Mobbing am Arbeitsplatz – Definition, Ursachen und Hilfestellungen

Mobbing am Arbeitsplatz - Mann mit Reiswaffel

Criticism, like rain, should be gentle enough to nourish a man’s growth without destroying his roots. ( Frank A. Clark)

So simpel, wie Frank A. Clark es vermuten lässt, ist es oftmals nicht: Schnell landest Du in der Schublade mit der Aufschrift „kritikunfähig“, wenn du auf vermeintliche Kritik frustriert reagierst. Doch wie lässt sich harmlose Kritik von Mobbing unterscheiden?

Ebenso wie bei Freunden oder in der Familie gibt es auch am Arbeitsplatz immer mal wieder Konflikte und Meinungsverschiedenheiten. Wird der Arbeitnehmer jedoch von Vorgesetzten oder Kollegen systematisch schikaniert, kann dies zu einem hohen Leidensdruck und schweren psychischen und physischen Krankheiten führen. Damit Du die Anzeichen für Mobbing frühzeitig erkennst und rechtzeitig aktiv einschreiten kannst, haben wir uns im Folgenden diesem Thema gewidmet.

Mobbing - Frau am Arbeitsplatz wird angemeckert

Was ist Mobbing am Arbeitsplatz?

Mobbing hat viele verschiedene Gesichter! Denn Mobbing am Arbeitsplatz beginnt nicht zwingend mit unangebrachter Kritik. Verhaltensweisen wie beispielsweise Isolation, Lästereien, herablassende Bemerkungen sowie das Erteilen anspruchsloser oder gar unlösbarer Aufgaben können weitere Anzeichen sein. Zudem kann sich Mobbing sowohl auf der sozialen Ebene als auch auf der Arbeitsebene abspielen.

Es ist wichtig, diese Anzeichen als solche wahrzunehmen und bewusst darauf zu achten, ob eine gewisse Systematik sowie Regelmäßigkeit dahintersteckt. Öffentliche Bloßstellung sowie unbegründete, persönliche Kritik unter Mitarbeitern sowie zwischen Mitarbeiter und mindestens einem Vorgesetzten sind in jedem Fall unangemessen. All diese Verhaltensmuster können auf Mobbing hinweisen.

Fühlst Du dich von einigen dieser Punkte angesprochen bist du damit nicht allein! Schätzungsweise sind 1,8 Millionen Arbeitnehmende in der Bundesrepublik Deutschland von Mobbing betroffen und in mindestens 50% der Fälle ist der Arbeitgeber, Chef oder Vorgesetzte an dem Mobbing beteiligt oder sogar dafür verantwortlich.

…und was ist kein Mobbing?

Da die meisten Arbeitnehmenden den größten Teil ihres Tages in dem Büro, oder auf der Arbeit verbringen, ist es nicht selten, dass immer mal wieder Konflikte an den Tag treten können. Schnell vergreift sich ein Kollege mal im Ton, die Worte werden unglücklich gewählt oder die Stimme gehoben. In der Regel findet sich hier jedoch schnell ein Konsens und eine Lösung für die entstandene Problematik wird konzipiert. Im Vordergrund steht das konstruktive, höfliche und freundliche Miteinander.

Mobbing lässt sich jedoch hiervon abgrenzen, da hinter Mobbing meist System und Methode steckt. So erstreckt sich diese Schikane am Arbeitsplatz meist über einen längeren Zeitraum und der Anlass ist in der Regel nicht konkret.

Die Ursachen des Mobbens

Meistens wird der Grund für Mobbing den Persönlichkeitsstrukturen einzelner Personen zugeschrieben. Jedoch ist dies des Öfteren eine Fehlannahme! Tatsächlich liegt die Ursache für Mobbing in den Strukturen der Arbeitswelt beziehungsweise des Unternehmens. Falls Du diese Art von Psychoterror in deinem Arbeitsumfeld wiederholt entdeckst, kann dies verschiedene Auslöser haben.

Fehlerhafte Strukturen im Betrieb, wie zum Beispiel das Arbeitsklima oder ein zu hohes Arbeitspensum mit unklaren Aufgaben, fördern das Konfliktpotenzial. Ein weiteres mögliches Konfliktpotenzial sind andauernder Termindruck, anhaltendes Unterforderung, Arbeitgeber mit mangelndem Führungsverhalten und Abstimmungsprobleme. Häufig spielt Neid oder steigender Leistungsdruck unter Kollegen eine wichtige Rolle, wenn es um Mobbing geht.  Wenn diese Problematiken nicht zeitnah geklärt werden, kann dies schnell zu immer größer werdenden Unstimmigkeiten führen – und nicht zuletzt zum Mobbing

Liegt die Ursache des Mobbings beim Täter oder beim Opfer?

In der einschlägigen Literatur werden des Öfteren weibliche Arbeitnehmende unter 25 Jahren als die besonders gefährdete Personengruppe für Mobbing beschrieben. Als klassischer Prototyp für einen Täter wird ein männlicher Arbeitgeber mittleren Alters der schon lange für das Unternehmen tätig ist beschrieben. Jedoch lässt sich ein „klassisches Mobbingopfer“ nicht bereits differenziert beim Vorstellungsgespräch beschreiben.

Denn Mobbing findet grundsätzlich in allen Schichten, Hierarchiestufen und Berufen statt. Dementsprechend lässt sich jedoch auch kein klares, eindeutiges Täterprofil beschreiben.

Die häufigsten Beweggründe für das destruktive Verhalten des Täters ist in aller Regel die Angst. Vor dem eigenen Versagen, einer Kündigung oder der Überforderung. Meistens richtet sich diese Angst auf eine andere Person, die eine tatsächliche oder irreale Bedrohung der eigenen Position darstellt.

Der Psychoterror wird für den Täter zum Instrument der Macht und letztendlich zu einer Überlebensstrategie. Nicht selten ist Mobbing auch eine einfache Schneeballreaktion, bei der eine unfaire Behandlung des Täters, auf das Mobbingopfer weiter übertragen wird.

Folgen des Mobbings am Arbeitsplatz

Mobbing macht auf Dauer krank und kann langreichende und schwerwiegende Konsequenzen nach sich ziehen. Denn Mobbing verursacht einen sehr  hohen Leidensdruck für die betroffene Person und führt in den meisten Fällen zu schwerwiegenden physischen und psychischen Krankheiten führen. Es entstehen schnell Störungen wie z.B.:

  • Schlafstörungen und Depressionen und Burnout
  • Angstzustände und Verfolgungswahn
  • Körperliches Leiden wie z.B.: Atemnot, Schwindel, Kopfschmerzen und Erbrechen
  • Magengeschwüre und Herz-Kreislauf-Probleme
  • Essstörungen wie z.B. Bulimie und Anorexie
  • Zuletzt ist jeder dritte Suizid durch berufliche Konflikte, nicht selten Mobbing, begründet.

Die meisten von Mobbing betroffenen Arbeitnehmer werden während einer Mobbing-Episode arbeitsunfähig oder gar arbeitslos. Zuletzt erzeugt Mobbing auch einen sehr hohen Produktionsausfall – denn es verursacht immense Kosten für die Unternehmen durch häufige Fehlzeiten sowie geminderte Leistung.

Vom Konflikt zur Kündigung – die Phasen des Mobbens

In der einschlägigen Literatur wird Mobbing meist als ein Prozess beschrieben, welcher sich in vier Phasen aufschlüsseln lässt. Nicht selten enden die vier Phasen mit dem Resultat, dass der oder die Gemobbte den Arbeitsplatz  oder gar das Unternehmen wechseln.

  1. Erste Phase: Ein Konflikt entsteht in welchem es zu Angriffen auf die Persönlichkeit kommt sowie zu unterschiedlichen Schuldzuweisungen der beteiligten Personen.
  2. Zweite Phase: In Folge dessen wird die Betroffene Person immer häufiger ausgegrenzt und schikaniert. Dieses Verhalten führt des Öfteren zu einem gesenkten Selbstwertgefühl.
  3. Dritte Phase: Die betroffene Person ist zu diesem Zeitpunkt völlig verängstigt, schlechter konzentrieren und nicht selten geschehen grobe Fehler. Oft folgen Kündigungsdrohungen, Abmahnungen oder Versetzungen vom Arbeitgeber.
  4. Vierte Phase: Die betroffene Person kündigt, wird entlassen und das Ziel der Täter ist damit erreicht.
Mobbing vom Chef Hand im Gesicht des Mitarbeiters

Bossing – was, wenn das Mobbing vom Chef ausgeht?

Was ist aber zu tun, wenn du nicht von deinen Kollegen, sondern vom Chef selbst gemobbt wirst? Auch dies ist keine Seltenheit und nennt sich „bossing“. Besonders das Mobbing durch den eigenen Chef hat eine extrem negative Auswirkung auf die betroffene Person, da schnell Gefühle der Hilflosigkeit sowie Existenzängste ausgelöst werden können.

Studien zufolge sind in 37% aller Fälle die Täter beim Mobbing die Vorgesetzten, der Chef oder der Arbeitgeber. Zudem mobben in 12% aller Fälle Kollegen in Zusammenarbeit mit dem Vorgesetzten die betroffene Person.

In diesem Fall hilft es, ähnlich wie beim Mobbing durch Kollegen, zunächst das Gespräch zu suchen und den Vorgesetzten auf das Problem anzusprechen. Falls das Gespräch nicht den gewünschten Effekt zeigt, kannst du dich, falls vorhanden, an den Geschäftsführer, Betriebsrat oder externe Beratungsstellen, gegebenenfalls auch an einen Anwalt, wenden.

Denn ob Chef oder nicht: Mobbing ist strafbar. Durch seine sogenannte Fürsorgepflicht ist dein Chef bei Mobbing am Arbeitsplatz zum aktiven Eingreifen verpflichtet. Der Mobber muss mit ernsthaften Konsequenzen wie Schmerzensgeld- sowie Schadensersatzzahlungen rechnen.

Was tun beim Mobbing am Arbeitsplatz?

Wenn du selbst Fälle von Mobbing am Arbeitsplatz beobachtest oder sogar Opfer von Mobbing bist, bieten sich dir verschiedene Handlungsmöglichkeiten. Vor dem Hintergrund, dass Mobbing eine strafbare Handlung darstellt, solltest du derartige Angelegenheiten in jedem Fall ernst nehmen und deine Möglichkeiten kennen. Häufige Fehler, die es zu vermeiden gilt, sind Isolation, langes Abwarten, das Verharmlosen der Attacken sowie die Schuld bei sich selbst zu suchen! Generell ergeben sich verschiedene Optionen:

  1. Aktiv werden und das Problem offen ansprechen:
    • Versuche zunächst, den Mobber allein zur Rede zu stellen. Dabei ist es besonders wichtig, sachlich und ruhig zu bleiben sowie nicht auf provozierende Aussagen einzugehen.
    • Lass dir durch den Vorgesetzten oder den Betriebsrat helfen und suche dir eine Vertrauensperson unter deinen Kolleginnen und Kollegen.
    • Gehe zu einer Selbsthilfegruppe oder eine Mobbingberatungsstelle!
  2. Bewusst passiv bleiben:
    • Die Schikanen einfach auszuhalten und den Arbeitsalltag, so gut es geht, normal weiterführen ist zwar der Weg des geringsten Widerstands, führt aber nicht immer zum gewünschten Erfolg.
    • Wenn man nur durch einen einzelnen Kollegen gemobbt wirst, der Rest des Teams aber nicht mitzieht, kann diese Strategie sehr hilfreich sein.
    • Durch Gleichgültigkeit und indem du nicht auf seine Provokationen eingehst, kannst du Selbstbewusstsein sowie Souveränität signalisieren und den Übeltäter so zum Aufhören bewegen.
  3. Schreib ein Mobbing-Tagebuch:
    • In diesem Tagebuch kannst du detaillierte Berichte über die Ereignisse anfertigen.
    • Dieses Tagebuch kann zum einem dabei helfen Lösungen zu erarbeiten und es kann auch als Beweismittel bei juristischen Auseinandersetzungen dienen.

Erste Schritte

Fühlst Du dich gemobbt solltest du so schnell wie möglich eingreifen! Je mehr Zeit verstreicht, desto schwieriger ist das Geschehen zu stoppen und desto selbstverständlicher wird es. Deshalb empfiehlt es sich, immer Hilfe zu suchen!

Ob bei befreundeten Kollegen, dem Vorgesetzen oder gar beim Betriebsrat. Die außenstehenden Personen können dir dabei behilflich sein, die Situation zu analysieren und kritisch zu beleuchten. Des Weiteren kann so dein künftiges Handeln geplant und gegebenenfalls weitere Schritte eingeleitet werden.

Wenn Du in dem Betrieb keinen Ansprechpartner hast, bietet sich die Möglichkeit eine Mobbingberatungsstelle aufzusuchen, eine Selbsthilfegruppe oder einen Therapeuten zu besuchen. Je nachdem wie lange du schon mit der Situation zu kämpfen hast, empfiehlt es sich auch eine mögliche Auszeit zu nehmen, bis du dich wieder besser fühlst.

Der Rechtsweg

Leider gibt es in Deutschland kein offizielles Gesetz, das Mobbing am Arbeitsplatz verbietet. Anders als in einigen anderen europäischen Ländern (wie zum Beispiel Frankreich oder Schweden) muss bei Auseinandersetzungen vor Gericht auf  allgemeine Rechtsnormen zurückgegriffen werden.

Jedoch sieht es das Gesetz vor, dass der Arbeitgeber eine Fürsorgepflicht für den Arbeitnehmer hat! Laut § 241 BGB ist der Arbeitgeber gesetzlich dazu verpflichtet, für den Arbeitnehmer ein gewisses Maß an Rücksichtnahme und Schutz darzubieten. Indem der Arbeitnehmer diese Fürsorgepflicht verletzt (indem er bei Mobbing nicht eingreift oder sogar selbst daran beteiligt ist), begeht dieser so eine Straftat. Durch das Verletzten der Fürsorgepflicht kann sich der Arbeitgeber in manchen Fällen sogar haftbar machen.

Für die betroffene Person ist es also möglich, vor Gericht auf Schmerzensgeld oder auch Schadensersatz zu klagen. Es ist auch möglich, dass der Arbeitnehmer das Arbeitsverhältnis fristlos kündigt und von dem Vorgesetzen eine Abfindung erhält. Jedoch werden in der  Realität eine Vielzahl der Fälle, die wegen Mobbing vor Gericht landen, abgewiesen oder enden mit niedrigen Vergleichen.

Fazit zum Mobbing am Arbeitsplatz

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Mobbing auf Dauer krank macht und langreichende und schwerwiegende Konsequenzen nach sich zieht. Umso wichtiger ist es, dass frühzeitig eingegriffen wird und aktiv Hilfe gesucht wird. Denn je früher die Mobber zur Rede gestellt werden, desto mehr Schadensbegrenzung lässt sich erzielen!

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