Wenn du nach dem Bachelorstudium oder sogar dem Master nicht sofort eine Anstellung findest, stehst du wahrscheinlich vor der Frage, ob du wieder Praktikant werden solltest. Doch ein zusätzliches Praktikum nach dem Studium ist nur in Ausnahmefällen sinnvoll.
Praktikum mit Studienabschluss?
Grundsätzlich wird vom Praktikum mit abgeschlossenem Studium abgeraten. Ein Studium ist berufsqualifizierend und Praktika sollten im Studium absolviert werden. Zum einen kann sich der Student dadurch schon während des Studiums einen Überblick darüber verschaffen, welche Tätigkeitsbereiche ihm genau liegen und zum anderen können so bereits erste berufliche Kontakte geknüpft werden.
Berufseinstieg durchs Praktikum
Ein Praktikum ist somit nach dem Studium meistens nicht mehr sinnvoll. Wenn du als Absolvent jedoch den beruflichen Einstieg in ein Arbeitsfeld wagen möchtest, auf das dein Studium dich nicht direkt vorbereitet hat, kann es durchaus seinen Zweck erfüllen. In diesem Fall kann ein Praktikum den Weg für einen Quereinstieg ebnen. Manche Studenten merken nach dem Studium, dass sie doch lieber in einer anderen Branche arbeiten möchten, als es ihr Studienabschluss zulässt. Solche Praktika sollten aber auf keinen Fall nur aus eintönigen Routinearbeiten bestehen, sondern die berufliche Entwicklung fördern. Beispielsweise in Start-Ups und kleineren Unternehmen erfüllt ein Praktikum häufig die Funktion einer Probezeit: Wenn du dich hier geschickt anstellst, kannst du oftmals eine Festanstellung ergattern. In diesen Fällen wird eine anschließende Übernahme meist schon vorab vereinbart.
Geisteswissenschaftler stehen öfter vor dieser Wahl, als zum Beispiel Ingenieure. Da die Geisteswissenschaften oftmals nicht auf einen konkreten Berufszweig vorbereiten, fällt eine Orientierung manchmal ausführlicher aus. Hier kannst du ein zusätzliches Praktikum nach dem Studium dazu nutzen, dich als wertvolle Ergänzung in einer Branche zu präsentieren und so über einen kleinen Umweg zum Ziel gelangen.
Nach dem Studium Zeit überbrücken
Solltest du nach deinem Bachelorabschluss noch einen Master anstreben, entsteht oft eine Lücke, die einige Monate betragen kann. Neben ehrenamtlichen Tätigkeiten oder einigen Gap-Months, kannst du auch in dieser Zeit ein Praktikum absolvieren.
Ein Überbrückungspraktikum zeigt potenziellen zukünftigen Arbeitgebern, dass du auch in vermeintlich freier Zeit bereit bist, dich um persönliche Weiterbildung und Praxiserfahrung zu kümmern. Diese Zeit kann auch eine gute Möglichkeit sein, um zu sehen, ob du wirklich einen Master machen möchtest oder nicht doch direkt in die Berufswelt einsteigst.
Für immer Praktikant nach dem Studium?
2005 entsteht eine lautstarke Diskussion über die Generation Praktikum. Medien berichten über Unternehmen, die immer mehr gut ausgebildete Hochschulabsolventen in niedrig vergüteten Praktikumsstellen festhalten, die in Wirklichkeit nichts anderes als befristete Vollzeitstellen sind. Empirische Beweise gibt es für diese Behauptungen jedoch kaum und die Expertenmeinungen darüber gehen weit auseinander. Somit können wir hier kein klares Urteil abgeben, ob Unternehmen ihr Wachstum auf dem Rücken von Praktikanten ausbauen. Jedoch sollte dir bewusst sein, dass dein Abschluss dich für einen Beruf qualifiziert und du dich nicht von Praktikum zu Praktikum hangeln solltest.
Gute Berufsaussichten für Absolventen
Allgemein können Akademiker beruhigt sein: Die Arbeitslosenquoten liegen im Vergleich zu anderen Beschäftigungsgruppen in einem sehr niedrigen Bereich. Fünf Jahre nach Universitätsabschluss haben rund 95 Prozent aller Akademiker einen festen Job.
Ob zwischen Studienabschluss und Berufseinstieg zunächst eine Lücke entsteht, hängt stark vom Studiengang ab. So finden Ingenieure und Informatiker am schnellsten ins Berufsleben. In ihrem Fall absolvieren nur 3 Prozent nach dem Studium ein Praktikum. Bei den Sozialwissenschaftlern sind es hingegen schon 28 Prozent. In der Kultur- und Medienbranche steht vor der unbefristeten Festanstellung fast immer ein Volontariat oder eine Anstellung als freier Mitarbeiter – einen unbefristeten Job gibt es in diesen Berufsfeldern nur äußerst selten. Folglich haben viele Absolventen keine andere Wahl, als als ein weiteres Praktikum zu absolvieren, um so den Berufseinstieg zu schaffen. Jedoch gilt auch hier, dass du Praktika schon innerhalb des Studiums in Angriff nehmen solltest, da dies deine Chancen auf eine Anstellung wesentlich erhöhen kann.
Fazit – Praktikum nach dem Studium
Ein Praktikum kann auch nach dem Studium für manche Absolventen sinnvoll sein, allerdings sollten mehrere Praktika unbedingt vermieden werden. Dies kann für die eigene Karriere sogar schädlich sein. Wenn nach Studienabschluss noch verschiedene Praktika absolviert werden, können künftige Arbeitgeber dadurch auf die Ziellosigkeit des Bewerbers schließen.
Dein Studium qualifiziert dich bereits für die Ausübung eines Jobs. Der Einstieg ins Berufsleben ist jedoch bei vielen geisteswissenschaftlichen Fächern eher schwierig. In diesem Fall gilt: Ruhe bewahren und nicht wegen der eigenen Zukunftsängste zahllose Praktika absolvieren, die dem eigenen Lebenslauf eher Schaden zufügen. Ein besserer Ratschlag sind hier Tätigkeiten als freier Mitarbeiter, Nebenjobs oder Weiterbildungen.