Wenn du erzählst, dass du als Flugbegleiter arbeitest, erntest du Reaktionen vielfältiger Art. Diese basieren meist auf klischeebehafteten Vorurteilen, welche sowohl in eine romantisch verzerrte Richtung, als auch in eine blanke Horrorvorstellung abdriften können.
Zeit, ein bisschen Licht ins Dunkel zu bringen. Auf all die Fragen, die du schon immer rund um das Thema Flugbegleiter wissen wolltest, findest du jetzt endlich Antworten!
Flugbegleiter – 10 Klischees und ihre Auflösung:
1. Die Sache mit der Ausbildung
In Deutschland gibt es keine offizielle Ausbildung zum Flugbegleiter. Interessierte bewerben sich direkt bei den spezifischen Airlines, welche ihre Flugbegleiter dann nach eigenen Anforderungen ausbilden. Der Bewerbungsprozess ist sehr umfassend und es gibt sehr viele Mitbewerber. Meist beginnt dieser mit einer umfassenden Onlinebewerbung, einem Telefongespräch, einem Assessmentcenter und anschließend einer medizinischen Untersuchung.
Du musst dich in einer guten gesundheitlichen Verfassung befinden, um Zugelassen zu werden. Hast du diese Hürden erfolgreich gemeistert, folgen viele Schulungen zur Sicherheit, medizinische Schulungen, Erste Hilfe Übungen, Serviceübungen und vieles mehr.
2. Müssen Flugbegleiter Modelmaße haben?
Die Modelmaße 90-60-90 gehören nicht zu den Berufsvoraussetzungen. Es gibt jedoch Begrenzungen bei der Körpergröße und dem Körpergewicht. Die Mindestkörpergröße variiert von Airline zu Airline, liegt aber meist bei über 160 cm. Bei der maximalen Körpergröße ist meist bei 195 cm Schluss.
Diese Beschränkungen haben zum einem etwas mit der Sicherheit zu tun, zum anderen mit praktischen Gründen. Bei einem geringeren Körpermaß könntest du manche Dinge einfach nicht erreichen. Das Körpergewicht muss in einem gesunden Bereich liegen. Dazu gibt es bei den Fluggesellschaften allerdings unterschiedliche Beschränkungen.
3. „Flugbegleiter sehen von der Welt ja eigentlich auch nur die Flughäfen …“
Ein sehr häufiges Vorurteil, das nicht stimmt. Nach einem langen Flug ins Ausland wird die Crew in ein Hotel gebracht. Oft liegen diese sehr zentral und es gibt viele Möglichkeiten, die Zeit vor Ort gut zu nutzen. Eine Fahrradtour durch San Francisco, Wasserski fahren in Orlando, Karneval in Rio, …
4. „Eigentlich sind Flugbegleiter ja nur Kellner…“
Flugbegleiter sind zuallererst für die Sicherheit zuständig. Sicherheit ist somit der Hauptbestandteil der Ausbildung. Wie du zum Beispiel verschiedene Feuer löschst, im Notfall das Flugzeug evakuierst, der Umgang mit Verletzten, Verhaltensweisen bei gewalttätigen Passagieren, der Umgang mit Gefahrengütern und noch vieles mehr. Die Evakuierung eines im Wasser gelandeten Flugzeugs wird beispielsweise in einem sehr großen Schwimmbecken geübt.
5. „Und, fliegen Sie jetzt wieder zurück?“
Flugbegleiter sind auch nur Menschen und müssen irgendwann mal schlafen. Vor allem nach einem sehr anstrengenden Langstreckenflug. Die Aufenthaltsdauer in anderen Ländern richtet sich zum Beispiel nach dem Arbeitgeberschutzgesetz, danach, wie oft die Destination angeflogen wird, wie weit entfernt das Ziel ist und weiteren Faktoren, die regelmäßig neu berechnet werden. Bei Kurzstreckenflügen fliegst du meist mehrere Ziele an. Bei Langstreckenflügen kann der Aufenthalt von ein paar Stunden bis hin zu mehreren Tagen sehr variieren.
6. „Ist das hier Ihre normale Strecke?“
Tatsächlich gibt es keine normalen Strecken. Flugbegleiter werden auf verschiedene Flugzeugmuster ausgebildet. Die Ziele richten sich also danach, wohin die entsprechende Airline diese Muster einsetzt. Es gibt auch kein festes Team. Die Crew lernt sich meist erst kurz vor dem Abflug kennen.
7. Fliegen und Familie – geht das?
Es ist vor allem eine organisatorische Leistung, alles unter einen Hut zu bekommen, zumal feste Planungen beim Fliegen schwierig werden. Einen wesentlichen Vorteil bietet dieser Beruf allerdings: Wenn du Zuhause bist, bist du auch nur Zuhause. Du nimmst dir keine Arbeit mit. Manchmal hast du dann vier Tage am Stück frei. Wer hat das heute schon?
8. Wieso sehen Flugbegleiter alle gleich aus?
Als Angestellter eines Unternehmens repräsentierst du die Marke, die Unternehmenskultur und das Produkt des Arbeitgebers. Uniformen dienen beim Fliegen nicht nur dazu, deine Zugehörigkeit zu der Airline zu demonstrieren, sondern helfen zudem, dich für die Gäste kenntlich zu machen. Die Uniform hilft dir Autorität zu vermitteln und die Stellung innerhalb der Crew zu erkennen. Die meisten Airlines legen großen Wert darauf, dass ihre Mitarbeiter einem gepflegten Erscheinungsbild entsprechen. Dafür gibt es extra Richtlinien, welche Vorgaben zu der Rocklänge, der Nagellackfarbe, der Frisur, der Schuhfarbe, der Armbanduhr und sogar der Absatzhöhe bestimmen.
9. „Sind alle scharf auf die Piloten?“
Der Großteil der Deutschen lernt den Partner bei der Arbeit kennen. Dort verbringst du einen Großteil deiner Zeit und lernst viele Menschen kennen. Dies ist beim Flugpersonal nicht anders und es gibt Paare die eine glückliche Flieger-Beziehung führen. Diese Berufswahl aufgrund amouröser Vorlieben zu treffen, macht meist wenig Sinn. Das „sich-verlieben“ ist zwar noch nicht zur Gänze wissenschaftlich erforscht, eine Uniform alleine reicht sehr wahrscheinlich nicht dazu aus.
10. Sind alle Flugbegleiter schwul?
In dem Beruf gibt es zumindest verhältnismäßig viele bekennende Homosexuelle. Da es hier jedoch um die Aufklärung von Vorurteilen geht, sollte davon Abstand genommen werden, Geschlecht oder sexuelle Orientierung bestimmten Berufsgruppen zuzuordnen.