Tage, an denen Langeweile auftritt, gibt es wohl in jedem Arbeitsalltag. Selbst in den größten Firmen macht sich manchmal ein Sommerloch breit, es mangelt einfach an Aufträgen oder spannenden Aufgaben. Solche Tage können kommen, aber meistens verschwinden sie auch genauso schnell wieder. Doch was, wenn nicht? Wenn die Langeweile eben doch nicht mehr verschwindet, sondern langsam aber sicher den Alltag im Büro übernimmt und zum Dauerzustand wird…
…dann kann die Langeweile gefährlich werden – sowohl physisch als auch psychisch. Es kann zu einem Bore-Out führen. Dies ist sozusagen das Gegenstück zum mittlerweile bekannten Burn-Out, welches durch Überlastung oder Überforderung ausgelöst wird. Zu viel Stress ist eben schlecht, zu wenig aber auch. Denn auch Unterforderung hat schwerwiegende Folgen: Von Schlafstörungen, Motivationsproblemen, Magenbeschwerden bis hin zu Depressionen.
Geld kriegen fürs Nichtstun?
So mancher mag sich jetzt denken: „Geld kriegen fürs Nichtstun, das hätte ich auch gerne“ oder „Langeweile, davon kann ich nur träumen“. Doch wenn die Langeweile zum Dauerzustand wird, ist das etwas ganz anderes als bloß mal einen stressfreien Arbeitstag zu haben. Die fehlende Auslastung und ständige Unterforderung führen dazu, dass die Betroffenen sich überflüssig, nutzlos und nach und nach unfähiger fühlen. Das Selbstbewusstsein und die eigene Wahrnehmung leiden stark darunter. Es reicht also nicht, Bore-Out als die kleine, halb so schlimme Schwester des Burn-Outs zu betrachten!
Bore-Out tritt vor allem bei Arbeitnehmern in Dienstleistungs- und Verwaltungsjobs auf. Gerade dort werden einige Arbeitsabläufe durch eine Software übernommen. Und durch die hauptsächliche Arbeit am Laptop oder Computer fällt die „Arbeitslosigkeit“ oft nicht auf, da Betroffene weiterhin geschäftig tun können. Und nein, dies machen sie nicht, um weiterhin wenig Aufgaben zu erhalten, sondern um genau das zu verstecken. Wenn alle Kollegen um einen herum den ganzen Tag tatkräftig arbeiten und eventuell sogar Überstunden schieben, man selbst aber nichts zu tun hat, entsteht ein schlechtes Gewissen.
Langeweile selbst verschuldet?
Dass man selbst Langeweile hat, fühlt sich wie Versagen an und dies möchte man natürlich ungern offen zugeben. Gerade in Deutschland fällt es vielen schwer, Versagen oder Untätigkeit offen zu kommunizieren. Wohingegen mit Burn-Out durch Überlastung in unserer Leistungsgesellschaft schon beinahe geprahlt werden kann, da Leistungsdruck und auch Burn-Out als Krankheitsbild anerkannt wird. Langeweile, also auch Bore-Out, wird als selbst verschuldet wahrgenommen. Denn wer, wenn nicht man selbst, könnte dafür verantwortlich gemacht werden? Es werden also eigene Taktiken entwickelt, um beschäftigt auszusehen, aber eigentlich tippt man nur Privates oder Sinnfreies vor sich hin.
Wie kommt man aus dem Teufelskreis der Langeweile wieder raus?
Doch wird die Aufgabenflaute zum Alltag, sollte man schleunigst über seinen Schatten springen und das Gespräch mit dem Vorgesetzten suchen. Denn durch den eigenen Vertuschungsversuch hat dieser vielleicht gar nicht mitbekommen, dass man sich langweilt. Also ab zum Chef, nach neuen Aufgabenbereichen fragen oder sich erkundigen, ob jemand im Team Unterstützung braucht. Oder aber direkt eigene Lösungsvorschläge und Input anbringen. Doch manchmal bringt selbst das nichts und die Hilfe von Vorgesetzten oder Kollegen bleibt aus. Es geht also weiter mit den langweiligen Tagen und To-do-Listen, die ungefüllt bleiben.
Ein weiterer Lösungsansatz wäre natürlich, die Arbeitsstunden zu reduzieren und so das Aufgabenpensum, flexibel oder langfristig, anzupassen. Doch hier ist die in Deutschland beliebte Nine-to-five-Mentalität im Wege. Immer noch gilt die Arbeitszeit als Indikator für produktive und gute Arbeit. Wer also jeden Tag als Letzter das Büro verlässt, wirkt nach außen als fleißigster Mitarbeiter. Wenn dieser aber nebenbei seinen Urlaub plant oder bei eBay nach Schnäppchen sucht, kriegt das niemand mit. Dabei könnte man die Arbeitszeit doch viel mehr als Motivator sehen: Feierabend ist, wenn die To-do-Liste des Tages abgehakt ist. Wenn dies dann manchmal schon um 15 Uhr erledigt ist, kommt Freude auf. Aber stattdessen sitzen die Mitarbeiter, dank der „deutschen Einstellung“, die restliche Zeit bis zum offiziellen Feierabend ab.
Jobwechsel?
Wenn alles nicht hilft, bleibt nur noch der Jobwechsel. Doch, wie manche vielleicht selbst schon erlebt haben, ist das nicht immer so einfach. Besonders, wenn man mit einem Bore-Out zu kämpfen hat, vergisst man meist, wo seine eigenen Stärken liegen. Denn obwohl auf der Arbeit nichts zu tun ist, stecken die Gedanken im Teufelskreis fest. Was wünsche ich mir? Einfach arbeiten – irgendwas! Das kann nun aber auch nicht die Lösung sein. Worin bin ich gut? Wo liegen meine Talente und Interessen? Oftmals geht das eigene Bewusstsein für diese Punkte im Alltag mit Bore-Out verloren.
Sich bewusst zu werden, dass man aus diesem Teufelskreis ausbrechen muss, ist manchmal ein langer Weg. Bis man die eigene Situation in die Hand nimmt und anpackt, können einige Monate vergehen. Denn schließlich denkt man sich erstmal: „Das geht schon vorbei, nächsten Monat kommen wieder mehr Aufgaben“. Wenn man den Gedanken aber dann Monat für Monat für Monat erneut hat, sollte schnellstens etwas passieren! Denn lieber einen neuen Job für eventuell weniger Geld, statt jeden Tag vor Langeweile kaputt zu gehen. Die Gesundheit – sowohl physisch als auch psychisch – wird es einem danken. Also: Allen Mut zusammennehmen und aus dem Teufelskreis ausbrechen!
Hier kannst Du testen, ob Du unter Bore-Out leidest oder auf dem Weg dorthin bist.