Der Kölner Karriere- und Bewerber-Coach Dr. Bernd Slaghuis gibt Tipps, worauf Du bei Deiner nächsten Bewerbung achten solltest, damit Du auf Deiner kommenden Reise zum Traumjob erfolgreich bist:
Für die meisten auf Jobsuche ist das Schreiben einer Bewerbung der erste und entscheidende Schritt auf dem Weg in den ersten Beruf oder zu einem neuen Arbeitgeber. Die richtige Bewerbungsstrategie und eine selbstbewusste Einstellung zu Stärken und Schwächen sowie das Bewusstsein über die eigenen Ziele und Werte im Leben und im Beruf sind die Basis für einen erfolgreichen Bewerbungsprozess.
Die Vorbereitung – Wo geht die Reise hin?
Um nicht im Dschungel der Jobbörsen und Stellenausschreibungen zu versinken, solltest Du Dir von Beginn an im Klaren darüber sein, was Dir im Job wirklich wichtig ist und wohin Deine Reise gehen soll. Was brauchst Du, damit Du im Beruf glücklich und zufrieden bist? Was bedeuten Erfolg und Karriere für Dich? Welche Werte sind Dir besonders wichtig? Anerkennung? Sinn bei der Arbeit? Kollegialität? Dies sind zunächst nur Begriffe. Versuche, sie mit Leben zu füllen. Woran würdest Du bemerken, dass das, was Du tust, sinnvoll ist? In welcher Form wünschst Du Dir Anerkennung? Je konkreter Du Dir über Deine eigenen Werte bewusst bist, desto besser kannst Du später beurteilen, ob der potenzielle Arbeitgeber diese erfüllen kann.
Viele Bewerber machen den Fehler und denken von Anfang an in Stellen und Positionen. Mache Dich davon frei und stricke Dir Deinen Traumjob. Schreibe alles auf, was zu Deinem Traumjob dazugehört: Was möchtest Du tun? Wo möchtest Du arbeiten? Ist der Arbeitgeber ein Großkonzern oder ein kleinerer Mittelständler? Wie alt ist Dein Chef? Wie sollten die Kollegen ticken? Welche Kultur sollte im Unternehmen herrschen? Eher jung-dynamisch oder lieber traditionell-konservativ? Am Ende hast Du eine Übersicht, welche Anforderungen Dein Traumjob erfüllen sollte. Vielleicht gibt es genau diesen Job nicht, aber so hast Du ein gutes Suchprofil und kannst die Stellenausschreibungen hiermit abgleichen.
Zu einer guten Vorbereitung zählt auch die Recherche nach geeigneten Jobbörsen. Neben den großen Suchmaschinen gibt es heute viele kleinere Portale, die sich zum Beispiel auf bestimmte Branchen, Fachrichtungen, Regionen oder Unternehmensgrößen fokussieren. Bei Anzeigen in kleineren Portalen ist die Chance höher, dass Deine Bewerbung nicht zwischen Tausend anderen landet.
Das Bewerbungsschreiben – Deine Eintrittskarte
Dass Deine Unterlagen möglichst keine Fehler enthalten sollten, dürfte bekannt sein. Um sicherzugehen, gib sie vor dem Versenden einem Freund oder Deinen Eltern, denn vier Augen sehen mehr als zwei. Was zeichnet eine gute Bewerbung aus? Sie ist individuell, authentisch und klar.
Der Personaler kennt sein eigenes Unternehmen, Du brauchst also nicht zu schreiben, wie toll Du es findest und was das Unternehmen Innovatives tut. Schleimerei wirkt auf die meisten Personalentscheider eher abstoßend. Er oder sie möchte viel mehr etwas über Dich erfahren. Wer ist das, der sich als neuer Mitarbeiter bewirbt? Passt Du zum Unternehmen und den dort arbeitenden Menschen? Wie arbeitest Du und wirst Du den Aufgaben gerecht werden können? Was motiviert Dich, Dich auf diese Stelle zu bewerben? Wenn Du Dir in der Vorbereitung bewusst über Deine Werte, Ziele, Stärken und Anforderungen an Deinen „Traumjob“ geworden bist, dann hast Du viel Input für eine individuelle Bewerbung.
Sei authentisch. Spätestens im Bewerbungsgespräch wird auffallen, wenn Du für die Bewerbung eine Maske aufgesetzt und dem Personaler etwas vorgemacht hast. Zur Authentizität gehört zum Beispiel auch, zu Schwächen oder Lücken zu stehen. Sie gehören zu Deinem Leben dazu, prägen Dich und es gibt immer auch etwas Positives, was Du einer vermeintlichen Lücke in Deinem Lebenslauf abgewinnen kannst.
Schreibe klar und auf den Punkt. Vermeide lange Schachtelsätze, denn der Leser will innerhalb kürzester Zeit einen guten Eindruck bekommen, was Du zu sagen hast. Wenn Du mit dem Anschreiben fertig bist, dann lies es bewusst aus der Perspektive des Personalentscheiders. Gibt es noch Füllwörter oder allgemeine, nichtssagende Floskeln? Jeder sucht heute teamfähige und motivierte Mitarbeiter. Schreibe, was Dich konkret motiviert und wie Du gut im Team arbeiten kannst.
Das Gespräch – Kennenlernen auf Augenhöhe
Wirst Du zu einem Gespräch eingeladen, ist die größte Hürde geschafft. Freue Dich darüber und darauf, Deinen vielleicht neuen Arbeitgeber und die dort arbeitenden Menschen
näher kennenzulernen. Es ist Deine Chance, herauszufinden, ob es für Dich passt. Diese Perspektive vergessen viele Bewerber und fühlen sich als kleine Bittsteller. Die Einstellung, dass beide Seiten im Gespräch die Chance haben, sich kennenzulernen und am Ende eine Entscheidung treffen dürfen, nimmt oftmals viel Nervosität auf Bewerber-Seite. Das Unternehmen hat ein Interesse an Dir und möchte sich auch im besten Licht präsentieren. Beide haben also das gleiche Ziel, also spricht nichts dagegen, dieses Gespräch auf Augenhöhe zu führen. Damit Dein Gespräch zum Erfolg führt, hier einige Tipps: Informiere Dich über Deine Gesprächspartner im Internet (z. B. auf XING oder LinkedIn) und sieh nach, ob es aktuelle Pressemitteilungen des Unternehmens gibt. Was tut sich gerade im Markt und wie sind die Hauptwettbewerber aufgestellt? Wie präsentiert sich das Unternehmen im Internet und was gefällt Dir daran gut?
Plane Deine Anreise zum Gespräch. Dass Du pünktlich dort sein solltest, ist klar. Versuche, nicht abgehetzt und durchgeschwitzt anzukommen, sondern plane ausreichend Zeit ein, um vor Ort noch einmal „durchzuschnaufen“. 10 Minuten vor dem Termin am Empfang zu sein ist nicht schlimm. Vielleicht hast Du so auch die Möglichkeit, einen ersten Eindruck von den vorbeigehenden Mitarbeitern und der Stimmung im Unternehmen einzufangen.
Für das Gespräch gilt das Gleiche, wie für die Bewerbung. Sei authentisch, zeige Dich von Deiner echten Seite und spiele keine Rolle, um zu gefallen. Viele Personaler versuchen, Bewerber gezielt unter Stress zu setzen. Wenn Dir diese „Spielchen“ nicht gefallen, dann nimm dazu Stellung. Du musst nicht alles mitmachen aus Angst davor, den Job hinterher nicht zu bekommen.
Nutze das Gespräch auch, um selbst herauszufinden, ob Du in diesem Unternehmen die nächsten Jahre Deines Lebens verbringen möchtest. Stelle die Fragen, die Du Dir im Rahmen Deiner Vorbereitung überlegt hast. Sicherlich ist hier nicht jede Frage optimal, z. B. ob Du Deinen Jahresurlaub in den nächsten 2 Monaten nehmen kannst oder nach welcher Zeit es die erste Gehaltserhöhung gibt. Wenn Du gar keine Fragen an Deine Gesprächspartner hast, dann sieht dies nach Desinteresse aus. Lege Dir also mindestens drei Fragen vorher zurecht, die Du platzieren möchtest und deren Antworten Dich auch wirklich interessieren.
Versuche, am Ende des Gesprächs auch für Dich ein
Fazit
im Kopf zu ziehen. Was hat Dir gut gefallen, was nicht? Waren Dir die Gesprächspartner sympathisch? Hast Du Lust, für dieses Unternehmen zu arbeiten und welche Entwicklungschancen siehst Du dort für Dich? Angenommen, Du bekämst ein Vertragsangebot, woran würdest Du bemerken, dass die Zusage eine gute Entscheidung ist?
Die Nachbereitung – Deine Reiseerfahrungen
Was ist gut gelaufen und wenn es dieses Mal nicht geklappt hat, was möchtest Du bei der nächsten Bewerbung vielleicht anders machen? Jedes Gespräch bietet die Chance, etwas Neues auszuprobieren und Erfahrungen zu sammeln. Sicherlich ist jede Absage frustrierend, denn Du hast viel Arbeit und Zeit für eine Bewerbung investiert. Versuche aber auch, den positiven Aspekt zu erkennen. Was konntest Du aus dieser Erfahrung lernen und angenommen, diese Absage hat auch etwas Positives, was könnte das sein?
Dr. Bernd Slaghuis ist Systemischer Coach und Ökonom. Seine Tätigkeitsschwerpunkte bilden Karriere- und Bewerber-Coachings sowie die Führungskräfte-Entwicklung.
In seinen Trainings und Coachings appelliert er an die Selbstverantwortung jedes Einzelnen für sein Leben. Er betreibt eine Coaching-Praxis in Köln und ist als Berater und Führungskräftetrainer für Unternehmen in ganz Deutschland tätig.
Über aktuelle Themen aus den Bereichen Karriere, Bewerbung und Führung schreibt er in seinem Blog Perspektivwechsel.