Wenn du mit dem Gedanken an ein Studium spielst, sei es nach dem Abi oder aufbauend auf eine Ausbildung, musst du eine Menge unterschiedlicher Dinge beachten. Welche Fachrichtung? In welcher Stadt? Universität oder Fachhochschule? Die vielen Fragen können dich geradezu erschlagen, jedoch handelt es sich dabei um wichtige Grundsatzentscheidungen, welche dein gesamtes späteres Berufsleben beeinflussen.
Ja, sogar letztere Frage, also jene nach der Hochschule oder Universität. Was viele Neulinge nämlich nicht wissen: Es gibt einen wichtigen Unterschied zwischen dem Studium an einer Universität und dem an einer Fachhochschule. Hier gilt es, eine bewusste Entscheidung zu treffen ob du Student an einer Hochschule oder Universität wirst. Aber worin liegt eigentlich der Unterschied?
Uni oder FH: Der wichtigste Unterschied
Der Unterschied zwischen Uni und Hochschule erklärt sich ganz einfach: Das Studium läuft je nach gewählter Einrichtung unterschiedlich ab. Somit kann es sein, dass das System an der Uni viel eher für dich geeignet ist oder du dich stattdessen in einer FH deutlich leichter tust und dementsprechend auch bessere Noten schreibst.
Als Faustregel gilt: Eine Fachhochschule ist in der Regel viel praxisorientierter und zugleich eher schulisch organisiert. Eine Universität lässt dir hingegen mehr Freiheiten und vermittelt allgemeinere Wissensinhalte. Mit diesen Freiheiten kann nicht jeder Student gut umgehen. Schlussendlich musst du also selbst wissen, welcher Lerntyp du bist und welche Art von Hochschule dementsprechend besser zu dir passt. Werfen wir einen genaueren Blick auf die Unterschiede.
Karriere als Forscher: Hochschule oder Uni?
Oft herrscht das Vorurteil, dass die Uni eher für Forscher sei und die Fachhochschule eher für Praktiker. Das kann so prinzipiell nicht behauptet werden, hat aber durchaus einen wahren Kern. Natürlich kann ein angehender Forscher auch seinen Bachelor- oder Master-Titel an einer Hochschule erwerben. Die Abschlüsse sind schließlich gleichwertig anerkannt.
Die Promotion, welche für eine Laufbahn in der Forschung meist unverzichtbar ist, ist aber schlussendlich nur an der Universität möglich. Aus diesem Grund verschlägt es Wissenschaftler im Laufe ihres Studiums also nicht zwangsläufig von Beginn an die Universität, früher oder später aber garantiert!
Kleine Zusatzinformation: Erst seit der Einführung des Bachelor-Master-Systems im Zuge des Bologna-Prozesses sind die Abschlüsse der Universität sowie Fachhochschule gleichgestellt. Zuvor mussten Absolventen einer Fachhochschule das Kürzel (FH) hinter ihrem Titel tragen. Mittlerweile ist es somit auch FH-Studierenden möglich, einen Doktortitel zu erwerben, allerdings nach wie vor nur in Kooperation mit einer Universität.
Forscher, die eine klassische Laufbahn in der Wissenschaft mit Promotion & Co anstreben, sind also tatsächlich auf der Universität besser aufgehoben. Dies liegt auch in den allgemeineren Studieninhalten begründet, welche dort vermittelt werden. Denn eine Universität hat zum Ziel, ein möglichst breites theoretisches Fachwissen in dem jeweiligen Bereich zu vermitteln. Ihr Hauptanliegen ist somit tatsächlich die Ausbildung von wissenschaftlichem Nachwuchs für die Forschung.
Das bedeutet aber keinesfalls, dass hier nicht auch all jene Menschen studieren können, welche nach dem Bachelor- oder Master-Abschluss ganz „normal“ Bewerbungen schreiben und in einen Job in der Industrie, im Sozialwesen oder anderen Arbeitgebern einsteigen möchten. Sie lernen an der Universität nämlich ein hohes Maß an Selbstständigkeit und das wissen viele der Arbeitgeber zu schätzen.
Fachhochschulen gelten als praxis- und anwendungsorientiert
Zu schätzen wissen sie aber auch die praktische Erfahrung, die Absolventen einer Fachhochschule mitbringen. Die FH hat ihren Fokus auf möglichst praxisnahen Inhalten und dem Sammeln von Erfahrung, sei es an der Hochschule selbst oder direkt in Unternehmen & Co aus der Branche. So ist an der Fachhochschule in der Regel mindestens ein Praxissemester Pflicht und viele Prüfungen werden nicht (nur) theoretisch abgelegt, sondern auch praktisch.
Ziel ist also, die Studierenden bestmöglich auf ihr späteres Berufsleben in einem Unternehmen, einer Agentur, einer Institution oder auch in der Selbstständigkeit vorzubereiten. Aus diesem Grund sind die Studiengänge deutlich spezialisierter. In Zeiten des Fachkräftemangels kann es eine gute Entscheidung sein, sich an der FH zu einem solche Spezialisten ausbilden zu lassen.
Beispiel: Das beste Beispiel dafür ist das Studium der Wirtschaftswissenschaften. Wer in diesem Beruf heute Karriere machen will, sollte sich rechtzeitig auf ein gefragtes Spezialgebiet konzentrieren. Wirtschaftswissenschaften werden als allgemeiner Studiengang fast ausschließlich an Universitäten angeboten. Wer hingegen eine Fachhochschule wählt, hat eher die Auswahl aus spezialisierten Studiengängen wie „WiWi mit Schwerpunkt Marketing“ oder „Wirtschaft und Journalismus“. Während also die Wirtschaftswissenschaftler von der Uni später vermehrt im Bereich der Rechtswissenschaften, Ingenieurwissenschaften oder im Consulting arbeiten, landen jene von der FH oft bei Automobilherstellern, Werbeagenturen oder arbeiten als Projektmanager in Unternehmen verschiedenster Art.
Wie bereits erwähnt, läuft das Studium an einer Fachhochschule zudem deutlich verschulter ab. Die Studierenden bekommen also, zumindest in den ersten Semestern, eine Art „Stundenplan“ an die Hand und genießen eine intensivere Betreuung durch die Professoren. So kommen an einer FH im Schnitt 45 Studierende auf einen Professor, an der Universität hingegen 64. Vor allem junge Menschen, die sich damit schwertun, ihr Studium selbstständig zu organisieren oder sich auf eigene Faust zu motivieren, sind deshalb an der Fachhochschule oft besser aufgehoben.
Uni vs FH: Was ist also „besser“?
Die Antwort lautet: Keines von beidem! Bei der Wahl zwischen der Universität und der Fachhochschule gibt es kein prinzipielles „Richtig“ oder „Falsch“. Stattdessen kommt es auf die Persönlichkeit sowie die beruflichen Ziele des jeweiligen Studierenden an, welches der beiden Modelle sich besser für ihn eignet und ihn optimal auf seine berufliche Zukunft vorbereitet.
Während an Fachhochschulen also eine bessere Betreuung besteht und sie vor allem durch Praxisnähe punkten, haben die Studierenden an der Universität leichteren Zugang zur Forschung, mehr Freiheiten und eine allgemeinere sowie wissenschaftlich orientierte Ausbildung. Lange Zeit waren die Abschlüsse von Universitäten deshalb in der Gesellschaft höher angesehen.
Mittlerweile wissen aber auch viele Arbeitgeber die Vorzüge des praxisnahen Studiums an der Fachhochschule zu schätzen und ziehen entsprechende Bewerber vor. Dies kommt jedoch auch stark auf die jeweilige Branche sowie den Beruf an. Es macht also Sinn, dass du dich vorab darüber informierst, welche Anforderungen für deinen späteren Traumjob bestehen.
Fazit: Hochschule oder Universität – Nicht immer gibt es eine Wahl!
Die Entscheidung zwischen Universität und Studium ist also eine Grundsatzentscheidung und mindestens ebenso wichtig wie jene über die gewählte Fachrichtung. Dennoch sollten beide Hand in Hand gehen, denn je nach Studiengang, hast du nicht immer die Wahl. Es gibt beispielsweise Berufe wie Jurist oder Lehrer, bei welchen der Weg nur über eine Universität führt.
Doch Ausnahmen bestätigen bekanntlich die Regel und so kann ein Lehrer auch über eine FH gehen oder ein Steuerberater wählt stattdessen ein duales Studium.
Du siehst: Die Entscheidung für oder gegen eine Fachhochschule beziehungsweise Universität ist alles andere als einfach und hier spielen viele verschiedene Faktoren eine Rolle.
Aber keine Sorge: Wenn du dich nun erschlagen fühlst, kommt jetzt die gute Nachricht. Solltest du die falsche Wahl getroffen haben, kannst du deinen Studiengang, Studienort oder eben die Hochschule immer noch wechseln. Schlimmstenfalls verlierst du dadurch einige Monate und verbringst die Wartezeit derweil mit einer Weltreise oder dem Sammeln von Berufserfahrung.
Bestenfalls wechselst du direkt im ersten Semester, damit du nicht allzu viel Zeit vergeudet hast. Gerade zwischen Universität und Fachhochschule ist das Anrechnen von Prüfungsleistungen nicht immer (problemlos) möglich.
Also lass dich nicht unter Druck setzen, sondern suche dir jenen Studiengang aus, welcher dich am meisten anspricht und am besten zu deinen beruflichen Zielen passt. Dein Bauchgefühl weiß vermutlich sowieso schon, für welche der zwei Varianten du dich am Ende entscheiden wirst.
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