Neben dem Vorstellungsgespräch gibt es eine Situation, der Bewerber nur mit Unbehagen entgegentreten: Das Assessment Center. Auf der einen Seite ist die Freude über eine Einladung groß, denn die Bewerbung war nicht erfolglos.
In einem Assessment Center wird der Bewerber jedoch in unterschiedliche Situation katapultiert, um dadurch auf Herz und Nieren geprüft zu werden. Dabei greift jede Firma auf ihre ganz eigenen Methoden zurück – schließlich hält jedes Unternehmen auch seine ganz eigenen Herausforderungen parat.
Dennoch ist es möglich, sich auf die Situation „Assessment Center“ vorzubereiten, zum Beispiel mit der Hilfe der Assessment Center Acadamy. Dort werden euch Kurse zur gezielten Vorbereitung auf die möglichen Situationen in Assessment Centern geboten.
Auf der Startseite der Acadamy werdet ihr direkt in einem Video von Tobias Meier begrüßt. Tobias Meier trainiert euch nicht nur für das Assessment Center, sondern übernimmt ebenfalls die Hilfe für weitere, zumeist unangenehme Gesprächssituationen, zum Beispiel die Gehaltsverhandlung.
Damit wir etwas mehr über das Coaching in Interviewsituationen erfahren können, haben wir das große Vergnügen ein Interview mit Herrn Meier zu führen.
KG: Zunächst einmal: Vielen Dank Herr Meier, dass Sie sich die Zeit für ein Interview mit uns nehmen! Wie bereits erwähnt, beschäftigen Sie sich primär mit der Vorbereitung auf Interviewsituationen im Beruf. Wie kam es zu dieser „Spezialisierung“?
T. Meier: Zunächst wurde ich häufig von Freunden und Bekannten nach Tipps für Assessment Center und andere Karrieresituationen gefragt. Das hat mir Spaß gemacht, und ich habe gemerkt, dass es in diesem Bereich viel zu wenig Hintergrundinformationen und Tipps aus der Praxis gibt. Die meisten Bücher oder Kurse sind von Karriereberatern, die selbst schon seit Jahren nicht mehr in Unternehmen tätig waren, und ihre Informationen nur aus zweiter Hand beziehen. Das wollte ich ändern. Ich bin noch immer in der Industrie tätig und rekrutiere selbst Mitarbeiter. Nebenbei habe ich die Assessment Center Academy aufgebaut, um Bewerbern eine praxisorientierte Vorbereitung auf ein Assessment Center zu ermöglichen. Mittlerweile haben wir unser Angebot ausgebaut und bieten auch umfassende Vorbereitungskurse für das Vorstellungsgespräch oder die Gehaltsverhandlung an.
KG: Nicht nur Interviewer und Interviewter sondern ebenso Leser und Höhrer wissen, dass schnell einmal der ein oder andere Fehler passieren kann. Das ist nicht nur im Bereich Journalismus der Fall, sondern ebenfalls im Jobinterview. Was denken Sie sind die schlimmsten Fehler, die dort unterlaufen können?
T. Meier: Ein Fehler, der oft gemacht wird, ist die eigene Motivation nicht genügend herauszustellen. Die fachliche Eignung eines Bewerbers oder einer Bewerberin kann der Interviewer schnell herausfinden. Aber ist die Kandidatin auch motiviert in diesem Job zu arbeiten? Das ist viel schwieriger und für den Interviewer sehr wichtig. Erfolgreiche Bewerber lassen an ihrer Motivation keinen Zweifel.
Auch denken Bewerber oft, dass eine ganz bestimmte Antwort erwartet wird und sie genau diese eine Antwort im Gespräch geben müssten. Dadurch müssen sie sich verstellen und wirken dann auch nicht ehrlich und authentisch. Sich im Vorstellungsgespräch zu verstellen halte ich für den größten Fehler. Denn wenn ein Kandidat nicht ehrlich ist und der Interviewer das merkt, hat der Kandidat kaum noch eine Chance insgesamt einen guten Eindruck zu machen.
Viel besser ist es zu verstehen, worauf der Interviewer mit einer bestimmten Frage abzielt. Worum geht es ihm? Was will er herausfinden? Und dann darauf eine ehrliche Antwort zu geben, die auf diese Aspekte eingeht.
KG: Gerne verplappert sich ein Kandidat einmal aufgrund von Nervosität in einem solchen Gespräch. Welche Möglichkeiten hat dann die- oder derjenige, wieder „heile“ aus dieser Situation heraus zu kommen?
T. Meier: In erster Linie sollte man sich erst gar nicht verstellen. Dann ist die Chance sich in eine unangenehme Situation zu bringen viel geringer. Aber auch dann kann es natürlich vorkommen, dass man etwas verrät, das man eigentlich für sich behalten wollte. Wichtig ist dann der souveräne Umgang mit dem Thema. Wenn die Information einmal geteilt ist, sollte man auch dazu stehen. Schließlich kann so etwas später im Job auch passieren. Die Unternehmen suchen Mitarbeiter, die mit solchen Situationen gut umgehen können, und nicht unsicher werden. Wenn man das in einem Bewerbungsgespräch zeigen kann, hat man sofort einen Pluspunkt.
KG: Diese „Schadensbegrenzung“ werden Sie vermutlich ebenfalls in Ihrem Coaching thematisieren. Wie kann sich jemand dieses Coaching vorstellen, der sich zuvor noch nicht mit dem Thema Gesprächscoaching auseinander gesetzt hat?
T. Meier: Der genaue Ablauf hängt vom Thema sowie den individuellen Bedürfnissen des Kunden ab. Meistens führe ich mit den Teilnehmern simulierte Vorstellungsgespräche und gebe ihnen anschließend Feedback zu ihrem Verhalten und ihren Antworten. Dabei erkläre ich auch, worauf ich als Interviewer achte, und wie sie ihre Antworten verbessern können. Durch die Simulation eines echten Gesprächs können die Teilnehmer auch neue Strategien ausprobieren und üben.
KG: Nehmen wir einmal als Beispiel den Bereich des Assessment Centers. Dort hat jedes Unternehmen seine ganz eigenen Methoden und Vorgehensweisen, u. a. in Abhängigkeit von dem Anforderungsprofil der ausgeschriebenen Stelle. Ist es nicht schwierig, das Coaching insofern anzupassen, oder gibt es diverse Grundzüge, die immer identisch bleiben?
T. Meier: Es gibt verschiedenste Methoden, um bestimmte Eigenschaften zu testen. Die von Unternehmen gewünschten Anforderungen sind aber oft sehr ähnlich. Als Kandidat kann man sich im Vorfeld gut vorbereiten, in dem man sich überlegt wie man bestimmte Eigenschaften im Assessment Center zeigen kann. Auch die Aufgaben ähneln sich oft stark. So kommen einige Elemente wie die Gruppendiskussion, Postkorbübung oder analytische Tests fast immer vor. Vielleicht heißen sie nicht überall so, oder werden mit anderen Übungen kombiniert, aber letztendlich gibt es ein begrenztes Repertoire das Arbeitgeber nutzen können, um Durchsetzungsstärke oder Einfühlungsvermögen zu prüfen. Im Assessment Center Training sind das beispielsweise Fallstudien, Präsentationen, Diskussionen, Rollenspiele oder standardisierte Tests. Auf alle diese Aufgaben kann man sich sehr gut vorbereiten.
KG: Zum Abschluss noch eine letzte Frage: Gibt es ganz allgemeine Tipps für die Vorbereitung auf etwaige Gesprächssituationen, die Sie an dieser Stelle geben können?
T. Meier: Die effektivste Vorbereitungsmethode ist die Gesprächssituation zu üben. Das kann man mit Freunden oder Familienmitgliedern machen, oder mit einem professionellen Coach. Schon das einfache Üben mit einem Partner zu Hause zeigt einem schnell, welche Antworten flüssig sind und wo noch etwas Arbeit nötig ist. Und auch das Feedback des Gesprächspartners ist wichtig: Was wirkt souverän? Was auswendig gelernt? Sind die Beispiele anschaulich genug und leicht verständlich? So lernt man sehr schnell, welche Strategie zum Erfolg führt.