Wer an die Arbeitszeit in Deutschland denkt, dem kommt wohl schnell das klassische Nine-to-Five in den Sinn: 8-Stunden-Arbeitstage, 40-Stunden-Woche. Doch ist diese „Normalarbeitszeit“ noch zeitgemäß? Sind die Arbeitnehmer damit überhaupt zufrieden?
Das festgefahrene Teilzeit-Vollzeit-Modell ist für viele Arbeiternehmer nicht optimal, sie leiden sogar darunter. Durch die fehlende Selbstbestimmung und Flexibilität der Arbeitszeit, muss das Privatleben oftmals untergeordnet werden. Dies ist gerade für Eltern sehr schwierig. Doch warum hält ein Großteil der Unternehmen nach wie vor daran fest? Welche Alternativen gibt es? Was wünschen sich die Arbeitnehmer?
Flexible Arbeitszeitmodelle
Ein Ansatz, um die klassische 40-Stunden-Woche zu verändern, sind flexible Arbeitszeitmodelle. Heißt, Arbeitnehmer entscheiden selbst über Arbeitsbeginn und –ende. Dies ist begrenzt durch die vertragliche Wochen- oder Monatsarbeitszeit und die Kernarbeitszeit. Nach wie vor existiert also eine „grobe Struktur“ für den Arbeitstag. Trotzdem entsteht für den Arbeitnehmer mehr Entscheidungsfreiraum und somit mehr Flexibilität und Selbstbestimmung.
Die gewonnene Entscheidungsfreiheit ermöglicht, Arbeit und Alltag besser aneinander anzupassen. Denn der Arbeitnehmer kann nun seine Arbeitsstunden eigenständig mit privaten Terminen koordinieren – ob familiäre Verpflichtungen, Arztbesuche, Behördentermine oder auch private Feiern. Der Arbeitnehmer wird dadurch entlastet, hat weniger Stress und kann seine Zeit effizienter nutzen.
Doch sorgen sich die Unternehmen um ihre eigene Effizienz und Wettbewerbsfähigkeit – „Meine Mitarbeiter kommen und gehen, wann sie möchten? Das kann doch nicht funktionieren!“. Natürlich setzen flexible Arbeitszeitmodelle einen Grundstock an Vertrauen in die eigenen Mitarbeiter voraus. Wobei auch das beispielsweise durch Zeiterfassung kontrolliert werden kann.
Sehr flexible Arbeitszeitmodelle sind nicht in allen Unternehmen möglich oder wirtschaftlich. Gerade bei Betrieben, in denen Maschinen 24 Stunden durchlaufen müssen, ist eine direkte Übergabe bei Schichtwechsel unverzichtbar. Dadurch erfordern flexible Modelle wesentlich mehr Koordination innerhalb des Teams. Der Aufwand könnte dabei höher als der tatsächliche Nutzen sein.
Welche Vorteile bringen die flexiblen Arbeitszeitmodelle für Unternehmen?
Durch die verbesserten Arbeitsbedingungen der Beschäftigten, steigt die allgemeine Zufriedenheit. Dies hat auf mehreren Ebenen positive Auswirkungen:
- Einschränkungen, Unterbrechungen oder Kündigungen des Arbeitsverhältnisses nehmen ab, da flexibel um die Arbeitszeit verhandelt werden kann.
- Motivation und Produktivität der Beschäftigten nimmt zu. Jeder Mitarbeiter weiß für sich am besten, zu welcher Tageszeit er am produktivsten arbeitet. Seine Arbeitszeit kann er dementsprechend anpassen.
- Es entsteht mehr Spielraum in der Personalplanung. Denn auch auf Unternehmensseite kann flexibler geplant werden. Je nach Auftragslage oder auch konjunktureller Schwankungen kann die Arbeitszeit angepasst werden statt ganze Arbeitsplätze zu streichen.
- Die Arbeitgeberattraktivität steigt. Unternehmen mit flexiblen Arbeitszeitmodellen sind immer gefragter und gewinnen an Attraktivität. Bedeutet natürlich, dass qualifizierte Fachkräfte „angelockt“ werden.