Jenseits der 40 auf Jobsuche

Jenseits der 40 auf Jobsuche Altersdiskriminierung

Altersdiskriminierung – Diese Hindernisse tauchen schon in den Stellenanzeigen auf

Arbeiten in einem “jungen, dynamischen Team” mit “flachen Hierarchien” – als Berufseinsteiger oder junger Arbeitnehmer sind solche Stellenbeschreibungen vermutlich Musik in deinen Ohren und motivieren dich zu einer Bewerbung. Aber wie ist es, wenn du älter bist?

Sobald du bereits jenseits der 40 und auf Jobsuche bist, gibt es für dich bei einer solchen Stellenausschreibung zwei Herangehensweisen: Entweder schreckt dich das “junge Team” ohnehin schon ab und du vergisst diese Stelle ganz schnell wieder. Oder aber du fühlst dich auch mit ein paar Jährchen mehr auf dem Buckel noch jung und dynamisch und schickst deine Bewerbung los. Im zweiten Fall sind Ärger und Enttäuschung ebenfalls möglich – wenn du nämlich eine Absage erhältst, die mit nichts anderem begründet ist, als deinem Alter. Obwohl im Absageschreiben diese Formulierung nie so direkt stehen würde, bist du dir dessen sicher.

Denn laut Gesetz darf ein Unternehmen seine Bewerber nicht auf Basis ihres Alters auswählen. Das läuft unter Altersdiskriminierung und ist durch das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz (AGG) verboten. Unternehmen selbst wissen das. Stattdessen liest du als Bewerber entweder Standardformulierungen oder Aussagen:

„Leider müssen wir Ihnen für die ausgeschriebene Position als XY absagen. Wir befüchten, dass Sie nicht in unser Team passen.“

Schutz vor jeder Art der Diskriminierung: Das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz

Altersdiskriminierung? Ja – Diskriminierung bezieht sich nicht nur auf die Hautfarbe, Herkunft, Religion oder das Geschlecht. Du kannst auch wegen des Alters diskriminiert werden. Zahlreiche Arbeitnehmer in ihren eigentlich besten Jahren können von Altersdiskriminierung bei der Stellensuche trotzdem ein Lied singen: Für sie ist es schwierig auf dem Arbeitsmarkt wieder Fuß zu fassen, wenn sie einmal ihren Job verloren oder gekündigt haben – selbst wenn es sich um hoch qualifizierte Fachkräfte handelt.

Jenseits der 40 auf Jobsuche

© Simon Wijers

Knapp 8.000 altersdiskriminierende Stellenanzeigen auf Jobbörse entdeckt

Dass Altersdiskriminierung bereits in den Stellenanzeigen anfängt, hat die Metajobsuchmaschine Joblift herausgefunden: In 0,7 Prozent aller Stellenanzeigen auf dieser Suchmaschine stößt du auf Formulierungen, die gemäß einem Urteil des Bundesarbeitsgerichts vom 24.01.2013 eine Diskriminierung älterer Bewerber vermuten lassen. In solchen Stellenanzeigen wird zum Beispiel spezifisch nach “Hochschulabsolventen” oder “Young Professionals” gesucht. Auch den Hinweis auf ein “junges Team” könntest du als altersdiskriminierend verstehen: Als älterer Arbeitnehmer hast du so weniger Anreiz, dich zu bewerben, obwohl du womöglich alle fachlichen Voraussetzungen erfüllst.

Die von Joblift erhobenen Daten zeigen, dass du dich insbesondere auf Jobsuche in den Bereichen Gastronomie und Hotellerie sowie als Systementwickler oder Verwaltungsangestellter mit altersdiskriminierenden Stellenanzeigen konfrontiert sehen könntest.

Jenseits der 40 auf Jobsuche - Gastronomie-Job

© Michael Browning

An ältere Bewerber richten sich nur 0,02 Prozent aller Jobangebote

Lediglich in 209 Stellenanzeigen – bei einer Gesamtzahl von 1.140.234 Ausschreibungen – wirst du dazu aufgerufen, dich auch im Alter von 40plus zu bewerben. Das ergibt einen Prozentsatz von nur 0,02 Prozent. Als älterer Bewerber bist du laut der Metajobsuchmaschine insbesondere in klassischen Ausbildungsberufen wie Friseur, Klempner und Berufskraftfahrer oder in ungelernten Berufen wie Reinigungskraft und Küchenhilfe willkommen.

Junge Talente sind in der Digitalbranche besonders beliebt

Google, einer der beliebtesten Arbeitgeber der Digitalbranche, ist gerade erst in den USA wegen Altersdiskriminierung angeklagt worden: Eine 47-jährige Systemprogrammiererin bezichtigt den Konzern, sie aufgrund ihres Alters abgelehnt zu haben. Ein Blick auf die Jobliftdaten verrät, dass die Digitalbranche auch in Deutschland verhältnismäßig viele altersdiskriminierende Stellenanzeigen veröffentlicht: Von insgesamt 29.482 Jobs in diesem Berufszweig enthalten 603, das heißt 2 Prozent, altersdiskriminierende Elemente. Wenn du also im digitalen Umfeld auf Jobsuche bist, ist es dreimal so wahrscheinlich, dass du auf altersdiskriminierende Stellenanzeigen stößt, wie auf dem gesamten Arbeitsmarkt.

Es bleibt jedoch fraglich, wie lange sich dieser Trend noch halten kann. Schließlich, wie wir bereits im Interview mit Rolf Dindorf festgehalten haben, befinden wir uns in einem demografischen Wandel. Zwangsläufig wird der Arbeitsmarkt künftig mit älteren Talenten – eben die Arbeitnehmer 40plus – gefüllt sein. Und wie das Interview zeigt, haben auch diese Arbeitnehmer Qualitäten, von denen jedes Unternehmen nur profitieren kann.