Berichten zufolge gibt es Berufe mit erhöhter Suizid-Gefahr sowie bestimmte Berufsgruppen, die dafür prädestiniert sind. Ob da tatsächlich etwas dran ist und wenn ja, was – erfahrt ihr hier. Ist da tatsächlich etwas dran? Und wenn ja, warum?
Wir wagen uns an ein heikles Thema, über das keiner gern spricht. Wir wollen es gerade deswegen versuchen, um etwas Licht ins Dunkel zu bringen. Vorweg können wir dir folgendes sagen: Egal zu welcher Berufsgruppe du gehörst, es gibt immer Hilfsmöglichkeiten, die wir dir am Ende des Beitrags aufgelistet haben.
Ein blöder Chef, nervige Kollegen und unsinnige Aufgaben, mit denen du irgendwie versuchst, die Stunden zum Feierabend rumzuschlagen… Diese Dinge sind zwar extrem ernüchternd, aber noch keine Gründe sich gleich umzubringen. Der Arbeitsplatz kann jedoch trotzdem Einfluss auf deine Entscheidung haben, dein Leben vorzeitig zu beenden. Suizid ist in der Regel jedoch die Folge vieler verschiedener Faktoren, sodass letztlich Aspekte aus dem Privat- und Arbeitsleben zusammenspielen.
Wusstest du es? Tatsächlich gilt weltweit die willentliche Beendigung des eigenen Lebens als die zehnthäufigste Todesursache.
Faktoren, welche die Suizidwahrscheinlichkeit positiv beeinflussen, sind:
Es gibt Berufe, unter welchen du permanent unter enormem Stress stehst und die zudem emotional extrem belastend sind. Diese Faktoren können auf Dauer zu Depressionen und Selbstmordgedanken führen. Ebenso erhöhen der leichte Zugang zu tödlichen, toxischen Substanzen sowie das Wissen über deren Anwendung das Risiko eines Suizids. Es gibt Berufsgruppen, welche statistisch belegt ein erhöhtes Selbstmordrisiko bergen. Bei dem nachfolgendem Text beziehen wir uns auf die Dissertation von Herrn Dr. Lochthowe.
Zu diesen Berufsgruppen mit erhöhter Suizid-Gefahr gehören:
Ärzte
Das höchste Risiko weisen unter den Berufsgruppen Ärzte, insbesondere Ärztinnen, auf. Der Beruf des Arztes bringt häufig eine starke psychische sowie physische Belastung mit sich, wodurch die Wahrscheinlichkeit eines Burnouts und/oder einer Depression erhöht ist. Hinzu kommt ein verbreiteter Missbrauch von Substanzen, der auf die erleichterte Zugänglichkeit zurückzuführen ist.
Polizisten
Der Polizeiberuf ist ebenfalls in hohem Maße psychisch belastend. Hinzu kommen in diesem Berufszweig vermehrte Probleme in der Partnerschaft sowie finanzielle Schwierigkeiten aufgrund mangelnder Aufstiegschancen. Durch den leichten Zugang zu Schusswaffen sind diese, statistisch gesehen, bei Polizisten der meist genutzte Weg, um das eigene Leben zu beenden.
Chemiker
Bei Chemikern ist laut einer Studie die Suizidrate, im Vergleich zur Gesamtbevölkerungsgruppe, doppelt so hoch. Das Wissen und der Zugang zu toxischen Substanzen bedingen diesen Faktor positiv.
Sozialarbeiter
Sozialarbeiter sind häufig mit Problemen und Leid konfrontiert. Die mangelnde Möglichkeit, alle Probleme zu lösen und im Nachhinein die verschiedenen Eindrücke zu verarbeiten, können auf Dauer das sogenannte „Abschalten“ von der Arbeit erschweren oder sogar ganz verhindern. Auf Dauer kann dies zu Depressionen und letztlich sogar zum Suizid führen.
Künstlerische Berufe
Künstler nehmen sich, im Verhältnis zur Gesamtbevölkerung, vor allem früher das Leben. Viel Alkohol und Rauchen gelten zusätzlich als Prädiktoren. In diesen Berufen werden diese Substanzen oft zur Kreativitätssteigerung benutzt. Erfolgsdruck nebst finanzieller Engpässe sind zudem als Indikatoren zu betrachten. Frustration durch mangelnden Erfolg samt daraus resultierender Zukunftsängste können zusätzlich kritische Hebel sein.
Pflegepersonal
Dass Pflegepersonal vermehrt an Burnout und Depression erkrankt, ist nicht unbekannt. Zudem ist das Personal häufig mit dem natürlichen Tod sowie dem Suizid der anvertrauten Patienten konfrontiert. Ein leichter Zugang zu nötigen Mitteln ist ein weiterer Faktor.
Landwirte
Unter Landwirten ist ebenfalls eine erhöhte Suizidrate bemerkbar. Der Selbstmord wird in dieser Berufsgruppe vermehrt mit Schusswaffen durchgeführt, welches durch den oftmaligen Waffenbesitz bei Landwirten erklärt werden kann. Laut einer Studie bewerten viele Landwirte aufgrund sozialer Isolation das eigene Leben als nicht lebenswert.
Seeleute
Bei dieser Berufsgruppe spielen Einsamkeit, die durch lange Zeiten entfernt von Freunden und Familie hervorgerufen wird, sowie ein erhöhter Alkoholkonsum statistisch gesehen tragende Rollen. In diesem Beruf ist die Tötungsmethode oft mit der Tätigkeit verknüpft. Der Sprung ins Wasser oder das Erhängen kommen vermehrt vor.
Bei den Berufen fällt auf, dass der gewählte Weg des Selbstmordes mit dem Beruf indirekt im Zusammenhang zu stehen scheint. Einsamkeit, Stress und emotionale Belastungen spielen eine große Rolle.
Der Beruf alleine ist meist nicht alleine verantwortlich für die Entscheidung, das Leben vorzeitig zu beenden. Kommen durch ihn jedoch sehr belastende Faktoren hinzu, verstärkend sich das Suizidrisiko. Dein Beruf kann zu einem wichtigen Teil deiner Identität werden und ist eben doch nicht „nur“ ein Job.
Solltest du dich für einen der hier aufgeführten Berufe entschieden haben, heißt das noch lange nicht, dass die Faktoren für dich eine Rolle spielen. Das bedeutet natürlich auch, dass nicht alle Ärzte Substanzen missbrauchen und alle Landwirte einsam sind. Die Statistiken geben nur allgemeine Tendenzen in Bezug zur Gesamtbevölkerung an und sind nicht zu pauschalisieren. Was Stress auslöst, ist oft sehr individuell. Zudem ist der Umgang mit Belastungen verschieden, jedoch enorm wichtig. Es ist unbedingt zu empfehlen, dir genügend Ausgleich zu suchen und dich genau zu beobachten. Hier erfährst du, wie du Stresssymptome frühzeitig erkennst.
Hilfsmöglichkeiten für Betroffene
Solltest du erhöhtem Stress im Beruf ausgesetzt sein und Hilfe benötigen, existieren viele verschiedene Anlaufstellen, an die du dich wenden kannst, egal, welcher Berufsgruppe du angehörst.
Reale Ansprechpartner
Dies kann zum Beispiel dein Hausarzt oder eine (Krisen)Beratungsstelle in deiner Nähe sein.
Telefonische Ansprechpartner
Du kannst dich jederzeit an die Telefonseelsorge oder an den sozialpsychiatrischen Dienst wenden.
Online-Hilfsangebote
Es existieren viele verschiedene Online-Angebote, die du wahrnehmen kannst. Eine Auswahl:
- Stiftung Deutsche Depressionshilfe (Vielfältige Informations- und Hilfsangebote)
- Onlineforum Depression (Kontakt zu anderen Betroffenen und Angehörigen)
- moodgym (Online-Selbsthilfeprogramm)
- iFightDepression® Tool (Online-Selbstmanagement-Programm)
- Selfapy (Online-Kurse)
- Invirto (Digitales Abbild einer Psychotherapie gegen Angsterkrankungen)
- B2 Onlineberatung (Für Jugendliche und junge Erwachsene von 16-25 Jahren)
- Krisenchat (Professionelle Chatberatung rund um die Uhr)
- StudiCare (Online-Training zur Förderung von Gesundheit und Wohlbefinden von Studierenden)