Gibt man „Headhunter“ bei Google ein, stößt man auf Artikel zu Gaming Seiten und Naturvölker. Wortwörtlich bedeutet das „Kopfjäger“, doch keine Sorge. Die Headhunter die wir meinen sind keine kaltblütigen Killer, sondern spezielle Personalberater. Um das Thema Headhunting ranken sich viele Mythen. Wir zeigen dir die besten Tipps für den Umgang mit Headhuntern und erklären dir, wie du richtig reagierst, wenn du angesprochen wirst.
Was ist Headhunting? – Eine Definition
Headhunting ist das gezielte Ansprechen und Anwerben von möglichen Kandidaten, die sich teilweise noch in einem festen Arbeitsverhältnis befinden. Ursprünglich aus den USA kommend, ist dieses Recruiting-Verfahren seit fast 20 Jahren auch in Deutschland etabliert.
Manche Unternehmen, die vakante Stellen im Management haben, heuern sogenannte Headhunter an. Diese begeben sich dann auf die „Jagd“ nach dem perfekten Mitarbeiter. Haben Sie geeignete Kandidaten gefunden, überzeugen sie diese potenziellen Bewerber vom neuen Job. Das Unternehmen hat dank des Headhunters nur noch eine handverlesene Auswahl an hoch qualifizierten Leuten, mit denen es Bewerbungsgespräche führen muss.
Dieser Prozess des Recruitings wird immer beliebter, ist aber allgemein eher eine Sparte. So läuft gerade mal sieben Prozent der Personalbeschaffung über Headhunter. Häufig wird erst dann ein Headhunter als Executive Search-Berater beauftragt, wenn interne Recruiting-Maßnahmen nicht erfolgreich waren. Da Headhunter teuer sind, wird ein Auftrag meistens nur für Stellen in der Führungsebene, den sogenannten C-Level Positionen, vergeben.
Direktansprache statt Stellenanzeigen
Das Prinzip der Headhunter geht an dem konventionellen Konzept der öffentlichen Stellenangebote vorbei. Potenzielle Bewerber werden direkt kontaktiert, typischerweise durch einen Anruf des Headhunters, in dem dieser das Jobangebot erläutert. Wenn Interesse, auf Seiten des Bewerbers besteht, wird dieser zum weiteren Auswahlverfahren zugelassen. Diese Situation kann ziemlich heikel sein, denn viele Arbeitnehmer werden von der telefonischen Kaltakquise am Arbeitsplatz überrascht. Der aktuelle Chef sollte von so einem Abwerbeversuch nichts mitbekommen. Auch wenn der Ausgewählte dem Headhunter absagt, könnte der Vorwurf mangelnder Loyalität im Raum stehen. Wie du richtig mit dem Anruf umgehst, erfährst du weiter unten im Artikel.
Warum Headhunting?
Was für die Liebe gilt, lässt sich auch für den Arbeitsmarkt übertragen: Die Guten sind alle vergeben. So ist zumindest die Sicht der Arbeitgeber. Besonders in Zeiten von Krisen bleiben die guten Leute eher im Job, anstatt zu wechseln. Und dort schaltet sich der Headhunter ein und versucht, die potenziellen Bewerber von einem Jobwechsel zu überzeugen.
Neuer Trend: Alle Ebenen statt nur Elite
Früher ging es beim Headhunting in erster Linie um Topführungskräfte. In den letzten Jahren ist Headhunting immer beliebter geworden. So hat sich heute die Suche auf fast allen Ebenen erweitert. Anders als vor zehn Jahren noch, werden nun ebenfalls Personalverantwortliche, Vertriebsleiter oder Office Manager gesucht.
Diese Entwicklung in der Personalsuche liegt zu einem an dem demografischen Wandel. Dieser sorgt für einen Mangel an fachlich qualifizierten Mitarbeitern.
Was macht ein Headhunter?
Headhunter ist ein Begriff von vielen, die benutzt werden. Synonym verwendet man häufig die Bezeichnung des Executive Search-Beraters oder des Personalberaters. Alle drei Berufsbezeichnungen zielen auf die Direktansprache, das Headhunting ab. Headhunter nennen sich selbst meistens Personalberater und haben dafür keine spezielle Ausbildung absolviert. Gute, kompetente Headhunter bringen jedoch relevante Branchenkenntnis und entsprechendes Fachwissen mit.
So geht ein Headhunter vor
Der erste Schritt ist die Erstellung eines Anforderungsprofils. Der Auftraggeber formuliert seine fachlichen und persönlichen Anforderungen. Stehen diese Kriterien fest, beginnt für den Personalberater die eigentliche Arbeit: die Jagd nach guten Köpfen. Dafür durchkämmt er Fachzeitschriften sowie Tagungsprogramme und greift auf sein enges Netzwerk an persönlichen Kontakten zurück. Executive Headhunter verfügen über eine große Datenbank an Namen, einen Pool an Potenzialen.
Aufgrund all dieser Informationen erstellt der Headhunter eine Beurteilung und analysiert das Potenzial der infrage kommenden Kandidaten. Im nächsten Schritt fragt der Berater an. Soziale Netzwerke und Berufsnetzwerke, wie Xing oder LinkedIn sind dabei besonders attraktiv. Dort können Headhunter nicht nur den Kandidatenmarkt durchstöbern, sondern auch Aspiranten direkt anschreiben. Viele Personalberater rufen auch einfach beim Unternehmen in der Telefonzentrale an und lassen sich unter einem Vorwand durchstellen.
Nach dem Erstkontakt gleicht der Headhunter das erstellte Bewerberprofil mit dem möglichen Bewerber ab. Ist der Arbeitnehmer interessiert, wird der Lebenslauf geprüft und Interviews geführt. Am Ende präsentiert der Headhunter seine Kandidatenauswahl dem Unternehmen.
Wie viel verdient ein Headhunter?
Günstig ist Headhunting für die Unternehmen nicht. Das Gehalt eines Executive Search-Beraters hängt von dem Einkommen der Zielperson ab. Stellt das Unternehmen nach dem internen Auswahlprozess einen der Kandidaten ein, erhält der Headhunter meistens ein Drittel des Jahresgehalts als Provision. Dafür reisen diese spezialisierten Personalberater, für Vorstellungsgespräche mit Kandidaten, teilweise durch ganz Deutschland und führen im Vorfeld eine intensive Recherche durch.
Was tun, wenn der Headhunter anruft?
Der berühmte Satz: „Können Sie gerade freisprechen?“, fällt wahrscheinlich so oder so ähnlich während des ersten Anrufs. Denn die Headhunter begehen eine Gratwanderung. Sie dürfen aus rechtlichen Gründen nur kurz in der Firmenleitung bleiben und verabreden deshalb direkt ein zweites Telefonat. Dieses findet dann am Abend oder am Wochenende statt.
Nicht immer ist der Executive Search-Berater top informiert. Manchmal ist ihm nur der Name von einem interessanten Kandidaten bekannt. Daher ist ein Anruf vom Headhunter nicht als direktes Jobangebot misszuverstehen. Ein Headhunter kann dich kontaktieren, um in allererster Linie mehr Informationen zu deiner Qualifikation, zu deinem Werdegang, zu deiner aktuellen Tätigkeit und zu deinem privaten Umfeld zu sammeln. Erst danach präsentiert er dir das Angebot. Ein Headhunter ist dabei als neutraler Vermittler zu verstehen. Er ist nicht die Person, die schlussendlich die Stelle besetzt.
So verhältst du dich beim Anruf
Im Erstgespräch am Telefon ist wichtig, dass deine Kollegen nicht mitbekommen, wer am anderen Ende Leitung sitzt. Verhalte dich freundlich und neutral. Sei ruhig geschmeichelt, aber zeig es nicht. Wichtig ist, dass du nicht einfach drauf losredest. Zeige nicht von Anfang an, dass du eine Wechselabsicht hast. Das könnte deine spätere Verhandlungsposition schwächen.
Nutze die Expertise des Headhunters und frage gezielt nach. Was möchtest du von deinem neuen Arbeitgeber alles wissen? Zum Beispiel: Name der Firma, die Branche, Marktstellung, Aufstiegschancen. Eine gute Vorbereitung ist ebenfalls im Interesse des Headhunters, denn dieser verdient nur mit guten Kandidaten sein Geld. Also nutze die Chance, auch Fragen zu stellen, die du sonst im Bewerbungsgespräch stellen würdest.
Reserviert ja – zu taktisch oder sogar divenhaft solltest du aber nicht auftreten. Mit Ehrlichkeit kommst du oftmals weiter. Kommuniziere klar. Wenn du beispielsweise nicht möchtest, dass dein Lebenslauf weiter versendet wird, dann sage das so.
Begehe nicht den Fehler und rede nur von deinen Hard Skills. Gute Personalberater kennen bereits in groben Zügen die Etappen deiner bisherigen Karriere. Wichtig sind, neben dem beruflichen Profil, deine Persönlichkeit und deine soziale Kompetenz – sogenannte Soft Skills.
Die Tipps in der Übersicht:
- Gut zuhören
- Nicht einfach drauf los plappern
- Selbstbewusst und souverän auftreten
- Rückfragen stellen
- Präsentiere auch deine Soft Skills
Tipp: Frage am besten nach einem Stellenprofil und nimm dir Zeit zum Antworten. Diese kannst du nutzen, um Nachforschungen über den Headhunter anzustellen. Üblich sind zwei Tage Bedenkzeit
Headhunter absagen
Manchmal passt es einfach nicht. Der Job wäre zu weit weg oder du bist aktuell nicht an einem Wechsel interessiert. Von einem einfachen „Nein, danke“, ist aber abzuraten. Je besser du dich in den 15–20 Minuten des Anrufs präsentierst, desto wahrscheinlicher ist es, dass du in Zukunft noch mal kontaktiert wirst. Dann vielleicht zu einem Zeitpunkt deiner Karriere, an dem ein Unternehmenswechsel vielleicht sehr willkommen ist.
Wie wird ein Headhunter auf mich aufmerksam?
Du kannst den ersten Kontakt zum Headhunter aufbauen, indem du ihm als Ratgeber zur Seite stehst und ihm Einschätzungen und Referenzen gibst. Manche empfehlen ebenfalls das inverse Headhunting, also die „Jagd“ auf die Personalberater in Form einer Initiativbewerbung. Vorlagen für eine solche findest du zahlreich im Internet, zum Beispiel auf karriere-jet.de.
Du kennst noch keinen Personalberater? Keine Sorge, hier die besten Tipps zur Vorbereitung, damit du von Headhuntern gefunden wirst.
Mach dir einen Namen
Bringe dich ins Gespräch, indem du aktiv wirst. Nimm beispielsweise an Firmenveranstaltungen teil, schreib einen Fachartikel, diskutiere auf Twitter bei Fachthemen. So gewinnst du an Aufmerksamkeit und an Anerkennung. Ein Headhunter wird dich nicht nur leichter finden, er wird dich als hochqualifizierten Mitarbeiter einstufen. Personal Branding nennt sich diese Methode und gilt bei vielen als neues Karriereprinzip.
Schaffe dir dein Netzwerk
Netzwerken ist das A und O. Versuche deine Beziehungen zu pflegen. Das kannst du tun, indem du Kontakt zu deinen Ausbildungs- und Berufsstationen, wie Universitäten, Kollegen und Kunden hältst.
Präsentiere dich auf sozialen Berufsnetzwerke
Nur wenn du auf dein Profil, deine Kompetenzen und deine Arbeitserfahrung öffentlich machst, kann ein Headhunter auf dich aufmerksam werden. Konkret bedeutet das, dass du soziale Netzwerke, wie Xing oder LinkedIn aktiv nutzt, um dich zu präsentieren.
Schnelltest: Wie gut ist dein Online-Profil?
- Sind deine Daten aktuell?
- Ist dein Profil vollständig?
- Sind deine Stärken, Aufgabenbereiche leicht erkennbar?
- Benutzt du viele Schlüsselbegriffe?
- Hast du einen aussagekräftigen Profil-Slogan?
Erfahrungen mit Headhuntern – Chancen und Risiken
Headhunter ermöglichen den Zugang zu einem exklusiven Arbeitsmarkt. Manche nennen diesen auch den verdeckten Arbeitsmarkt, denn es existieren dort keine öffentlichen Stellenausschreibungen. Experten schätzen, dass der Anteil der Stellenanzeigen, Zeitungsannoncen und Online Jobbörsen, auf Stepstone, Jobware und Co. nur etwa ein Zehntel des Jobmarkts ausmacht. Ein Großteil der freien Stellen wird intern vergeben oder über persönliche Kontakte, wie Bekannte und Familie vermittelt. Diese Art von Besetzung ist vielen als „Vitamin B“ bekannt.
Wie seriös ist ein Headhunter?
Durch Headhunting kann man viel Geld verdienen. Das lockt natürlich auch unseriöse Gestalten an. Daher hier die üblichen Fallen und Tipps wie du fragwürdige Headhunter entlarvst.
Geldgeier
Manche freiberuflichen Berater suchen gezielt nach sehr gut ausgebildeten Fach- und Führungskräfte und fragen Mitarbeiter an. Problem ist, dass diese Headhunter keinen Auftrag von einem Unternehmen für eine Personalsuche haben. Die Ausschreibung, für die sie einen Kandidaten finden möchten, ist als Stellenzeige öffentlich zugänglich. Das Ziel dieser Headhunter ist es, sich ungefragt zwischen Unternehmen und Bewerber zu schalten um später das Honorar abzukassieren. Daher immer nach der Stellenausschreibung suchen und den Auftraggeber erfragen.
Datenklau
Unter dem Vorwand einen aussichtsreichen neuen Arbeitsplatz zu vermitteln, sammeln manche Headhunter Namen, Profile und Lebensläufe. Am Ende gibt es weder den Job noch das Unternehmen. Auf diese Weise vergrößern unseriöse Headhunter ihren Pool an Potenzialen und geben ungefragt Lebenslauf und Namen weiter. Im Worst Case landet dein berufliches Profil bei deinem aktuellen Arbeitgeber.
Spionage
Einige vermeintliche Headhunter haben es auf bestimmte sensible Daten des Arbeitgebers abgesehen. In einem Gespräch über ein angebliches Jobangebot stellen sie dann spezifische Fragen zu deinem Unternehmen. Diese schwarzen Schafe möchten so an Informationen über Kunden, technische Innovationen oder Umsatz und Gewinndetails kommen. Also denk daran, nicht einfach darauf losplaudern.
Daran erkennst du unseriöse Anfragen:
- Wenig Branchenerfahrung (unter drei Jahren)
- Mangelnde Fachkompetenz
- Stellenanzeige ist öffentlich
- Kaum Diskussionsbereitschaft
- Sehr wenig Zeit für dich
Headhunting in Deutschland
Wir haben für euch eine Übersicht zu den Marktführern in Deutschland erstellt. Dieses Ranking wurde nach der Frage erstellt, welche Headhunter Unternehmen am liebsten für ihre Suche beauftragen. Ein Großteil der Top Ten sind etablierte Personalberatungskonzerne mit zahlreichen Standorten in den großen Metropolen Deutschlands, wie Frankfurt, München und Düsseldorf.
Top Ten Headhunter:
- Egon Zehnder
- Spencer Stuart
- Heidrick & Struggles
- Kienbaum
- Korn Ferry
- Russell Reynords
- Heads!
- Odgers Berndtson
- Mercuri Urval
- Amrop
Mehr Informationen zum Ranking hier.
Gesuchte Profile
Neben dem demografischen Wandel tragen die Digitalisierung und eine höhere Schnelllebigkeit des Arbeitsmarkts dazu bei, dass Headhunting immer beliebter wird. Besonderes im Bereich der Telekommunikation, dem Finanzsektor, der Medizintechnik und der Automobilbranche wird intensiv nach Fach- und Führungskräften gesucht.
In allen Wirtschaftszweigen sind vor allem Digitalexperten gefragt. Diese klugen Köpfe der IT sollen die Unternehmen bei ihrer digitalen Transformation unterstützen.
Fazit
Nur wenige haben die Chance, in ihrer Karriere von einem Headhunter kontaktiert zu werden. Wir haben dir einen Einblick gegeben, Headhunting besser zu verstehen. Dazu helfen dir unsere Tipps im Umgang mit dem Headhunter und klären dich auf, wie du schwarze Schafe entlarven kannst. Wir wünschen dir viel Erfolg bei der Umsetzung und hoffen, dass bald ein Headhunter auch dich im Visier hat!