Tage, an denen Langeweile auftritt, gibt es wohl in jedem Arbeitsalltag. Selbst in den größten Firmen macht sich manchmal ein Sommerloch breit, es mangelt einfach an Aufträgen oder spannenden Aufgaben. Solche Tage können kommen, aber meistens verschwinden sie auch genauso schnell wieder. Doch was, wenn nicht? Wenn die Langeweile eben doch nicht mehr verschwindet, sondern langsam aber sicher den Alltag im Büro übernimmt und zum Dauerzustand wird?
So mancher mag sich jetzt denken: „Geld kriegen fürs Nichtstun, das hätte ich auch gerne“ oder „Langeweile, davon kann ich nur träumen“. Die fehlende Auslastung und ständige Unterforderung führen dazu, dass die Betroffenen sich überflüssig, nutzlos und nach und nach unfähiger fühlen.
Denn die Langeweile kann gefährlich werden – sowohl physisch als auch psychisch. Es kann zu einem Boreout führen. Wie sich die Symptomatik eines Boreouts äußerst, welche Ursachen für die Langeweile im Job häufig auftreten und was für Tipps gegen die Langeweile im Büro helfen, haben wir für dich in diesem Artikel zusammengetragen!
Die Symptomatik eines Boreouts
Der Begriff Burnout sollte heutzutage jedem ein Begriff sein. Die chronische Überforderung im Beruf, zu viel Stress und Arbeit führen nicht selten zu psychosomatischen Symptomen wie Antriebslosigkeit, Schlafstörungen, Depressionen, Kopf- und Rückenschmerzen, Tinnitus und Magen-Darmleiden.
Dass die gleichen Symptome auch bei der Gegenteiligen Symptomatik, dem Boreout, auftreten ist den meisten Menschen nicht bekannt. Dabei ist Boreout ein weit verbreitetes Phänomen in der Arbeitswelt und bezeichnet das Leiden an Desinteresse, Langeweile und Tatenlosigkeit. Die Zahlen sprechen für sich! Jeder siebte Deutsche leidet unter der Symptomatik eines Boreouts.
Jedoch ist die berufliche Erfüllung, das Streben nach Erfolgund das Gefühl etwas Sinnvolles für die Gesellschaft beizutragen, ein grundlegendes Bedürfnis jedes Menschens. Werden Arbeitnehmende nicht hinreichend für ihre Tätigkeiten gelobt und wertgeschätzt, führt dies zu einem gesteigerten Frusterleben.
Der Boreout Symptome Test
Treffen auf dich mindestens fünf der untengenannten Punkte mit der Antwort „Ja“ zu, so kannst du davon ausgehen, dass auch du unter einem Boreout leidest.
- Ertappst du dich häufig dabei, nur so zu tun als würdest du arbeiten, aber eigentlich hackst du bloß auf deinen Laptop sinnlos in die Tasten?
- Hast du schon des Öfteren darüber nachgedacht deinen Job zu wechseln, jedoch macht dir dieser Gedanke Angst?
- Bist du der Meinung, dass du deine Arbeit wesentlich schneller erledigen könntest als es momentan der Fall ist?
- Ist es des Öfteren der Fall, dass du während des Arbeitstages private E-Mails verschickst?
- Hast du schon manchmal deinen eigenen Urlaub geplant, private Zugfahrten gebucht oder andere private organisatorische Dinge, während den Arbeitszeiten erledigt?
- Kommt dir deine eigene Arbeit häufig als sinnlos vor?
- Macht dich der Gedanke, dass du morgen wieder arbeiten gehen musst, unglücklich?
- Wenn du nach dem Feierabend nach Hause kommst, bist du dann des Öfteren unglücklich und müde, auch wenn du keinen eigentlichen Stress auf der Arbeit erlebt hast?
- Bist du auf der Arbeit des Öfteren unmotiviert, lustlos und identifizierst dich nur wenig bis gar nicht mit deiner Arbeit?
- Fühlst du dich während der Arbeit kognitiv unterfordert und gelangweilt?
Ursachen für Unterforderung am Arbeitsplatz
Boreout tritt vor allem bei Arbeitnehmern in Dienstleistungs- und Verwaltungsjobs auf. Gerade dort werden einige Arbeitsabläufe durch eine Software übernommen. Und durch die hauptsächliche Arbeit am Laptop oder Computer fällt die „Arbeitslosigkeit“ oft nicht auf, da Betroffene weiterhin geschäftig tun können.
Und nein, dies machen sie nicht, um weiterhin wenig Aufgaben zu erhalten, sondern um genau das zu verstecken. Wenn alle Kollegen um einen herum den ganzen Tag tatkräftig arbeiten und eventuell sogar Überstunden schieben, man selbst aber nichts zu tun hat, entsteht ein schlechtes Gewissen.
Dass man selbst Langeweile hat, fühlt sich wie Versagen an und dies möchte man natürlich ungern offen zugeben. Gerade in Deutschland fällt es vielen schwer, Versagen oder Untätigkeit offen zu kommunizieren. Wohingegen mit Burnout durch Überlastung in unserer Leistungsgesellschaft schon beinahe geprahlt werden kann, da Leistungsdruck und auch Burnout als Krankheitsbild anerkannt wird.
Langeweile, also auch Boreout, wird als selbst verschuldet wahrgenommen. Denn wer, wenn nicht man selbst, könnte dafür verantwortlich gemacht werden? Es werden also eigene Taktiken entwickelt, um beschäftigt auszusehen, aber eigentlich tippt man nur Privates oder Sinnfreies vor sich hin.
Tipps gegen Langeweile im Büro
Der erste Schritt, wie bei jeder anderen psychischen Störung auch, ist zunächst die Selbsterkenntnis. Wird dir bewusst, dass du an einer bestimmten Problematik leidest, so kannst du auch aktiv dagegen vorgehen. Jedoch bietet das bloße Bewusstsein, dass sich etwas ändern muss, noch keine Klarheit über das konkrete Vorgehen.
Es empfiehlt sich deshalb, zunächst einmal ein Tagebuch anzufertigen, in dem du täglich dokumentierst, womit du täglich deine Zeit auf der Arbeit verbringst. Versuche aufzuschreiben was dich langweilt, wie viel Zeit du zum Erledigen der Aufgaben brauchst und was dir Freude bei deiner Arbeit bereitet.
Wird die Aufgabenflaute zum Alltag, solltest du schleunigst über deinen Schatten springen und das Gespräch mit dem Vorgesetzten suchen. Denn durch den eigenen Vertuschungsversuch hat dieser vielleicht gar nicht mitbekommen, dass du dich langweilst. Also ab zum Chef, nach neuen Aufgabenbereichen fragen, oder sich erkundigen, ob jemand im Team Unterstützung braucht.
Oder aber direkt eigene Lösungsvorschläge und Input einbringen. Doch manchmal bringt selbst das nichts und die Hilfe von Vorgesetzten oder Kollegen bleibt aus. Es geht also weiter mit den langweiligen Tagen und To-Do-Listen, die ungefüllt bleiben.
Ein weiterer Lösungsansatz wäre natürlich, die Arbeitsstunden zu reduzieren und so das Aufgabenpensum, flexibel oder langfristig, anzupassen. Immer noch gilt Arbeitszeit als Indikator für produktive und gute Arbeit. Wer also jeden Tag als Letzter das Büro verlässt, wirkt nach außen als fleißigster Mitarbeiter.
Wenn dieser aber nebenbei seinen Urlaub plant oder bei eBay nach Schnäppchen sucht, kriegt das niemand mit. Dabei könnte man die Arbeitszeit doch viel mehr als Motivator sehen: Feierabend ist, wenn die To-Do-Liste des Tages abgehakt ist. Wenn dies dann manchmal schon um 15 Uhr erledigt ist, kommt Freude auf. Aber stattdessen sitzen die Mitarbeiter, dank der „deutschen Einstellung“, die restliche Zeit bis zum offiziellen Feierabend ab.
Wenn alles nicht hilft, bleibt nur noch der Jobwechsel. Doch, wie manche vielleicht selbst schon erlebt haben, ist das nicht immer so einfach. Besonders, wenn du mit einem Boreout zu kämpfen hast, vergisst du meist, wo deine eigenen Stärken liegen.
Denn obwohl auf der Arbeit nichts zu tun ist, stecken die Gedanken im Teufelskreis fest. Was wünsche ich mir? Einfach arbeiten – irgendwas! Das kann nun aber auch nicht die Lösung sein. Worin bin ich gut? Wo liegen meine Talente und Interessen? Oftmals geht das eigene Bewusstsein für diese Punkte im Alltag mit Boreout verloren.
Fazit
Dir bewusst zu werden, dass du aus diesem Teufelskreis ausbrechen musst, ist manchmal ein langer Weg. Bis du die eigene Situation in die Hand nimmst und anpackst, können einige Monate vergehen. Denn schließlich denkst du dir erstmal: „Das geht schon vorbei, nächsten Monat kommen wieder mehr Aufgaben“.
Wenn du den Gedanken aber dann Monat für Monat für Monat erneut hast, sollte schnellstens etwas passieren! Denn lieber man ergattert einen neuen Job für eventuell weniger Geld, anstatt sich jeden Tag zu langweilen. Deine Gesundheit – sowohl physisch als auch psychisch – wird es dir danken. Also: Nimm allen Mut zusammen und breche aus dem Teufelskreis aus!*
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*Aus Gründen der leichteren Lesbarkeit wird in dem vorliegendem Artikel die gewohnte männliche Sprachform bei personenbezogenen Substantiven und Pronomen verwendet. Dies impliziert jedoch keine Benachteiligung des weiblichen Geschlechts, sondern soll im Sinne der sprachlichen Vereinfachung als geschlechtsneutral zu verstehen sein.