Mythos Meditation – spiritueller Esoterik-Kram oder wirksame Methode?

Meditation vs. Strandurlaub

Urlaub. Was gibt es Schöneres? Wenn es um unsere Erholung vom täglichen Arbeitsstress geht, ist ein Strandurlaub doch ideal. Den ganzen Tag faulenzen, in der Sonne liegen, ein kaltes Getränk schlürfen und am besten noch Musik dazu hören, das Leben kann so schön sein!

Dann geht es frisch erholt wieder in den Alltag und mit Energie zurück an die Arbeit, in die Schule oder Uni? Eher nicht, inzwischen ist bekannt, dass wir in drei Wochen Strandurlaub bis zu 20 IQ-Punkte verlieren können (wenn man von einem durchschnittlichen IQ von 85-115 ausgeht). Man sitzt wieder im Unterricht oder am Schreibtisch und stellt fest, dass gefühlt jeder Denkprozess doppelt so lange wie normalerweise dauert und dass man sich überhaupt nicht konzentrieren kann – genau das ist der Ferien-Effekt. Aber keine Angst, wir werden nicht von Urlaub zu Urlaub dümmer. Nach ein paar Tagen mit geistiger Anstrengung normalisiert sich der IQ auch schnell wieder.

Aber wie können wir diesem Phänomen vorbeugen? Hier sind zwei Möglichkeiten: entweder entscheidet ihr euch gegen einen Faulenzer-Urlaub und für einen sportlichen Aktivurlaub (bestenfalls in Kombination mit Lesen von Fachlektüren und Rätseln), oder ihr meditiert (regelmäßig), aber vor allem in eurem Erholungsurlaub.

Erstaunliche Erkenntnisse

Ja, richtig gelesen, Meditieren. Eine amerikanische Studie hat festgestellt, dass Meditation im Urlaub unser Gehirn, unseren Körper und unser psychisches Wohlbefinden nachhaltig beeinflussen kann. Bei der besagten Studie wurden 94 Frauen im Alter zwischen 30 und 60 Jahren zufällig in zwei Gruppen geteilt. Beide Gruppen verbrachten sechs Tage in einem Resort in Kalifornien. Die eine Gruppe sollte lediglich ihren Urlaub genießen, die andere Gruppe nahm während der Zeit zusätzlich an einem Meditationsprogramm teil. Das Meditationsprogramm beinhaltete Mantra-Meditation, Yoga und Achtsamkeitsübungen. Um die Langzeiteffekte vergleichbar zu machen, waren 30 der 94 Probanden bereits in regelmäßiger Meditation geübt und nahmen als Kontrollgruppe an der Studie teil.

Ergebnisse

Alle Probandengruppen (nur Urlaub, Meditationstraining, Meditationsgeübte) zeigten bis einen Monat nach Beendigung des Urlaubs noch positive Veränderungen im Vergleich zu den Daten vor dem Urlaubsantritt. Aber lediglich die Gruppe, die an dem Meditationstraining teilgenommen hatte, zeigte langfristig weniger depressive Symptome und ein geringeres Stresslevel gegenüber den Urlaubern ohne Meditation. Und hier muss bedacht werden, dass sich die Teilnehmer bereits seit 10 Monaten wieder im (stressigen) Alltag befanden. Somit scheinen die psychologischen Effekte relativ nachhaltig zu sein. Zudem sind die positiven Auswirkungen nicht nur aus der psychologischen Perspektive zu betrachten. Es wurden klare und quantifizierbare Veränderungen in den Körperfunktionen festgestellt.

Dr. Rudolph Tanzi, Professor für Neurologie an der Harvard University sagte: „Meditation is one oft the ways to engage in restorative activities that may provide relief for our immune systems, easing the day-to-day stress of a body constantly trying to protect itself. The prediction is that this would then lead to healthier aging.”

Zusammengefasst ist also ein Urlaub mit Meditationsübungen gegenüber dem herkömmlichem Urlaub wirksamer und die Erholung und getankte Energie nachhaltiger. Das klingt doch zunächst mal gar nicht so schlecht, also warum nicht einfach mal ausprobieren?
Aber ihr kennt euch mit Meditation überhaupt nicht aus? Genau für diesen Fall haben wir euch am Ende dieses Artikels eine Kurzanleitung für Anfänger zusammengestellt, damit ihr nach eurem nächsten Urlaub möglichst lange erholt bleiben könnt. Außerdem haben wir einige allgemeine Tipps zusammengetragen, wie eure Meditation am besten funktioniert. Doch zunächst möchten wir euch noch ein paar Fakten zur Meditation vorstellen, sodass der Begriff etwas transparenter wird.

Meditation – Was ist das eigentlich genau?

Das Wort Meditation stammt aus dem Lateinischen, von meditari (nachdenken, nachsinnen, überlegen) ab und wird in vielen Religionen und Kulturen praktiziert. Ursprünglich kommt die Meditation vor allem aus dem Hinduismus und Buddhismus. Die spirituelle Praxis ist in fernöstlichen Ländern vor allen Dingen als Übung zur Bewusstseinserweiterung gedacht und ist oftmals stark mit Religion verknüpft. Im weitesten Sinne geht es bei der heutigen, im Westen etablierten Meditation vor allem um Entspannung, Erholung, Kraft, Energie und weniger Belastung bzw. einen Ausgleich zum alltäglichen Stress.

Passive Meditation

Zur passiven Meditation zählen bei uns insbesondere die Achtsamkeitsmeditation und die Konzentrationsmeditation. Bei der Achtsamkeitsmeditation werden Geistesinhalte nur beobachtet, aber nicht bewusst gesteuert. Der Meditierende lässt seinen Gedanken freien Lauf und versucht dabei, eine Position jenseits der Gedanken einzunehmen und diese von außen zu betrachten. Inzwischen ist aus der Achtsamkeitsmeditation ein ganzes Gebiet in der kognitiven Verhaltenstherapie entstanden. Die Achtsamkeitsbasierte Stressreduktion (MBSR) und die Achtsamkeitsbasierte kognitive Therapie (MBCT) sind inzwischen nachgewiesen wirksame Therapiemethoden bei verschiedensten psychischen Erkrankungen, die auch regelmäßig in der Praxis eingesetzt werden. Insbesondere, wenn es um Stressbewältigung geht, sind MBSR und MBCT bewehrte Methoden.

Bei der Konzentrationsmeditation fokussiert sich der Meditierende auf ein bestimmtes Objekt (z.B. den eigenen Atem, ein Chakra, einen Gedanken oder ein Mantra). Durch die gezielte Fokussierung soll der alltägliche Gedankenfluss gestoppt werden und der Geist sich damit beruhigen.

Aktive Meditation

Beim Tantra werden im Buddhismus und Hinduismus vor allem verschiedene Gottheiten visualisiert. In höheren Tantras können Rituale unter Einbeziehung von Sexualkraft mit einem Partner praktiziert werden. Das vage Wissen über diese Rituale führte in der heutigen westlichen Welt zu dem sogenannten Neo-Tantra, was als eine Art sexualtherapeutische Arbeit angesehen werden kann.

Yoga, das haben wir alle zumindest schon einmal gehört, mehr oder weniger gesehen und einige von euch haben es bestimmt auch schon ausprobiert oder sind bereits gar Yoga-Experten! Mit dieser aktiven, teilweise sportlichen Art der Meditation, soll die geistige Erholung beispielsweise durch verschiedene Körperhaltungen und -übungen sowie Atemtechniken erfolgen. In der heutigen Zeit wird Yoga als Fitnesstraining, als Therapieform, als Lifestyle oder eben als geistige Disziplin praktiziert. Beim Yoga geht es vor allem um die Vereinigung von Körper und Geist.

An dieser Stelle muss erwähnt werden, dass hier nur ein kleiner Einblick in verschiedene Meditationstechniken erfolgt. Es gibt noch sehr viele weitere komplexe Meditationstechniken und Rituale, alleine das Yoga bietet acht unterschiedliche Richtungen.

 

Meditation für Anfänger

Nun aber genug Fakten, jetzt geht es ans Eingemachte. Unten stehend haben wir eine Anfängerübung und ein paar allgemeine Tipps für euch zusammengestellt, wie ihr ganz einfach sofort und zu Hause mit der Meditation loslegen könnt!

Allgemeine Tipps
  • Beste Wirkung bei täglicher Durchführung
  • Meditationszeiten langsam steigern (von 5-10 Min. auf 20-30 Min.)
  • Beste Tageszeit zum Meditieren: früh am Morgen oder spät am Abend (der Geist ist noch/schon ruhiger), es kann allerdings zu jeder Tageszeit meditiert werden
  • Hilfreich, wenn die Meditation immer am selben Ort stattfindet
  • Am besten nach Norden oder Osten blickend
  • Zubehör, wie Meditationskissen, Meditationsdecke, Kerzen, Räucherstäbchen, Pflanzen usw. helfen euch dabei, in die richtige Stimmung versetzt zu werden
  • Aber nicht überbewerten: so manch einer hat auch schon an öffentlichen Plätzen, wie im Zug oder im Park tiefe Meditationserfahrungen gemacht
Einfache Meditationsübung für Anfänger in vier Schritten

1. Sitzhaltung

  • Bequeme Stellung mit geradem Rücken im Lotus-Sitz (hierfür eignet sich beispielsweise ein klassisches Meditationskissen)
  • Dieser ist besonders geeignet zur Meditation, da die Energie in einem Dreieck fließt
  • Hände auf die Knie, Handflächen nach oben, Daumen und Zeigefinger berühren sich
    Der Lotus-Sitz

    Der Lotus-Sitz

2. Zur Ruhe kommen

  • Augen schließen und den Geist bewusst für ein paar Minuten um Ruhe „bitten“
  • Gedanken nicht beachten, auf die Atmung fokussieren
  • Beobachten, wie sich eine innere Ruhe einstellt
  • Wer möchte, kann zusätzlich eine tiefe Bauchatmung durchführen (beim Einatmen den Bauch nach innen ziehen, beim Ausatmen bewusst nach außen wölben), pro Atemzug 3-4 Sekunden, Hände auf den Bauch legen und die Atmung fühlen
  • Wer möchte, kann an diesem Punkt auch Mantras wiederholen, hier wird eurer Fantasie freier Lauf gelassen, „Ich werde mutig sein…“ oder auch das klassische „OM/AUM“ können hier wiederholt werden
Das OM-Zeichen

Das OM-Zeichen

Was hat es eigentlich mit diesem „OM“ auf sich?

Die heilige Silbe „OM“ ist DAS ursprüngliche Mantra, in der Bibel heißt es: „Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und das Wort war Gott.“ Genau das soll „OM“, oder auch „AUM“ geschrieben, ausdrücken. Das A soll dem Wachzustand entsprechen, das U dem Traumzustand und das M soll den Zustand des Tiefschlafes repräsentieren. Alle zusammen sollen dann wieder die ultimative Wirklichkeit darstellen. „OM“ ist der Urklang der Mantras, aus dem alle anderen Klänge hervorgehen. Zudem repräsentiert „OM“ alle Dreiheiten: Schöpfung-Erhaltung-Zerstörung, Vergangenheit-Gegenwart-Zukunft, physischer Körper-Astralkörper-Kausalkörper usw. und wird damit als allumfassende Einheit und das kosmische Bewusstsein gesehen.

3. Meditieren

  • Jetzt kannst du einige Minuten (5-10 Min.) meditieren
  • Wenn du merkst, dass Gedanken aufkommen, solltest du dich wieder mehr auf die Atmung fokussieren

4. Beenden

  • Atem vertiefen
  • Wiederhole „OM“ dreimal laut
  • Aus der Meditation gesammelte Kraft und Energie wird in den Alltag übertragen

Wenn ihr etwas intensiver in das Thema Meditation einsteigen möchtet, könnt ihr einiges an Literatur finden und es werden sicher auch in eurer Nähe Kurse für verschiedenste Meditationsarten angeboten. Zusammenfassend lässt sich jedenfalls festhalten, dass es sich lohnt, das Ganze mal auszuprobieren – etwas schlimmeres als eine Zerrung beim Yoga kann dabei schließlich nicht passieren! Ich freue mich auf positive Kommentare von hoffentlich bald tiefenentspannten Lesern!

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