Die Berufswahl fällt nicht unbedingt leicht. Für viele ist es die erste Entscheidung zu einem wichtigen Schritt im Leben, bei dem kein vorsichtiger Tritt, sondern ein sicherer Gang angestrebt wird.
Möchtest du diesen Beruf ausüben, bis das die Rente euch scheidet?
„Äh … Vielleicht?“
Der Wahl für den richtigen Beruf wird dabei gerne der Status einer Ehe zugeschrieben: Bitte glücklich bis ans Lebensende – oder zumindest, bis es möglich ist, in Rente zu gehen. Dadurch wird die eigene Entscheidung nicht leichter.
Ist Hilfe in Sicht?
Meist ist eine persönliche Beratung für den Bewerber am effektivsten. Eben eine solche gibt es in NRW, genauer gesagt im Institut zur Berufswahl.
Zu unserer großen Freude nimmt sich Johannes Wilbert, Gründer des Instituts zur Berufswahl, die Zeit für ein Interview mit uns!
KG: Herr Wilbert, vielen Dank, für die Möglichkeit eines Interviews. Sie waren zunächst als Personalleiter tätig, haben sich dann jedoch dazu entschlossen, bei der Berufswahl zu helfen und leiten nun seit 2001 das Institut zur Berufswahl. Wie kam es zu diesem Wandel?
J.Wilbert: Ich habe mich schon während meiner Zeit als Personalleiter und Ausbildereigner sehr für die Belange der Auszubildenden eingesetzt. Durch meine Arbeitslosigkeit lernte ich ein innovatives Projekt zur Jobvermittlung kennen. Die Idee war, dass sich die Teilnehmer untereinander selber in einen Job vermitteln. Ich war dort Johannes, wo jeder erst einmal hinging, der hörte einem zu! Und das waren zehn Wochen meines Lebens in denen ich äußerst glücklich war. Dadurch habe ich mich entschieden, Jobcoach zu werden. Eine Arbeit, die mich glücklich macht!
KG: In der Vorstellung des Instituts auf Ihrer Internetseite schreiben Sie, dass es darum geht, die eigenen Potenziale zu entdecken. Inwiefern liegt darin der entscheidende Faktor für die eigene Berufswahl?
J.Wilbert: Ein Grundbedürfnis des Menschen ist es, gebraucht zu werden! Und dazu setzt der Mensch seine Fähigkeiten ein. Das alleine reicht nicht. Es braucht auch die Resonanz von der Umgebung und diese Resonanz heißt: „Gebraucht und wertgeschätzt zu sein“
KG: Im Bezug auf Ihre Methoden nennen Sie unter anderem das Züricher Ressourcen Modell. Was genau kann sich ein Laie darunter im Coaching vorstellen?
J.Wilbert: Das Zürcher Ressourcen Modell ist potenzialorientiert und basiert auf der Zielsetzung, dass Lebens-, bzw. Berufsziele, von der Gesamtpersönlichkeit eines Menschen selbstgesteuert getragen werden sollten. Das ZRM stellt die Bedürfnisse eines jeden Menschen in den Mittelpunkt.
KG: Ihr Angebot beschränkt sich nicht nur auf die Beratung von Schülern und Studierenden. Sie bieten ebenfalls Workshops sowie Informationsabende für Eltern an. Inwiefern bringen Sie die Eltern in die Berufswahl mit ein?
J.Wilbert: Eltern nehmen nach Umfragen eine wichtige Rolle in der Berufswahl ein. Das ist auch gut so, allerdings sollten die eigenen Bedürfnisse von denen der Eltern unterschieden werden und das macht es oftmals nicht leichter. Am Ende einer Beratung beziehe ich die Eltern gerne mit ein, denn die konkreten Berufs- oder Studienideen, die ich gemeinsam mit dem Schüler entwickelt habe, brauchen nun Verständnis und praktische Unterstützung. Hier setzt mein Konzept ein – nach dem Prozess wird die Entscheidungsfindung transparent den Eltern erläutert.
KG: Haben Sie in Ihren bisherigen Gesprächen bereits die Erfahrung mit Eltern gemacht, die vehement gegen den Berufswunsch ihres Kindes gewesen sind, beziehungsweise ihrem Kind einen bestimmten Beruf „aufdrücken“ wollten? Und wie gehen Sie mit dieser Einstellung der Eltern um?
J.Wilbert: Das was Sie da beschreiben, ist ein klassischer Konflikt. Dieser beruht auf unterschiedlichen Wahrnehmungen aber auch Erwartungen. Diesbezüglich ist gerade der dialogische Elternabend ein sehr effektives Verfahren.
KG: Zu guter Letzt: Welche Potenziale sehen Sie für Jugendliche auf dem derzeitigen Ausbildungsmarkt? Beziehungsweise, haben Sie einen Tipp, worauf es absolut zu achten gilt?
J.Wilbert: Ich stelle fest, dass Jugendliche sich über Ihrer Bedürfnisse und Potenziale oft nicht richtig im Klaren sind und daher auch nicht zielorientiert vorgehen. Hier sollten erst einmal die eigenen Interessen im Vordergrund stehen. Der heutige Anspruch an die Arbeit ist von beiden Seiten (Arbeitgeber, Arbeitnehmer) sehr hoch, daher sollte jeder möglichst motiviert sein in dem, was er tut. Auch fehlen oft Grundstrategien, dann den richtigen Job zu finden. Wichtig ist hierbei, Kontakte aus dem eigenen Umfeld zu aktivieren.