch in den meisten Fällen dringend erforderlich und stellt keine leere Floskel dar.

Zuverlässigkeit

Eine grundlegende Selbstverständlichkeit, welche trotzdem in nahezu jeder Stellenanzeige ihren Platz findet, ist die Zuverlässigkeit. Folglich erfüllt sie lediglich die Funktion eines Lückenfüllers und sollte als gegeben vorausgesetzt werden.

Hohe Reisebereitschaft

Eine weitere Floskel, welche zu Beginn verlockend klingt, ist die hohe Reisebereitschaft, dass diese auch ihre Tücken mit sich bringt, wird beim Träumen vom Arbeiten im Ausland meist übersehen.
Hierbei musst du jedoch damit rechnen, dass du einen Großteil deiner Zeit außerhalb des Hauses verbringen wirst und es dir aufgrund geschäftlicher Verpflichtungen dennoch nicht erlaubt ist, das Land näher kennenzulernen. Solltest du jedoch Freude am Reisen haben, bist du genau richtig aufgehoben.

Motiviert und flexibel

Die Worte motiviert und flexibel lassen ebenfalls Großes vermuten, dennoch hat auch diese Medaille zwei Seiten: Neben einem vielseitigen Arbeitsplatz können die Worte implizieren, dass von dir nahezu unmögliches verlangt wird und du lediglich verfeuert wirst.
Rezensionen zum Unternehmen und Aussagen von Mitarbeitern können dir dabei als erste Orientierung dienen, um einen Überblick über das Unternehmen zu bekommen.

Relevanz bewerten

Um dir weitere Klarheit über die Stellenanzeige zu verschaffen, solltest du dir die Frage stellen, welchen Stellenwert die jeweiligen Qualifikationen für die Arbeitsstelle haben. Dass bei einem IT-Fachmann ein ausgeprägtes Einfühlungs- und Kommunikationsvermögen nicht im Vordergrund stehen, sondern ein technisches Grundverständnis sowie Programmierkenntnisse primär sind, lässt sich logisch erschließen. Informiere dich deswegen ausreichend über das Unternehmen, die Branche und den Arbeitsplatz im Allgemeinen, um Fauxpas auszuweichen.

Selbsteinschätzung

Vor deiner endgültigen Bewerbung solltest du dir deswegen die Frage stellen, ob du grundsätzlich für den Job qualifiziert bist. Denn feststeht, dass die Chance auf eine erfolgreiche Einstellung mit jeder übereinstimmenden Fähigkeit steigt. Dabei wird zwischen den sogenannten Hard und Soft Skills unterschieden. Während die Hard Skills sich konkret auf deine fachliche und berufliche Kompetenz beziehen, zielen die Soft Skills, wie zum Beispiel diplomatisches Geschick, auf deine Charakterzüge ab.

Auf einem guten Weg…

Dass in den seltensten Fällen eine Person alle geforderten Qualitäten mit sich bringt, ist bei der Vielzahl an Anforderungen nicht weiter verwunderlich. Doch wie viele übereinstimmende Fähigkeiten sind nötig, um überhaupt eine Aussicht auf den Job zu haben? Grundsätzlich solltest du etwas mehr als die Hälfte der genannten Skills erfüllen.

Letzen Endes lässt sich jedoch eine Stellenanzeige niemals zu 100 Prozent korrekt deuten. Doch mit ein wenig Fingerspitzengefühl, Weitblick und Einfallsreichtum kann die erste Hürde der Bewerbung problemlos gemeistert werden. Also wage den Schritt und bewirb dich. Denn wie jeder weiß heißt es für deine Karriere: Wer nicht wagt, der nicht gewinnt!

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Über die Autorin:

Sonja Bayer

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Sonja Bayer ist Personalreferentin bei der SOLCOM Unternehmensberatung GmbH, einem Projektdienstleister in den Bereichen IT und Engineering. Von 2008 bis 2011 absolvierte sie an der Hochschule für Technik, Wirtschaft und Gestaltung in Konstanz ein betriebswirtschaftliches-Studium. Seit 2012 verantwortet sie bei SOLCOM die Prozesse der Personalbeschaffung und -entwicklung und ist in ihrer Funktion eine ausgewiesene Expertin rund um den Bewerbungsprozess.