Die 3 Arbeitnehmertypen – der Altruist steigt auf in die Chefetage!

Arbeitnehmer sitzen zusammen am Tisch und arbeiten gemeinsam
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Die neuesten Erkenntnisse der Wirtschaftsforschung verblüffen: wer die Bedürfnisse der anderen beachtet, ist eher erfolgreich im Job.

In vielen Köpfen dominiert noch das Bild vom „homo oeconomicus“, vom Menschen als erfinderischer Nutzenmaximierer, der stets nur seinen eigenen Vorteil im Blick hat. Doch endlich scheint die Zeit der Ellbogengesellschaft vorbei zu sein. Spätestens seit der globalen Finanzkrise sind Banker wegen ihrer riskanten Investitionen und ihrer Habgier verpönt und die Rufe nach einer Umorientierung hin zu anderen Werten werden lauter.

Tatsächlich scheint ein schleichender Wandel in der Arbeitswelt stattgefunden zu haben, der nun durch die ersten wissenschaftlichen Befunde belegt wird: Egoisten kommen nicht mehr bis nach ganz oben!

Der amerikanische Organisationspsychologe Adam Grant ist derzeit mit seiner Einteilung aller Mitarbeiter in nur drei verschiedene Arbeitnehmertypen in aller Munde.

Der Nehmende (Taker)

Der Nehmende nutzt die Schwächen und die Hilfsbereitschaft seiner Arbeitskollegen gnadenlos aus und macht etwas nur, wenn es für ihn auch einen unmittelbaren persönlichen Nutzen hat. Er lässt sich im breiten Mittelfeld aller Unternehmen finden.

Der Vergleichende (Matcher)

Der Vergleichende handelt nicht nur im eigenen Interesse, sondern berücksichtigt auch die der anderen – Allerdings nur dann, wenn sein Gefallen erwidert wird. Er verlangt also implizit eine Gegenleistung und macht nichts aus purem Altruismus. Auch ihn finden wir im Mittelfeld der Betriebe.

Der Gebende (Giver)

Der Gebende befindet sich an beiden Enden der betrieblichen Hierarchie: ganz unten und ganz oben. Was den Unterschied beider Ausprägungen des Gebenden ausmacht, ist ihr Umgang mit Eigen- und Fremdinteresse. Der Gebende, der eine niedere berufliche Position bekleidet, hilft immer nur den anderen, ohne dabei erst einmal seine eigenen Aufgaben zu erfüllen. Während der erfolgreiche Gebende erst einmal sein eigenes Arbeitspensum bewältigt und dann erst den anderen hilft.

Warum sind Altruisten so erfolgreich im Job?

Den Gebern macht es Spaß, anderen Menschen zu helfen. Sie tun es, weil es ihnen selbst Erfüllung verschafft. So helfen sie im Laufe ihres Lebens zahlreichen Menschen und knüpfen weitreichende Netzwerke. Diese Menschen fühlen sich den Gebern dann wiederum verbunden. Sie alle haben andere Hobbys, Berufe und Hintergründe und können dem Geber somit im entscheidenden Moment Zugang zu Ressourcen verschaffen. Ein Geber tut beispielsweise einem lockeren Bekannten einen Gefallen – ohne Eigennutz, ohne Hintergedanken. Der Geber bittet ihn Jahre später darum, sich in seinem Betrieb nach einem Arbeitsplatz umzuhören. Der Bekannte des Gebers ist mittlerweile Vorstandsvorsitzender. In seiner Firma gibt es zwar derzeit keine freien Stellen, aber er vermittelt ihn an einen befreundeten Geschäftsführer eines anderen erfolgreichen Unternehmens.

Solche scheinbaren Zufälle sind nicht die Ausnahme. Gebern bieten sich andauernd solche Gelegenheiten.

Das Zeitalter des gläsernen Menschen – Egoisten fliegen auf!

Die aktuellen technischen Voraussetzungen erklären den Erfolg des Altruisten: Netzwerke können via Facebook & Co leichter aufgebaut und erhalten werden. So sind wir heute mit der Nachbarin aus Kindheitstagen auf Facebook befreundet, während wir sie früher schon längst aus den Augen verloren hätten.

Das heißt aber auch, dass unser Verhalten immer gläserner und durchschaubarer wird. Andere Menschen merken eher, mit welchem Typ Mensch sie es zu tun haben. Der Nehmende fällt öfter auf und wird als solcher entlarvt. Wenn jemand alle zwei Wochen seinen Beziehungsstatus ändert, nachts in seinem Status eine Party erwähnt und am nächsten Tag in einer Gruppe nach Vorlesungsmitschriften fragt, merken wir, dass wir es mit einem Nehmer zu tun haben und werden vorsichtig.

Eigenschaften des Gebenden

Die Kernursache allen Erfolgs des Gebers ist seine Empathie. In ihr ist die Tatsache begründet, dass Menschen gerne mit ihm zusammenarbeiten. Er versetzt sich in sein Gegenüber hinein und vermittelt ihm Verständnis, Akzeptanz und Anerkennung. Eine weitere Ursache für seinen Erfolg ist seine Verhandlungstaktik. Während Nehmende rücksichtslos die eigenen Interessen durchzusetzen versuchen, sucht der Geber nach einem Ergebnis, dass für alle zufriedenstellend ist. Was zunächst aussieht wie eine Schwäche, entpuppt sich langfristig als Vorteil. Ihre Verhandlungspartner respektieren und wertschätzen sie und arbeiten deshalb auch gerne ein weiteres Mal mit ihnen zusammen.

Voraussetzungen für den Erfolg des Gebers

Wer sich selbst für einen Altruisten hält und sich beim Lesen dieser Zeilen nun auf beruflichen Erfolg freut, Vorsicht! Eine reine Gebenden-Attitüde reicht noch nicht aus, um erfolgreich zu sein. Es ist zudem die Fähigkeit, die richtige Balance zu finden und zu halten, erforderlich. Zum Stolperfaktor wird der Altruismus, wenn der Gebende beispielsweise zu lange an einem unqualifizierten oder schlichtweg überforderten Mitarbeiter festhält. Ebenso problematisch kann es werden, wenn er bei einer Vertragsverhandlung der eigenen Firma schadet, weil es kein Ergebnis gibt, das für alle zufriedenstellend wäre.

Der Charakter der Gebenden birgt also einige Tücken. Doch wenn sie auch ihr Eigeninteresse im Blick behalten und den Mut besitzen, nach Hilfe zu fragen – so haben sie auch Erfolg!

Rein selbstloses Verhalten – Gibt es das überhaupt?

Wenn von Altruismus die Rede ist, werden viele Menschen skeptisch. Handeln ohne Hintergedanken? Das ist doch unrealistisch! Natürlich verfolgen auch Gebende mit ihren Handlungen einen persönlichen Zweck: sie tun Gutes, um sich selbst gut zu fühlen.

Doch wenn als Ergebnis am Ende Kooperation anstatt Konfrontation dabei herauskommt, ist an einer gesunden Portion Eigennutz doch nichts auszusetzen.