Welche Erwartungen und Anforderungen eine Führungsposition an den Betroffenen stellt, weiß Mathias Fischedick aus eigener Erfahrung in der Medienbranche. Als Mindbuilder hilft er mittlerweile seit über zehn Jahren unter anderem Führungskräften in seinen persönlichen Coachings dabei, den für sich selbst richtigen Weg durch diesen Erwartungshorizont zu finden. Ebenso gibt er in seinen Büchern sowie in seinen Vorträgen Tipps und Tricks dazu, wie der eigene Weg zum Glück gefunden wird. Frei nach dem Motto: Gegen den inneren Jammerlappen.
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Interview mit Mathias Fischedick
Karriere Guru [KG]: Hallo Herr Fischedick und vielen Dank, dass Sie sich die Zeit für ein Interview mit uns nehmen! Sie selbst bezeichnen sich als Mindbuilder, sind dipl. Mental Coach sowie dipl. systemischer Coach und ebenfalls professioneller Redner. Was genau kann man sich unter dem Beruf Mindbuilder vorstellen? Und was hebt Sie von anderen Coaches ab?
Mathias Fischedick: Die Bezeichnung „Mindbuilder“ habe ich gewählt, da sie sehr treffend all das umfasst, was ich beruflich mache. Genauso, wie wir beim Bodybuilding unseren Körper für unterschiedliche Anforderungen stärken können, sind wir auch in der Lage, Gehirn und Geist für die Aufgaben fit zu machen, die wir uns stellen oder die das Leben an uns stellt. Ich bin sozusagen der Sparringspartner für Menschen, die wachsen wollen, sowohl beruflich als auch privat. Durch verschiedene Coachingtechniken helfe ich meinen Klienten dabei, mentale Hindernisse zu überwinden und ihr persönliches Potenzial zu nutzen, um auf individuelle Weise zum Ziel zu kommen.
Als Redner wecke ich das Verständnis dafür, dass nur wir selbst für unser eigenes Glück und unseren Erfolg verantwortlich sind, uns dabei aber leider oft selbst im Weg stehen. In meinen Vorträgen stärke ich das Bewusstsein für die eigenen Denkmuster, mit denen wir uns selbst behindern und gebe Idee, wie wir selbst unser Potenzial besser nutzen können, um unsere Ziele zu erreichen.
Was hebt mich von anderen Coaches ab? Ich denke jeder Coach unterscheidet sich schon einmal in der Persönlichkeit. Mir ist es zum Beispiel wichtig, fundierte Methoden zu verwenden, diese aber in einem lockeren Rahmen. Bei mir im Coaching wird viel gelacht. Das ist für mich ein ganz wichtiger Aspekt. Denn wenn wir über uns selbst lachen können, dann ist das der erste Schritt, um mit Abstand auf die eigenen Muster zu schauen, mit denen wir uns selbst das Leben schwer machen.
KG: Sie helfen Menschen dabei, dass sie ihren eigenen Weg finden und sich von dem reinen Herdentrieb, beziehungsweise dem Drang lediglich der Umwelt zu gefallen, lösen. Geht das denn so leicht? Sind da nicht viele Befürchtungen, wie beispielsweise „Dann kann es sein, dass mich keiner mehr leiden kann.“, zu bekämpfen?
M. Fischedick: Wir Menschen sind Gewohnheitstiere und so gibt unser Gehirn bei jeder Veränderung Alarm, denn wir verlassen den bekannten Bereich. Deshalb braucht jedes neue Verhalten Zeit, in dem wir es bewusst umsetzen, bis es dann wieder zu einer Gewohnheit wird, die ganz unbewusst abläuft. Wenn wir selbst ein motivierendes Ziel vor Augen haben, dann fallen Veränderungen leichter, als wenn wir uns zu einem neuen Verhalten zwingen oder von außen dazu getrieben werden. Deshalb finde ich das Wort „bekämpfen“ im Kontext von Verhaltensänderungen sehr unproduktiv.
In der Tat ist es so, dass wir unbewusst dem „Herdentrieb“ folgen. Das ist eine Überlebensmechanismus aus der Steinzeit, der uns auch heute noch prägt. Vor 200.000 Jahren hatteman ohne den Schutz der Sippe keine großen Chancen zu überleben. Wer verstoßen wurde und auf sich allein gestellt war, hatte damals in der Wildnis keine großen Überlebenschancen. Deshalb war es überlebenswichtig sich der Gruppe anzupassen und nicht aus der Reihe zu tanzen.
Genauso verhalten wir uns auch heute noch, obwohl wir nicht mehr in einer unwirtlichen Welt leben. Wir passen uns lieber an und folgen dem was „normal“ ist, anstelle unserem Herzen zu folgen und das zu tun, was uns wirklich glücklich macht. Deshalb ist es zu Beginn eine große Herausforderung sich gegen den unbewussten „Herdentrieb“ zu stellen und öfter mal nach den echten eigenen Interessen zu handeln. Mit der Zeit werden Sie aber bemerken, wie gut Ihnen das tut. Und das beste: Wenn es Ihnen gut geht, hat auch Ihr Umfeld etwas davon!
Interview mit Mathias Fischedick
KG: In Ihrer Arbeit als Coach treffen Sie häufig auch auf Menschen in Führungspositionen, begegnen Ihnen dort diese Unsicherheiten ebenfalls? Oder gibt es dort nicht den Drang, in einer Gruppe unauffällig Mitglied zu sein?
M. Fischedick: Bei Führungskräften begegne ich diesem Muster häufig. Dabei geht es aber nicht um den Drang, im Team ein unauffälliges Mitglied zu sein, sondern darum bei den Mitarbeitern beliebt zu sein. Wenn ich als Chef versuche, es immer allen Recht zu machen, dann werden mich meine Mitarbeiter lieben. Und das ist auch gut fürs Ego, wenn man als „Mama Bär“ oder „Papa Bär“ sich um die lieben Kollegen kümmert und von Ihnen „gebraucht“ wird. Viel zielführender ist aber eine Führung bei der man seinen Mitarbeitern das Vertrauen schenkt, dass diese auch ohne Sie ihren Job machen können und sie in die Verantwortung nimmt selbst für ihr Wohlergehen zu sorgen. Denn niemand anderes kann uns wirklich langfristig motivieren und glücklich machen, als wir selbst. Wenn Sie als Chef ihr Team zur eigenen Stärke führen, sind Sie mittelfristig viel beliebter, als wenn Sie alle „bemuttern“.
KG: In einem früheren Interview (Vita Magazin) haben Sie gesagt, dass psychische und physische Krankheiten daher kommen können, dass der aktuelle Lebensweg nicht den eigentlichen Wünschen entspricht. Woher kommt dieser Zusammenhang?
M. Fischedick: Wir haben zwei große Kräfte, die uns antreiben: Das ist auf der einen Seite der Wunsch nach Bindung (der „Herdentrieb“) und auf der anderen Seite der Wunsch nach Selbstverwirklichung. Wir hätten gerne beides. Wir wollen die Dinge tun, die uns am Herzen liegen und gleichzeitig dafür von Freunden, Kollegen und Familie gemocht werden und die volle Unterstützung haben. Leider gelingt das nicht immer. Und wenn wir uns dann für eine Seite entscheiden müssen, dann nehmen wir oft die der Bindung. Wenn wir dadurch auf Dauer unsere Herzenswünsche verdrängen, dann fängt es nach einiger Zeit an in uns zu rumoren. Ein Teil in uns will sich nach wie vor selbst verwirklichen. Wenn wir diesen Teil immer weiter ignorieren, wird er immer „lauter“, um unsere Aufmerksamkeit zu bekommen.
Und das kann sich in körperlichen Beschwerden äußern. Man spricht dabei auch von „psychosomatischen Beschwerden“. Das können z.B. Rückenschmerzen sein, für die Ärzte keine körperliche Ursache finden, nächtliches Zähneknirschen, Kopfschmerzen o. ä. Ich hatte schon viele Klienten bei denen sich als positiver Nebeneffekt körperliche Beschwerden aufgelöst haben, nachdem sie einen Weg gefunden haben, Ihre tiefsten Wünsche Realität werden zu lassen.
KG: Wenn Sie einem Klienten begegnen, der sich in seinem vermeintlich ungeliebten beruflichen Alltag so weit gequält hat, dass er bereits körperlich und / oder psychisch daran erkrankt ist. Wie gehen Sie dann in dem Coaching vor? Raten Sie dann eher zu einer „radikalen“ Änderung?
M. Fischedick: Die „Ökobilanz“ ist entscheidend. Dazu gehört eine Analyse, welchen „Preis“ eine radikale Veränderung kostet. Was würde es z.B. für Folgen haben, den Job von heute auf morgen hinzuschmeißen? Wie sähe die finanzielle Situation aus, das Image in der Branche, wer könnte etwas dagegen haben etc? Was wären auf der anderen Seite die Folgen, wenn der Klient weiter macht wie bisher? Was gäbe es noch für andere Möglichkeiten und welche Folgen hätte es, diese Wege einzuschlagen.
Dabei mache aber nicht ich die Analyse, sondern immer der Klient selbst. Ich unterstütze mit Fragen und Angeboten für neue Perspektiven. Nur der Klient selbst kann entscheiden, welche Faktoren für ihn wichtig sind und welche nicht. Nachdem die verschiedenen Möglichkeiten beleuchtet wurden, liegt es dann in seiner Entscheidung, welchen Preis er bereit ist zu zahlen. Nach meiner Erfahrung wird dabei nur selten eine radikale Veränderung gewählt. Oft entwickeln sich Lösungen, die eine sukzessive Veränderung möglichen machen.
KG: Ihr Buch „Wer es leicht nimmt, hat es leichter“ gibt auf eine humorvolle Art wertvolle Tipps und Tricks dazu, wie der eigene Jammerlappen bekämpft werden kann. Ist es bereits ein Weg in die richtige Richtung, wenn Ihre vorgestellten Tricks dort befolgt werden? Oder gilt es dann erst loszulegen?
M. Fischedick: Das Buch ist sehr gehaltvoll, trotz der humorvollen Art, in der ich es geschrieben habe. Wenn Sie sich wirklich ernsthaft auf die Methoden einlassen und diese umsetzen, dann können Sie sehr viel in ihrem Leben zum Besseren bewegen. Gerade heute hat mir wieder eine Leserin geschrieben „Nachdem ich das Buch gelesen habe, habe ich einen erstaunlichen Wandel durchgemacht. Ich hoffe, dass mein neues Leben so bleibt. Ich weiß es liegt nur an mir. Allzu oft verfällt man doch wieder in seine jahrzehntelang gepflegten Muster. Meiner Schwägerin fiel es letztens auch auf, dass ich wesentlich gelassener mit verschiedenen Situationen umgehen konnte und auch meinen Humor wieder gefunden habe. Dieser hatte mich zwischenzeitlich verlassen. Da Sie mich fragte, wie ich das gemacht habe, gab ich ihr das Buch. Ich hoffe das es Ihr so hilft, wie mir.“
KG: Bevor es zu einer unglücklichen Berufswahl kommen kann, welche Tipps würden Sie jemanden geben, der vor der Entscheidung für seinen Berufsweg steht?
M. Fischedick: Ich finde es wichtig keinen Beruf zu wählen, nur weil er gerade „in Mode“ ist, oder weil jemand anderes Ihnen sagt: „Das ist genau das Richtige für dich!“. Machen Sie sich bewusst, was Ihnen wichtig ist. Was sind Ihre Werte? Damit meine ich das, was Ihnen wirklich aus tiefstem Herzen wichtig ist. Das ist der Maßstab, an dem Sie Ihre Berufswahl bewerten sollten.
KG: Eine letzte Frage noch: Wenn Sie noch einmal die Möglichkeit hätten, von vorne anzufangen mit Ihrer Karriere – würden Sie alles noch einmal genauso machen?
M. Fischedick: Fast. Ich würde ein paar Jahre früher meine Führungsposition in den Medien verlassen und mich früher zum Coach ausbilden lassen.