Burnout: Mehr als eine Modeerscheinung?

Mann gelangweilt am Schreibtisch
Stress bei der Arbeit

© Rudie

Burnout – eine Modeerscheinung & das Aus für jede Karriere! Ein Urteil, welches heutzutage gerne gefällt wird. Um wirklich zu verstehen, was hinter dem Burnout-Syndrom steckt und wie es mit dem beruflichen Werdegang danach aussehen sollte, haben wir uns für euch damit genauer auseinandergesetzt!

2011
sind 59,2 Millionen Arbeitnehmer aufgrund psychischer Erkrankungen arbeitsunfähig gewesen, darunter 13 Millionen mit der Diagnose Burnout. Darin markiert sich ein Anstieg um 80% in den letzten 15 Jahren. Die Ausfallkosten in der Produktion sowie der Verlust der Bruttowertschöpfung wird infolge dessen auf rund 71 Millionen Euro allein in Deutschland geschätzt. Innerhalb der EU liegen die Folgekosten mit rund 20 Milliarden Euro/Jahr im Fall eines Burnouts sogar weitaus höher.

„Die sind doch nur alle überempfindlich. Sollen sie sich mal nicht so anstellen!“

Einer der Grundgedanken derjenigen, welche das Syndrom des Burnouts lediglich als eine Ausrede von Arbeitskollegen betrachten, um sich vor weiteren Arbeiten zu drücken. Bevor jedoch die Ursachen für ein Burnout vorgestellt werden, gilt es ersteinmal zu erklären, was es damit überhaupt auf sich hat.

Bei einem Burnout handelt es sich nicht, wie oftmals fälschlich angenommen, um eine Krankheit, sondern laut dem ICD-10 (international statistical classification of diseases and related health problems) um ein Problem der Lebensbewältigung. Dieser Effekt äußert sich in einem Zustand der geistigen sowie emotionalen Erschöpfung. Er wird ausgelöst durch Stress, welcher, infolge einer geringeren Belastbarkeit, nicht mehr abgebaut werden kann.

Laut dem ICD-10 wird ein Burnout nach dem Diagnoseschlüssel Z 73.0 beurteilt. Ebenso wird dort festgehalten, dass es sich bei einem Burnout um eine Rahmen- oder Zusatzudiagnose handelt und somit keine grundlegende Behandlungsdiagnose vorliegt.

„Also bekommen die alle ihr Leben nicht geregelt? Deswegen soll man gleich krank sein?“

Diese Behauptung ist grundlegend falsch. Ein Burnout entwickelt sich schleichend, zum Teil über Jahre hinweg. Folglich sind die Menschen, die an dem Syndrom leiden, nicht einfach überfordert. Folgende Persönlichkeitsmerkmale sind fördernde Ursachen für ein Burnout:

  • Perfektionismus – bis ins kleinste Detail fehlerfrei arbeiten wollen
  • Ehrgeiz – immer schneller, besser und effizienter als die Kollegen sein wollen
  • Helfersyndrom – mal eben dem Kollegen X bei der Aufgabe helfen, Kollege Y beim nächsten Projekt unter die Arme greifen und parallel dazu das eigene Pensum bewältigen
  • Nicht „Nein!“ sagen können – so kommen immer mehr Aufgaben auf einen zu, bis schließlich die Arbeit nicht mehr zu bewältigen ist
  • mangelnde Stressbewältigung – von der Arbeit direkt ins Bett, ohne einen Ausgleich zu haben

Ebenfalls gefährdet, an einem Burnout zu erkranken, sind Menschen, welche sich lediglich über ihre eigene Leistung, sowohl bei der Arbeit als auch privat, definieren. Sobald keine kontinuierliche Bestätigung der Leistung erfolgt, führt der Folgeweg in eine Lebenskrise.

„Was für Firlefanzen! Also geht es jetzt in die Ellenbogengesellschaft?!“

Nein, die oben genannten Persönlichkeitsmerkmale sind kein Garant für ein Burnout. Ebenso geht es nicht darum, diese Persönlichkeitsmerkmale komplett abzulegen. Letztlich ist es entscheidend, wie in vielen anderen Dingen auch, das richtige Maß zu finden.

Jetzt bleibt die Frage offen, welche Symptomatik bei einem Burnout vorkommt. Diese lässt sich in die folgenden drei Dimensionen einteilen:

  1. Emotionale Erschöpfung als Resultat extremer physischer oder/und psychischer Anstrengung.
    • Folgen: U.a. Antriebsschwäche, leichte Reizbarkeit, Empfindungen der Kraftlosigkeit und Schwäche seitens der Betroffenen
  2. Depersonalisierung aufgrund einer zunehmenden Distanzierung zu dem persönlichen Umfeld, welche sich durch Gleichgültigkeit und Zynismus äußert.
    • Folgen: Beziehen sich zunehmend auf die Relationen zu dem Umfeld, welche auf die sachliche Ebene reduziert wird.
  3. Das Erlebnis von Misserfolgen, basierend auf der qualitativen und quantitativen Abnahme der eigenen Leistung im Vergleich zu steigenden Anforderungen.
    • Folgen: Die Selbstreflexion der Betroffenen endet in einem Gefühl der Ineffizienz, der eigene Rückzug aus der Gesellschaft wird gesteigert.

„Diese Erfahrungen hatte doch jeder schon einmal! Hat dann auch jeder Burnout?“

Definitiv nein. Korrespondierend zu dem Maß, in dem diese Symptome die Charaktereigenschaften beeinflussen, wie gut eine einzelne Person damit umgehen kann sowie viele weitere, kleinere Faktoren, ergibt sich das Potenzial einem Burnout zu erliegen.

Erkrankte Arbeitnehmer sollten unterdessen nicht befürchten, dass ein Burnout für sie zwangsweise ein Karriereaus bedeutet. Ab einer Ausfallzeit von 6 Wochen sind Unternehmen, unabhängig von der Unternehmensgröße, verpflichtet, dem Betroffenen ein Eingliederungsmanagement anzubieten. Dieses kann sich beispielsweise in Gesprächen äußern, in welchen nach einem Lösungsansatz für die Verhinderung eines weiteren Burnouts gesprochen wird.

Ebenfalls ist es nicht unüblich, dass viele Ärzte eine schrittweise Wiedereingliederung verordnen. Das heißt, dass der vom Burnout-Syndrom betroffene Arbeitnehmer sich schrittweise wieder dem Arbeitsplatz nähert. Zum Beispiel erst einmal am Wochenende in die Firma gehen, um anschließend mit einer wöchentlich aufgestockten Stundenzahl wieder im Betrieb anzufangen. Letzteres beinhaltet ebenfalls, dass sich mit kleinen, erfolgsversprechenden Aufgaben beschäftigt wird. Darüber soll die Motivation und das Bewusstsein, etwas zu erreichen, bestärkt werden.

In Abhängigkeit von dem Arbeitsklima des jeweiligen Unternehmens verursacht zum Teil der Gedanke an die Reaktion der Kollegen einen weiteren Stressfaktor. Es bleibt festzustellen, dass in einem offenen Arbeitsklima ebenfalls offen mit dem Thema umgegangen werden sollte. Hingegen ist es bei einem geschlossenen Arbeitsklima ratsam nur mit Kollegen über dieses Thema zu sprechen, denen Vertrauen entgegengebracht werden kann.

Zu guter Letzt sei angemerkt, dass die Gesundheit des Arbeitnehmers Vorrang hat. Jedoch ist erwiesen, dass die Rückkehr in den Arbeitsalltag schwerer wird, je länger die Krankheitsphase dauert. Beispielsweise kehren nach einem halben Jahr Arbeitsunfähigkeit lediglich 50% der Arbeitnehmer erfolgreich in den Job zurück, nach einem Jahr sind es sogar nur 10%.

Trotz allem: Ein Burnout bedeutet kein Karriereaus, sondern kann ebenfalls die Möglichkeit sein, seine Karriere bei völliger Genesung wieder anzugehen.