Im Sommer Flugbegleiterin,

im Winter Studentin!

– Interview –

Flugbegleiterin

Studieren und im Nebenjob Stewardess?

Klara ist Flugbegleiterin und Medizinstudentin zugleich. Wie sie beides unter einen Hut bekommt und wie ihre Pläne für die Zukunft sind?
Karriere Guru hat Klara getroffen und interviewt.

KG: Erstmal aus rein persönlichem Interesse: Stewardess oder lieber Flugbegleiterin?

K: Das ist mir eigentlich egal, wobei Flugbegleiterin mittlerweile gebräuchlicher ist. Einige meiner Kollegen legen darauf auch sehr großen Wert.

KG: Du fliegst sozusagen nebenberuflich – eigentlich bist Du Studentin, oder nicht? Wie kann man sich das vorstellen?

K: Ich sage immer, ich bin Flugbegleiterin und nebenberuflich Studentin. Das heißt, ich arbeite in Teilzeit, aber in meiner freien Zeit studiere ich.


„Ich arbeite Teilzeit als Flugbegleiterin, aber in meiner freien Zeit studiere ich.“


KG: Wie oft pro Jahr fliegst Du in etwa?

K: Im Moment fliege ich nur von Frühjahr bis Herbst, sechs Monate im Jahr. Das sind pro Monat zwischen vier und sechs Flügen. Der Winter wird dann ganz dem Studium gewidmet!




Flugzeugträger Bild

© Sergey Svechnikov – unsplash.com

KG: Wie bist Du dazu gekommen als Flugbegleiterin zu arbeiten?

K: Gute Frage! Darüber denke ich auch ständig nach.
Nach dem Abi plante fast jeder meiner Freunde einige Zeit im Ausland zu verbringen. Also wollte ich das natürlich auch. Eine Freundin erzählte mir, dass Leute als Flugbegleiter gesucht werden. Da habe ich nicht lange gezögert und mich beworben.

Der Hauptgrund ist wohl, im Ausland zu sein und gleichzeitig zu Hause. Abgesehen davon, macht der Job wahnsinnig viel Spaß! Es gibt in jeder Stadt etwas Neues zu entdecken. Gerade der viele Kontakt zu anderen Menschen ist eine willkommene Abwechslung, da ich während des Studiums meist die Nase in den Büchern habe.


„Es gibt in jeder Stadt etwas Neues zu entdecken.“


KG: Klappt es gut, Job und Studium unter einen Hut zu kriegen? Oder wird es Dir manchmal zu viel?

K: Viele meiner Freundinnen vom Fliegen haben sich für Studiengänge eingeschrieben, die wenig Anwesenheitspflicht haben – wie Wirtschaftswissenschaften und BWL. Da klappt es natürlich viel besser mit dem Fliegen nebenbei.

In meinem Medizinstudium ist es leider so, dass die Veranstaltungen meist Anwesenheitspflicht haben. Wir haben trotzdem die Möglichkeit, uns bis zu drei Flüge im Monat zu „wünschen“. Einmal im Monat bekommen wir vier Tage am Stück frei, die wir auch zeitlich einplanen können.

Auf die Art funktioniert es dann, zumindest in einem kleinen Rahmen, auch im Sommer zu studieren. Im Winter, der dann komplett frei ist, hole ich die verpassten Veranstaltungen vom Sommer nach. Das ist zwar sehr stressig, aber für die Abwechslung beim Fliegen ein gern gebrachtes Opfer.

KG: Welche Voraussetzungen gibt es, um als Flugbegleiterin zu arbeiten? Braucht man eine Ausbildung oder Ähnliches?

K: Voraussetzungen? Naja, man sollte kontaktfreudig, offen, zuverlässig und organisiert sein. Abgesehen davon, hilft es auch, wenn man sich Dinge gut merken kann. Denn Vorschriften gibt es bei uns eine Menge.

Stewardess - Flugzeuggang

© Suhyeon Choi – unsplash.com

Aber eigentlich kommt es am meisten darauf an, wie gut man sich in ein Team eingliedern kann. Bei jedem Flug gibt es eine neu zusammengewürfelte Crew, so kommt keine Routine auf. Wenn hier das Teamwork stimmt, dann ist die Stimmung super und das merken auch die Fluggäste.

Eine Ausbildung braucht man mittlerweile keine mehr. Aber es wird immer gern gesehen, wenn man vorher im Servicebereich gearbeitet hat. Allerdings gibt es bei uns auch viele, die im medizinischen Bereich tätig waren oder sind. So fliegen nebenberuflich einige Ärzte, aber auch Krankenschwestern und Rettungsassistenten.

KG: Gibt es eine Erklärung dafür, dass so viele aus dem medizinischen Bereich fliegen?

K: Die meisten Jobs im medizinischen Bereich sind ebenfalls Tätigkeiten im Schichtdienst. Somit passt das sehr gut zum Fliegen. Abgesehen davon, sind Ärzte oder Menschen, die sich mit Notfällen auskennen, sehr gerne in der Crew gesehen. Denn was viele gar nicht so realisieren, ist, dass wir Flugbegleiter an Bord in erster Linie für die Sicherheit der Passagiere und der Crew verantwortlich sind. Da ist es sehr hilfreich, wenn ein Arzt dabei ist, der helfen kann, wenn ein medizinischer Notfall eintritt.





„Wir an Bord sagen immer: Fliegen hält jung.“


KG: Wie flexibel sind die Fluggesellschaften? Kannst Du frei entscheiden, wann Du fliegen möchtest? 

K: Flexibel sind die Fluggesellschaften noch nicht wirklich. Die Ausbildung zum Flugbegleiter kostet die Firma viel Geld und dieses soll schließlich auch wieder erwirtschaftet werden.
Aber mit guter Planung und einiges an Disziplin, klappt es trotzdem irgendwie. Dennoch sollen wohl in den nächsten Jahren neue Verträge, extra für Studenten, angeboten werden.

KG: Wenn Du mit Deinem Studium fertig bist, möchtest Du dann trotzdem weiter fliegen? 

K: Auf jeden Fall! Ob sich das dann auch realisieren lässt, sei erstmal dahingestellt. Wir an Bord sagen immer: Fliegen hält jung. Auch ich komme ja aus dem medizinischen Bereich und hier gibt es genauso Teilzeitmodelle wie in anderen Branchen. So wäre es natürlich traumhaft, zweigleisig zu fahren und zu managen.

Es sollte aber nicht außer Acht gelassen werden, dass es bei all den Vorteilen, die das fliegen bietet, natürlich auch einige Nachteile gibt. So ist es ziemlich schwierig für die Familie da zu sein. Freundschaften pflegen und an Feiertagen zu Hause zu sein ist eine echte Herausforderung.

Abgesehen davon sollte nicht vergessen werden, dass dieser Job unglaublich anstrengend sein kann. Schlafmangel und körperlich schwere Arbeit können auf Dauer sehr belastend sein. Ich kann somit leider noch nicht sagen, wie es in der Zukunft weitergeht. Aber das wird sich mit der Zeit schon zeigen!

KG: Und zum Schluss: Was ist das Beste am Job als Flugbegleiterin?

K: Das Beste? Die Abwechslung! Heute New York, morgen Shanghai – das ist etwas, was kaum ein anderer Beruf zu bieten hat.


„Heute New York, morgen Shanghai…“


Nicht nur in Zeitschriften oder im Internet verfolgen, was auf der Welt passiert, sondern live dabei sein. Menschen aus allen möglichen Ländern und Kulturen zu erleben. Auch 12-Stunden-Flüge gehen schnell vorbei, wenn man all die spannenden Lebensgeschichten hört.

Und das Schönste – klingt vielleicht abgedroschen, ist aber so – ist, wenn die Gäste glücklich aussteigen. Wenn sie sich freuen (manchmal ziemlich überschwänglich) und bedanken. Dann hat man es geschafft und ihnen den Flug so schön wie möglich gemacht.

KG: Klara, vielen Dank für das Interview!

Hat Euch das Interview Lust aufs Reisen gemacht? Wäre der Job als Flugbegleiter*in für Euch eine gute Möglichkeit, um die Welt zu sehen? Vielleicht hat ja der ein oder andere seinen Traumjob gefunden…

Das finden andere Leser interessant: