Psychopathen in Führungspositionen – alles Hysterie?

Mann fasst sich an Krawatte, Schriftzug "Follow me!"

Vor ca. einem Jahr erschien bei uns ein Artikel zu diversen Arbeitnehmertypen, von denen der Altruist es in die Chefetage schafft. Artikeln verschiedener Magazine sowie Publikationen renommierter Wissenschaftler lässt sich nun entnehmen, dass der Altruist Konkurrenz vom Psychopathen bekommt.

Psychopath – ein Wort, welches zunächst Unbehagen auslöst. Woran dabei zunächst gedacht wird? An massenmordende Menschen, die ohne jegliche Skrupel ihrem blutrünstigen Weg weiter folgen. Menschen, von denen sich gewünscht wird, dass sie weggesperrt werden.

Was das mit Karriere und Chefetage zu tun hat?

Nun, da wollen wir einmal mit ein paar Vorurteilen aufräumen:

Psychopathen sind zunächst einmal ganz normale Menschen. Der derzeitige Forschungsstand verkündet seinen Zweifel zu der Position, dass es sich bei diesen Menschen um Personen handelt, die an einer psychischen Störung leiden. Viel eher wird ein biologischer Zusammenhang vermutet. Dieser kann bis dato jedoch noch nicht eindeutig geklärt werden.

Gleichwohl ein biologischer Faktor eingeräumt wird, weisen Psychopathen markante Charakterzüge auf. Unter ihrer charmanten Fassade verbergen sich manipulative

Wenn die Hände des Chefs mit ihren Mitarbeitern wie mit Marionetten spielen

© adam121

Charakterzüge, die dazu dienen die Lügenkonstrukte aufrechtzuerhalten. Diese Lügenkonstrukte ziehen sich durch alle Facetten ihres Lebens und werden von ihnen genutzt, um sich soziale Netzwerke rasch aufzubauen – welche gerne für das Ziehen von Strippen für die eigenen Vorteile genutzt werden. Gleichwohl das Bilden von sozialen Netzwerken diese Personen wie soziale Menschen erscheinen lässt, sind sie nicht dazu in der Lage, Empfindungen irgendeiner Art und Weise aufzubauen. Die Menschen werden zu Werkzeugen, zu Objekten, die dazu genutzt werden können, um zu dem gesetzten Ziel zu gelangen.

Psychopathen lieben den Nervenkitzel und empfinden dabei keinerlei Angst. Aus diesem Grund überschätzen sie sich selbst und unterschätzen parallel dazu Risiken. Sie können nicht einfach in ihre Schranken gewiesen werden, denn bei jeder Kritik erfolgt ein massiver Rückschlag.

An diesen Charakterzügen zeigt sich klar und deutlich, dass Psychopathen nicht alle Serienkiller sind. Ebenso wenig kann ihnen ein Hang zum reinen Machiavellismus unterstellt werden – letztlich folgen sie schließlich einem inneren Drang, sich selbst über anderen Personen zu positionieren.

Wie gelangen denn Psychopathen in Führungspositionen?

Es zeigt sich, dass viele Eigenschaften, die Personen mit psychopathischen Zügen in sich vereinen, gut dafür geeignet sind, um Karriere zu machen – es sei an dieser Stelle einfach einmal auf die Bildung von sozialen Netzwerken verwiesen.

Der Kriminalpsychologe und emeritierte Professor der University of British Columbia Robert D. Hare gehört zu den führenden Personen innerhalb der Forschung nach Psychopathen – auch in Führungspositionen. In einer Studie testete er 203 Manager und Unternehmenschefs mittels Befragungen und wertete ihr Verhalten aus. Es stellte sich dabei heraus, dass diese Personen im Durchschnitt höhere Punktezahlen erreichen. Gleichwohl dieses Ergebnis in schulischen Tests gut wäre, so bedeutet es für den Kreis von Managern und Chefs, dass ihre Ausprägung hin zu einem psychopathischen Wesen stärker vorhanden sind.

Hares Haltung demgegenüber ist eindeutig: Es ist selbstverständlich, warum ein Psychopath so gut und schnell Karriere machen kann. Sie haben viele Eigenschaften, die den Voraussetzungen dafür entsprechen. Auf der anderen Seite sind sie jedoch gefährlich für ein Unternehmen und dessen Mitarbeiter, gerade in der Rolle als Chef. Ihre skrupellose Verhaltensweise kann in einem Büro nicht nur für Differenzen und Ausgrenzungen unter den Mitarbeitern sorgen. Vielmehr können ihre Aktionen ganze Unternehmen in die Insolvenz führen. Ein berühmtes Beispiel dafür ist der US-Manager Albert J. Dunlap.

Psychopathen im Management sind jedoch nicht einzig und allein ein Phänomen innerhalb der USA. Der Hirnforscher Niels Birbaumer räumt ein, dass allein in Deutschland knapp eine Millionen Personen mit psychopathischen Störungen anzutreffen sind. Dabei liegt die Chance, dass einem Selbst in seinem Leben bereits einmal ein Psychopath über den Weg gelaufen ist, bei 100%.

Das zunächst Erschreckende: Sie sind in vielen wichtigen Positionen innerhalb der Wirtschaft vertreten.

Wie kann man eine solche Person erkennen?

Dafür gibt es kein Erfolg versprechendes Rezept. Es gibt lediglich kleinere Indikatoren. Beispielsweise ist dieser Personenkreis geübt in der Selbstdarstellung sowie der Rede über jegliche Belange, die nicht mit übermäßigen emotionalen Reaktionen in der Gesellschaft verknüpft werden. Sobald jedoch die Sprache auf ein Thema wie beispielsweise Familie, Partner oder Ähnliches fällt, verhalten sich diese Personen wie Menschen, die sich einer Fremdsprache bedienen: Sie fangen an ihre Worte durch heftige Gestikulation zu untermalen.

Es sei noch eins hinzugefügt: Nicht jeder Chef ist automatisch ein Psychopath, nur weil er es in eine Führungsposition geschafft hat. Dennoch sei gewarnt vor denjenigen, die es sind.