Diät während der Arbeit – geht das?

Mann mit zwei Händen am Gesicht - Diätfrust - Diät auf der Arbeit

Das geht! Mit dem richtigen Programm und etwas Motivation, einem guten Zeitmanagement sowie etwas Workout im Büro steht deiner Diät auf der Arbeit nichts mehr im Wege. Dennoch gibt es noch weitere Tricks und Kniffe, wie die Expertin Birgit Terletzki weiß.

Die Paleo Ernährung ist schön und gut, doch dann sitzt da der Kollege mit einem verführerischen Stück Schokolade. So ein Mistkerl! Dabei dachtest du, dass du genau jetzt den richtigen Weg gefunden hast – nach diesem Vorfall mit der neuen Suppen-Diät aus der Frauenzeitschrift. Die war schließlich auch ganz einfach: 3x Wasser am Tag mit zwei Reiskörnern und am Wochenende, zur Feier der freien Tage, sogar noch etwas Salz dazu. Hätte nur nicht an diesem einen Tag, als es das Menü mit Schokokuchen zum Nachtisch in der Cafeteria gab, zufällig die Mikrowelle versagt. Wer hätte schon ahnen können in welchem Desaster das endet?!

Zwei Stücke gefüllter Schokokuchen

© Jan Vašek

Damit ist jetzt Schluss!

Wenn du wirklich für dich selbst abnehmen möchtest, weil du denkst, dass es für dich, dein Wohlbefinden und deine Gesundheit besser ist, dann kannst du das auch im Beruf. Eine Vollzeit- oder Teilzeitbeschäftigung muss keine Ausrede mehr sein, warum deine Pfunde nicht purzeln wollen.

Wie das genau eine Diät auf der Arbeit funktionieren kann, verrät uns Frau Terletzki:

KG: Zunächst einmal herzlichen Dank Frau Terletzki, dass Sie sich die Zeit für ein Interview mit uns nehmen! Sie sind gelernte Gesundheitsökonomin, haben bereits zwei Bücher veröffentlicht und betreiben zwei Blogs rund um das Thema – grob zusammengefasst – „Den Körper im Beruf gesund und fit zu halten“. Sie sind also mehr als bestens vertraut mit dem, für viele eher leidigen, Thema Diät. Warum funktionieren die Diäten für viele Menschen einfach nicht?

BT: Weil das Wort Diät heute schlicht und einfach falsch interpretiert wird. Diät wird immer mit Abnehmen, viel weniger essen bis hin zu komplett einseitigem Essen interpretiert. Man soll hierbei für eine gewisse Zeit verzichten. Doch Verzicht macht diebisch. Und all das was nicht erlaubt ist, hat seinen besonderen Reiz.

Doch Diät ist eben weit mehr als Verzicht. Diät beschreibt eine gesunde Lebensweise. Sprich eine Lebensweise die unseren Körper nährt und gesund erhält. Doch unser Körper wird nur dann genährt, wenn er hochwertige Lebensmittel zugeführt bekommt und sich ausreichend bewegen kann. Hinzu kommt noch, dass sich die meisten von Fertignahrung, Fastfood und Kantinenessen ernähren. Diese Lebensmittel enthalten jedoch zum einen durch die industrielle Zubereitung keinerlei Nährstoffe und zum anderen sind sie gespickt mit Geschmacksverstärkern, Zusatz – und Aromastoffen. Im Prinzip nehmen wir damit nur Füllstoffe auf.

Genau hier beginnt der Teufelskreis: Unser Körper erkennt hier keine wirkliche Nahrung, er ist zwar im ersten Moment satt – doch meist überkommt uns nach recht kurzer Zeit schon wieder Hunger oder gar der Heißhunger nach Süßem. Das liegt daran, dass der Körper mit der aufgenommenen Nahrung keine für sich verwertbaren Nährstoffe erhalten hat. Die Folge ist, dass wir viel zu viel essen und immer dicker und kränker werden. Wir essen quasi viel zu viel doch wirklich satt werden wir nie. Nämlich satt an den für unseren Körper und die damit verbundene Gesundheit nährender Nahrung.

Leergefutterte Pralinenschachtel - Schwach geworden?

© gratisography

Hinzu kommt aber auch ein weiterer nicht zu unterschätzender Aspekt. Die meisten haben ja über die Jahre verteilt schon mehrere Diätversuche hinter sich gebracht – mit wahrscheinlich sehr mäßigen bis gar keinem Erfolg. Diese Erfahrungen, die sie hierbei gemacht haben, haben sich im Gehirn mit all den dazu gehörigen Empfindungen festgeschrieben. Sobald man nun also wieder mit einer Diät im herkömmlichen Sinne beginnt, wird genau dieses Programm aktiviert und alles läuft genauso ab wie bei den bisherigen Versuchen. Oft reicht ja auch schon der bloße Gedanke an Diät aus, um das Programm zu aktivieren. Denn unser Gehirn unterscheidet nicht zwischen Realität und Vorstellung. Hier heißt es das Programm umzuschreiben, indem man sich vom bloßen Diätgedanken löst und seine Lebensweise Schritt für Schritt hinterfragt und systematisch auf gesund umstellt.

KG: Zumeist können wir von Kollegen hören, die sich gerade angestrengt auf ihre Bademoden-Figur vorbereiten, dass ihnen die Diät einfach „zu viel wird“: Sie bereiten abends das Essen für die Mittagspause und das Frühstück für den kommenden Tag vor und müssen immer extra Sachen einkaufen. Wie gehen Sie mit dieser Einstellung um?

BT: Das ist kein Wunder. Denn nun haben die Betroffenen neben ihrem meist stressigen Berufs – und Familienalltag den zusätzlichen Stressfaktor Diät. Und Stress allein ist schon ein Dickmacher. Denn hierbei wird unter anderem das dickmachende Hormon Cortisol ausgeschüttet, noch dazu verlangt unserer Körper in stressigen Zeiten nach mehr Energie. In dieser Kombination greifen wir dann automatisch wieder zu den bekannten Dickmachern wie Schokolade, Kaffee, Kuchen, Burgern etc.

Ich mache mit meinen Kunden immer zuerst eine Bestandsaufnahme. Das heißt, ich hinterfrage akribisch ihren Tagesablauf und möchte natürlich auch wissen, was sie über den Tag so verteilt alles essen. Erst dann kann ich gezielte Vorschläge unterbreiten. Denn alle Veränderungen müssen leicht in den Alltag integrierbar sein. Des Weiteren ist es unmöglich sofort alle Gewohnheiten in Frage zu stellen und ändern zu wollen. Das funktioniert nur in kleinen Schritten, dafür aber kontinuierlich.

Ich habe zum Beispiel mal eine Kundin gehabt, die regelmäßig nachmittags ein Stück Kuchen gegessen hat. Gleichzeitig hat sie aber auch gern unliebsame Aufgaben aufgeschoben (und das wurden aufgrund der beruflichen und gesundheitlichen Situation immer mehr). Wir kennen alle das schöne Wort Aufschieberitis. Das habe ich aufgegriffen und mit ihr eine kleine Fragerunde auf ihrer Gefühls- und Wohlfühlebene durchgeführt. Folglich hat sie sich jeden Nachmittag als sich der große Kuchenhunger ansagte, die Aufschieberitis zunutze gemacht. Nach zwei Wochen konsequentem Durchhalten hat sie sich ein Stückchen Kuchen gegönnt und es hat ihr nicht mehr geschmeckt. Und der schöne Nebeneffekt war, dass sie automatisch auch andere Süßigkeiten und viele fette Speisen sehr stark reduzierte.

gefrusteter Mann

© gratisography

Es macht also absolut keinen Sinn immer wieder die für die Allgemeinheit bestimmten Diäten zu beginnen. Denn jeder Mensch ist individuell und deshalb muss jede Veränderung bestimmter Gewohnheiten an den Betroffenen individuell angepasst werden.

Eine allgemeine Faustregel gebe ich Ihren Lesern hier aber gerne mit:

Vermeiden Sie möglichst alle leeren Kohlenhydrate die aus Weizenmehl hergestellt wurden. Die bessere Alternative sind hochwertige Vollkornprodukte. Meiden Sie möglichst alle zuckerhaltigen Speisen und Getränke. Trinken Sie dafür pro Tag mindestens 1,5 bis 2 Liter stilles Mineralwasser, damit alle Giftstoffe und Schlacken aus dem Körper abtransportiert werden können und die Verdauung angeregt wird. Essen Sie zudem viel Obst und Gemüse.

 

KG: Sie selbst haben ein Programm, beziehungsweise eine Anleitung für ein gesundes Abnehmen für Berufstätige geschrieben. Inwiefern unterscheidet sich Ihr Programm von bereits bekannten Programmen, bzw. ist es wirklich ein Programm oder primär eine step-by-step Anleitung für eine gesündere Lebensweise?

BT: Wie bereits erwähnt, muss man beim Abnehmen immer zuerst den Menschen betrachten und seine Alltagsgewohnheiten. Das ist natürlich bei einem Onlineprogramm etwas schwierig. Deshalb ist dieses so aufgebaut, dass man es tatsächlich als Step-by-Step Anleitung nutzen kann oder für diejenigen, die die Grundbasics der Ernährung zum Beispiel bereits kennen – diese aber aufgrund von früheren anerzogenen Verhaltensweisen oder eben auch aufgrund des Berufsstresses nicht umsetzen können, die Module rauspicken, die gerade passen.

Das Ziel des Programmes ist jedoch für alle gleich: Nämlich gesund abzunehmen und langfristig das Gewicht zu halten. Deshalb lege ich in diesem Programm auch einen großen Wert Bereiche wie Verhaltensebene, Stressbewältigung, Entspannung und Achtsamkeit. Und genau das unterscheidet es von den zahlreichen anderen Onlineprogrammen.
Die Teilnehmer picken sich das für sie im Moment stimmige Modul raus und passen es an ihren Alltag an.

KG: Wenn nun der Entschluss gefasst ist und die Diät beginnt, wird schnell jeder Kollege neidisch angeguckt, der genüsslich seine Süßigkeiten vernascht. Zwar gibt es die gesunde Alternative, indem einfach ein Stück Obst gegessen wird, doch für viele ist genau das unbefriedigend. Wie können wir dieser „Neid-Falle“ mit starkem Rückfall-Potenzial noch entgehen?

Diätplan

© Luis Llerena

BT: Ich empfehle meinen Teilnehmern zu Beginn des Kurses sich ein Visualisierungsbild zu erstellen und da aufzuhängen, wo sie es über den Tag verteilt sehr oft sehen. Sinn macht es, sich dieses an die Kühlschranktür zu hängen und zusätzlich als Bildschirmbild hochzuladen. Dann legen sie ein Endziel und bestimmte Etappenziele schriftlich fest. Für jedes erreichte Ziel gibt es eine zu Beginn des Programmes festgelegte Belohnung. Das kann ein Wellnesstag, ein Besuch im Theater, ein besonderer Ausflug oder ein neues Kleid sein. Der Phantasie sind hier keine Grenzen gesetzt, nur zu essen sollte es nichts sein und etwas, was man sich schon lange mal gönnen wollte.

Auch sollten nur kleine Veränderungen vorgenommen werden. Wenn die Betroffenen also nachmittags immer mit den Kollegen ein Stück Kuchen gegessen haben, dann tauschen sie dieses nun für mindestens 4 Wochen gegen eine gesunde Alternative aus. Ein leckerer Obstsalat oder eine Handvoll Nüsse. Oder man bereitet sich einen leckeren gesunden Brotaufstrich zu, füllt ihn in ein kleines Schraubglas, stellt sich diesen ins Büro und „schleckt“ nachmittags einen Löffel davon. Dieses Rezept und viele andere Frühstücksvariationen, welche auch ideal für den Nachmittagssnack sind, finden Sie in meinem Buch „Schlanke Schlemmerrezepte“.

KG: Zu guter Letzt: Irgendwann gibt es den Punkt, an dem die Kilos nicht mehr purzeln und der Körper für eine kurze Zeit stagniert. Das ist auch der Punkt, an dem manch einer demotiviert wird und einfach aufgibt. Welche Tipps haben Sie für eben diese Kandidaten?

BT: Solange keine Stoffwechselerkrankungen vorliegen und man sich für das Vorhaben auch ausreichend Zeit gönnt, kann man sich sicher sein, dass bei einer Ernährungsumstellung die Pfunde über kurz oder lang wieder zu purzeln anfangen. Und mit dem Ziel-Belohnungssystem sollte die Motivation eigentlich bestehen bleiben, zumindest haben meine Teilnehmer das bisher so erlebt. Wenn man mehr auf sich und seinen Körper achtgibt und auch mal in sich hinein fühlt, spüren viele bereits nach wenigen Wochen der Ernährungsumstellung, dass sie sich vitaler, kraftvoller und gesünder fühlen. Es geht ihnen einfach besser. Und das ist Motivation genug.