Stress bei der Arbeit und im Alltag – wie geht man damit am besten um?

Straßenschild mit dem Wort Stress durchgestrichen
Frau jeweils einem großen Stapel Bücher auf jeder Hand

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Kein Bock zu arbeiten?

Wer hat das schon.
Arbeit bedeutet: Zeit aufbringen, Freiheit aufgeben, Beschäftigung mit Dingen, die man nicht machen möchte…… man könnte ewig fortfahren mit dieser Liste und sich in den Hass und die Negativität so richtig hineinsteigern bis es zum Stress auf der Arbeit wird.

Man kann aber auch etwas differenzierter an das Ganze herangehen und zwei Arten der Auswirkungen von Arbeit erkennen:

  1. Arbeit hat einige objektive Auswirkungen: man kann sich meistens seine Zeit nicht so einteilen, wie man möchte und man muss auch viel Zeit in sie investieren.
    Darüber kann man sich ärgern, aber das wird nichts an den Tatsachen ändern.
    Deswegen macht man sich selbst das Leben leichter, wenn man diese Fakten einfach so hinnimmt und sich fügt. Es ist eben einfach so.
  2.  Arbeit hat auch subjektive Auswirkungen. Dazu gehören Stress, Genervtheit, was man nicht alles verpasst, weil man arbeiten muss und und und … .
    Die gute Nachricht ist: die subjektive Wahrnehmung kann vom Menschen selbst beeinflusst werden.

Beeinflussung der subjektiven Wahrnehmung – eine Frage der Sichtweise

Jeder kennt Optimisten und Pessimisten.
Es dürfte auch dem einen oder anderen aufgefallen sein, dass es Optimisten oft besser geht – sie sind ausgeglichener und glücklicher. Oft wird von überzeugten Pessimisten behauptet, die Optimisten seien naiv – eine pessimistische Einstellung sei einfach realistischer. Doch das stimmt definitiv nicht.

Ein einfaches Beispiel:

Montag: Detlef und Dieter kommen zur Arbeit ins Büro. Es regnet. Detlef: „Boah ne, es regnet. Wie ich es hasse bei dem schlechten Wetter zu arbeiten!“. Dieter: „Ach, dann verpasst man wenigstens nichts draußen!“.

Dienstag: Detlef und Dieter kommen zur Arbeit ins Büro. Die Sonne scheint. Detlef: „Boah ne, die Sonne scheint. Und ich sitz den ganzen Tag drinnen. Wie ich es hasse, bei so gutem Wetter arbeiten zu müssen!“  Dieter: „Ach, ich geh in der Mittagspause raus, ist echt angenehm bei dem schönen Wetter!“

Was wir sehen, sind zwei komplett verschiedene Einstellungen zur selben Sachlage.
Detlef ist unzufrieden, unabhängig von der Umweltsituation. Er sucht instiktiv nach Gründen, aus denen er sich und anderen erzählen kann, wie schwer er es doch hat.
Dieter hingegen ist zufrieden mit der Situation, so wie sie ist. Er sieht das Positive daran und nutzt die Vorteile.

Und jetzt ratet mal, wer glücklicher ist.

An dieser Stelle muss klargestellt werden: Man kann natürlich leider nicht alles positiv sehen – aber Vieles!

Pessimisten: Sehr gerne identifiziert sich dieser Typ Menschen damit, wie schlecht es ihnen geht. Wie schwer ihr Leben ist. Kommentieren jede kleine Unannehmlichkeit mit einem geschlagenen Seufzer der Resignation und steigern sich immer weiter in dieses Selbstbild hinein, identifizieren sich damit.
Sie sehen alles negativ und fühlen sich triumphal bestätigt, wenn ihre negativen Vorhersagen eintreffen – auch wenn es um sie selbst geht.
Diese Menschen sind nicht glücklich. Und sie haben es mit dieser Einstellung auch schwer, glücklich zu werden – besonders bei ihren Pflichten, bei der Arbeit.

Ein Pessimist ist ein Mensch, der sich über schlechte Erfahrungen freut, weil sie ihm recht geben. (Heinz Rühmann)

Optimisten: Dieser Typ Mensch hingegen nimmt die Dinge, wie sie kommen. Er sieht sie nicht als gegen ihn gerichtet.  Für ihn passieren Dinge einfach und er versucht, das Beste aus den entstehenden Situationen zu machen.
Optimisten sind in der Regel entspannter und glücklicher als die sich selbst bemitleidenden Pessimisten.

Und nun kommt endlich die Kurve zurück zum Ausgangspunkt, zur Arbeit.

Wer es schafft, eine tendenziell optimistische Einstellung zu seiner Arbeit zu entwickeln, den wird sie weniger stressen und vielleicht sogar erfreuen.

Denn Pessimist oder Optimist ist man nicht einfach, sondern man kann sich unbewusst oder bewusst in eine bestimmte Richtung lenken.

Wie kann man sich selbst dazu bringen, die Arbeit oder auch andere Dinge positiv zu sehen?

Zugegeben, ganz einfach ist das nicht.
Allgemein formuliert kann man es so ausdrücken:
Man muss lernen, die Chancen zu erkennen, die sich durch vermeindliche Unannehmlichkeiten bieten.
Man muss erkennen, wenn man keinen Einfluss auf die Situation nehmen kann und diese dann hinnehmen und sinnvoll nutzen.

Beispiele:

1)      Es fängt schon auf dem Weg zu Arbeit an: die Bahn hat Verspätung (ähnliche Situation: im Stau)

Der Pessimist regt sich auf, wie inkompetent die Bahn ist, was er jetzt alles verpasst und wie schlimm ihn das trifft.

Der Optimist erkennt sofort: ich habe keine Möglichkeit, hier etwas zu ändern. Ich muss warten. Er nutzt die freie Zeit und ließt ein Buch, einen Artikel, erledigt ein Telefonat, welches er sowieso zu führen gehabt hätte oder er entspannt sich einfach – Letzteres ist oft die einzige Möglichkeit.

 

2)      Man bekommt eine besonders schwierige Aufabe zugeteilt

Reaktion des Pessimisten:  Wieso bekomme ich sone schwierige Aufgabe, das bekomme ich bestimmt nicht hin. Wie kann ich mich noch davor drücken?

Reaktion des Optimisten: Cool, eine richtige Herausforderung. Mal sehen, wie ich das schaffe. Wenn ich damit fertig bin, habe ich wieder was Neues gelernt!

Die Konsequenz dieser Herangehensweise ist übrigends, dass der Optimist sich weiterentwickelt und immer größere Herausforderungen meistern kann, während die Entwicklung der Fähigkeiten und der Persönlichkeit des Pessimisten festgefahren ist.

 

3)      Man ist mit seiner Arbeit fertig und langweilt sich. Man darf aber noch nicht nach Hause.

Reaktion des Pessimisten: Er ist froh, dass er seinen Kram geschafft hat. Die restliche Arbeitszeit sitzt er ab, in der Hoffnung, dass niemand mitbekommt, dass er nichts tut. Er langweilt sich. Er verschwendet seine Zeit, indem er im Internet surft und anderen Ablenkungen nachgeht.

Reaktion des Optimisten: Er sucht sich weitere Arbeit. Er fragt andere, ob er ihnen etwas abnehmen kann und verschwendet keine Minute seiner Zeit. Dadurch, dass er mehr schafft, wird er leistungsfähiger und sammelt weitere Erfahrungen.

Am Ende des Tages geht der Optimist mit dem Gefühl nach Hause, richtig etwas geleistet zu haben. Der Pessimist hingegen ist erschöpft und frustriert von der Langeweile.

 

4)      Etwas geht schief.

Pessimist: Wieso passiert das wieder ausgerechnet mir! Ich bin aber auch ein Pechvogel! Das versuche ich nie wieder! Ich armer Hase! …

Optimist: Ok, das hat jetzt nicht geklappt. Woran lags? Alles klar, weiß ich bescheid fürs nächste mal. Direkt nochmal versuchen.

Selbstredend ist auch hier die optimistische Einstellung für Glück, Entwicklung und Erfolg vielversprechender.

„Die Person, die nie einen Fehler gemacht hat, hat noch nie etwas Neues probiert.“ – Albert Einstein

 

5)      Man wird persönlich angegriffen oder kritisiert.

Die erste Reaktion des Pessimisten ist Entrüstung und Wut, er fühlt sich ungerecht behandelt und wird böse.
Doch unterbewusst verunsichert und überfordert ihn die Situation. Er fragt sich: Was ist falsch mit mir, wieso passiert mir das und nicht jemand anderem? Bin ich schlechter? Bin ich ein Versager? Was denken die anderen Leute von mir, dass sie mich so behandeln? …

Der Optimist erkennt auch hier seine Chance.
Wird er vollkommen grundlos angegegriffen, weiß er, dass nicht er ein Problem hat, sondern sein Gegenüber. Er ist sich darüber im Klaren, dass ein sinnloser verbaler oder körperlicher Angriff nichts weiter als ein Vesuch des Angreifers ist, eigene Angst oder Unsicherheit zu verbergen.
Begründete Kritik hingegen freut den Optimisten sogar, denn auch in ihr sieht er lediglich Anregungen, sich zu verbessern – die er, wenn sie ihm weiterhelfen, auch umsetzen wird.

Man sieht, dass eine optimistische Einstellung nichts mit Naivität oder Blauäugigkeit zu tun hat, sondern einfach bedeutet, Chancen zu sehen und zu ergreifen, wenn sie sich bieten. Schafft man das, so hat man davon nur Vorteile – sowohl auf der Arbeit, als auch im Alltag.

Als Tipp für diejenigen unter euch, die Interesse daran haben, ihren Horizont zu erweitern, empfehle ich, die Bücher „Eine neue Erde“ (Eckhart Tolle) und „Flow“ (Mihaly Csikszentmihalyi) zu lesen.

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