„Ohne Vitamin B kann man beruflich sowieso nichts erreichen.“
Die Idee, dass es im Job nur durch Beziehungen so richtig vorangeht, scheint weit verbreitet zu sein. Oft ist das eine Äußerung, welche von Frustration und Ratlosigkeit ausgelöst werden kann.
Entweder weil jemand beruflich auf der Stelle tritt oder die Jobsuche nicht nach den eigenen Vorstellungen verläuft. Doch welche Bedeutung hat Vitamin B im Job heute noch?
Was ist Vitamin B im Job?
Vitamin B bezeichnet im Allgemeinen Beziehungen, durch welche du etwas erreichen kannst. Meistens wird diese Redewendung für Kontakte, die förderlich für deine Karriere sind, genutzt. Während des gesamten Lebens spinnst du ein Netzwerk aus Familie, Freunden und Bekanntschaften sowie Kunden und Kollegen, welches dir in bestimmten Situationen weiter helfen kann.
Wie baust du ein Netzwerk auf?
Neben sportlichen Freizeitbeschäftigungen, die du beispielsweise im Verein ausüben kannst, gibt es Berufsverbände, in welchen du dich engagieren kannst, um dadurch gezielt nützliche Kontakte zu knüpfen. Hinzu kommt, dass du durch eine Mitgliedschaft und regelmäßiges Engagement in diesen Verbänden demonstrierst, dass du dich auch außerhalb der Arbeitszeiten gerne mit dem eigenen Berufsfeld befasst und immer auf dem Laufenden bist. Jedoch heißt Vitamin B nicht immer, dass du direkt jemanden kennst, der dir zu einem neuen Job verhelfen kann. Meistens „Kennt man jemanden, der jemanden kennt.“
Bedeutung von Vitamin B im Job
Das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) in Nürnberg hat 2011 eine repräsentative Studie bezüglich der Chancenverbesserung durch Vitamin B durchgeführt. Für diese Studie wurden 15.000 Unternehmen befragt. Das Ergebnis zeigt, dass ein Viertel der Jobs über soziale Kontakte vermittelt wird. Des Weiteren ergab sich daraus, dass ein weiteres Viertel der freien Stellen über Stellenanzeigen, wie zum Beispiel in Zeitungen, vergeben wird. Jede siebte Stelle wurde über die Arbeitsagenturen vermittelt. Das ist genauso häufig, wie ein Inserat in einer Stellenbörse im Internet zum gewünschten Job geführt hat.
Arbeitnehmer über Vitamin B im Job
Von 563 Befragten sagten 41 Prozent, dass jeder der Beziehungen hat, diese auch nutzen sollte. „Ohne Beziehungen geht gar nichts.“ Dieser Meinung sind rund 39 Prozent. 18 Prozent finden, dass gute Arbeitskräfte locker ohne Vitamin B einen ihren Kenntnissen entsprechenden Job finden können. 2 Prozent verfechten die Position, dass nur rein objektive Kriterien relevant sind.
Arbeitgeber und die Bedeutung von Beziehungen
Von 181 befragten Arbeitgebern sind 48 Prozent der Meinung, dass man seine Kontakte und Beziehungen nutzen sollte, wenn es förderlich ist. Jedoch gehen nur 4 Prozent davon aus, dass ohne Vitamin B gar nichts geht. 43 Prozent der Arbeitgeber vertreten die Auffassung, dass es möglich ist, ohne Kontakte eine Bewerbung erfolgreich zu meistern, wenn man gut in dem ist, was man tut. Bei 5 Prozent der Arbeitgeber zählen, nach ihren Angaben, nur rein objektive Kriterien.
Beziehungen bei der Jobsuche nutzen
Häufig ist er es eher verpönt, einen Job nur durch die Hilfe anderer zu erlangen, da es dann ja keine eigene Leistung mehr ist. Jedoch wäre man doch dumm dies nicht zu tun, oder?
Immerhin hat eine Studie von zwei US-Forschern der amerikanischen North Carolina State University ergeben, dass mehr als 50 Prozent der Deutschen schon einmal durch ihr Netzwerk an einen Job gekommen sind. 40 Prozent davon sogar, ohne selber aktiv gesucht zu haben.
Es heißt ja nicht, dass du ohne eigene Leistung einen Job bekommst, wenn du Hilfe bei der Jobsuche annimmst. Vitamin B kann zwar häufig eine Eintrittskarte in einen bestimmten Job sein, jedoch muss sich danach jeder beweisen und die zu erledigende Arbeit gut und selbständig bewältigen.
Der Sprecher des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung ist zudem der Ansicht, dass die Chancen, über Vitamin B in einem bestimmten Unternehmen einen Job zu finden, stark von der Größe des Unternehmens abhängen. So funktioniert dies in kleineren Betrieben besser als in großen Unternehmen mit mehr als 500 Mitarbeitern.
Bei Kleinstbetrieben wird ungefähr die Hälfte der zu besetzenden Stellen über Kontakte vergeben. In größeren Unternehmen kommt nur rund ein Zehntel der Neueinstellungen durch Beziehungen zustande. Dies liegt seiner Ansicht nach daran, dass mit wachsender Größe einer Organisation, die Arbeitsteilung zunimmt, dadurch die Auswahl der Bewerber durch mehrere Hände geht und der Bewerbungsprozess formeller abläuft.
Hast du nun aber gute Kontakte und nutzt diese nicht aus Gründen wie Stolz und Ehrgefühl, so ist das bestimmt für viele nachvollziehbar. Jedoch kann dies in einigen Fällen ein großer Fehler sein. Du verschlechterterst dadurch deine Chancen gegenüber den Mitbewerbern, die ihre Kontakte mit einfließen lassen.
Darüber hinaus solltest du beachten, dass es ein großer Unterschied ist, ob du einen Job geschenkt bekommst oder von jemandem dafür empfohlen wirst und dann selber überzeugst. Hier solltest du nach dem Motto „Jeder sollte seine Kontakte nutzen, aber auf keinen Fall ausnutzen!“ handeln.
Fazit zu Vitamin B im Job
Abschließend ist zu sagen, dass es nur von Vorteil sein kann, sich ein Netzwerk aufzubauen, welches auch im Berufsleben genutzt werden kann. Natürlich sind Beziehungen nicht alles und selbst wenn du keine außergewöhnlichen Kontakte in deinem Berufsfeld hast, musst du nicht verzweifeln. Denn was am Ende entscheidend ist, sind deine Kenntnisse, Qualifikationen und deine Einstellung zur Arbeit.
Stehen aber zwei Bewerber mit den gleichen Qualifikationen zur Auswahl, kann eine gute Beziehung zu den richtigen Personen das Eintrittsticket für den gewünschten Job sein. Folglich solltest du Vitamin B und gute Kontakte nicht unterschätzen, ihnen aber auch nicht zu viel Bedeutung beimessen.