Wie verstehe ich meinen Chef? Auf unterschiedliche Führungsstile richtig reagieren

Das Führungsverhalten von Managern ist sehr verschieden. Unterschiedliche Menschen legen auf unterschiedliche Dinge wert. Wer einige Jahre in einem Team unter einem Vorgesetzten gearbeitet hat, hat sich oft an dessen Führungsstil gewöhnt. Gerade wenn es für den Mitarbeiter der erste Job nach dem Berufseinstieg ist, fehlt oft jedes Verständnis dafür, dass nicht jeder Chef so ist wie der aktuelle Vorgesetzte.

Probleme treten vor allem dann auf, wenn man in ein anderes Team wechselt. Vielleicht hast du es auch schon einmal erlebt, du wechselst in einen anderen Fachbereich oder sogar ein anderes Unternehmen. Auf einmal hast du den Eindruck, dass deine Arbeit nicht mehr richtig wertgeschätzt wird.

Oft liegt das daran, dass dein neuer Vorgesetzter einen anderen Führungsstil hat. Dinge, die deinen alten Chef überhaupt nicht interessiert haben, sind deinem neuen Chef sehr wichtig. Was bei deinem alten Chef sehr gut funktioniert hat, stößt bei deinem neuen Chef vielleicht nur auf Gleichgültigkeit.

Um in unterschiedlichen beruflichen Situationen erfolgreich zu sein, ist es wichtig, unterschiedliche Führungsstile zu erkennen und das eigene Verhalten daran anzupassen. Dafür kann man zwei Grundtypen von Vorgesetzten unterscheiden – nennen wir sie den Micromanager und den High-Level-Manager.

Der Micromanager

Der Micromanager will immer alles ganz genau wissen. Er wird unruhig, wenn er nicht genau versteht, was seine Mitarbeiter machen. Er ist oft besorgt, dass die Dinge nicht so laufen, wie er sich das wünscht. Gerade junge, ambitionierte Führungskräfte sind oft Micromanager. Sie sind noch etwas unerfahren und fragen sich ständig, ob ihre Mitarbeiter zurechtkommen und das Richtige tun.

Micromanager werden von ihren Mitarbeitern oft als unangenehm empfunden. Man fühlt sich schnell überwacht und kontrolliert, wenn man mit einem Micromanager zusammenarbeitet. Schnell hat man den Eindruck, dass der eigene Chef einem nicht richtig vertraut.

Dabei kannst du mit einem Micromanager als Vorgesetzten sehr gut auskommen. Es ist vor allem wichtig zu verstehen, was ihm wichtig ist: Er möchte genau verstehen, was vor sich geht. Er möchte das Gefühl haben, die volle Kontrolle zu haben über alles was geschieht. Du kannst genau an diesen Punkten ansetzen.

Folgende Tipps können dir helfen, um gut mit einem Micromanager zusammenzuarbeiten:

  • Vereinbare regelmäßige Termine mit ihm, um ihn über deine Arbeit zu unterrichten und ihm das Gefühl zu geben, eng an dir dran zu sein
  • Schicke ihm regelmäßig Zwischenstände deiner Arbeit zur Durchsicht, damit er oft die Möglichkeit hat dir Feedback auf deine Arbeit zu geben
  • Stimme dich auch bei kleineren Entscheidungen mit ihm ab; ein Micromanager möchte auf keinen Fall überrascht werden, binde ihn möglichst eng in Entscheidungen ein
  • Schreibe ihm am Ende jeder Woche eine Status-E-Mail, in der du die wichtigsten Ergebnisse deiner Arbeit in der letzten Woche beschreibst und deine Prioritäten für die nächste Woche ausführst

Du musst deinem Micromanager das Gefühl geben, immer die volle Kontrolle zu haben über das, was du tust. Gib ihm dieses Gefühl und du wirst in deinem Team erfolgreich sein.

Der High-Level-Manager

Der High-Level-Manager hat eine ganz andere Einstellung. Er ist der Auffassung, dass seine Mitarbeiter am besten wissen, wie sie ihre Arbeit ausführen sollen. Er will ihnen alle Freiräume geben, die sie brauchen, damit sie ihre Arbeit erfolgreich erledigen können.

Vorgesetzte mit diesem Führungsstil sehen sich eher als Sparringspartner für ihre Mitarbeiter und weniger als deren Kontrolleure. Sie wollen nur dann eingreifen, wenn sie wirklich benötigt werden. Ihre Rolle sehen sie eher in der Festlegung der übergeordneten Ziele und Prioritäten ihrer Teams.

Einem High-Level-Manager ist es wichtig, dass alle Mitarbeiter mit einer hohen Selbstständigkeit arbeiten. Er erwartet von ihnen, dass sie von sich aus neue Ideen einbringen und nicht nur Aufgabenlisten abarbeiten.

Sein lockerer Führungsstil ist nicht mit Desinteresse zu verwechseln. Wenn es Schwierigkeiten gibt, möchte auch er informiert werden und dazu beitragen, für das Problem eine Lösung zu finden. Er erwartet aber von seinen Mitarbeitern, dass sie das auch alleine können.

Mit einem High-Level-Manager als Chef können dir die folgenden Tipps helfen:

  • Vermeide unbedingt, dass es Missverständnisse mit deinem Chef darüber gibt, an welchen Themen du gerade arbeitest; ein High-Level-Manager verliert schnell das Vertrauen in seine Mitarbeiter, wenn er das Gefühl hat, sie setzen falsche Prioritäten
  • Vereinbare dafür einmal im Monat ein Gespräch mit deinem Vorgesetzten, in dem du mit ihm klare Ziele für den nächsten Monat abstimmst
  • Bereite dich auf die seltenen Gespräche mit deinem Vorgesetzten sehr gut vor, eine präzise und effektive Kommunikation ist entscheidend
  • Mache dir regelmäßig Gedanken darüber, wie du deine Themen selbst weitertreiben kannst; warte nicht darauf, dass dir dein Vorgesetzter detaillierte Aufgaben gibt sondern entwickle eigene Ideen
  • Bitte ihn mindestens einmal im Quartal um ein Feedback-Gespräch, damit du eine Rückmeldung von deinem Vorgesetzten bekommst wie er deine Arbeit wahrnimmt

Natürlich ist kein Vorgesetzter wie der andere und diese Tipps können nur allgemeine Hilfestellungen sein. Versuche, dich immer in deine Kollegen hineinzuversetzen und zu verstehen, was ihnen in der konkreten Situation wichtig ist.

Für deinen beruflichen Erfolg ist es sehr wichtig, dass du dein Verhalten an den Führungsstil deiner Vorgesetzten anpasst. Verstehe, dass Menschen unterschiedlich sind und andere Präferenzen und Führungsstile haben. Du brauchst dich nicht zu verstellen, aber du kannst dich bemühen, auf deinen Vorgesetzten zuzugehen.

 

Ein Gastbeitrag des Teams von deinberufserfolg.de. „Dein Berufserfolg“ hilft Berufseinsteigern und Young Professionals, in den ersten Berufsjahren erfolgreich zu sein.

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